Neue Studie: Herzforschung bleibt Männer-Domäne
In diesem Zusammenhang bin ich kürzlich auf eine neue Studie der University of Pennsylvania in den USA gestoßen. Sie hat nachgewiesen, dass Frauen auch im Bereich der Forschung zu Herzerkrankungen – im speziellen zur Herzinsuffizienz und Transplantations-Kardiologie – deutlich unterrepräsentiert sind. Laut der Untersuchung stammen weniger als 20 Prozent aller wissenschaftlicher Veröffentlichungen in diesem Bereich von weiblichen Autoren.Dabei beschränkte sich die Studie nicht nur auf den US-amerikanischen Bereich. Für Europa lagen die Zahlen sogar noch darunter. Und dass, obwohl bei uns in Deutschland aktuell rund 70 Prozent aller Medizin-Studenten Frauen sind.
Weniger Forscherinnen – Weniger Patientinnen
Schon für sich allein besehen, ist dieses Ergebnis bedauernswert. Die Wissenschaftler aus Pennsylvania fanden aber auch heraus, dass bei Studien, die von Frauen durchgeführt wurden, ausnahmslos auch eine größere Anzahl an weiblichen Teilnehmern dabei war. Die Autoren sprachen darum von einer Art Schnellballeffekt: Durch mehr Autorinnen würde sich auch die Anzahl von Teilnehmerinnen in klinischen Studien erhöhen und damit zu einer Verbesserung der Gleichstellung der Geschlechter in der Herz-Kreislauf-Medizin sorgen.Das Frauen-Herz schlägt anders
Ich kann dies nur ausdrücklich unterstützen und meine Kolleginnen auffordern: Forschen Sie und publizieren Sie. Denn Herzerkrankungen und selbst ein Herzinfarkt müssen nicht zwangsläufig tödlich enden, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt werden.Darum an dieser Stelle abschließend auch noch einmal der dringend Hinweis: Der Herzinfarkt äußert sich bei Frauen häufig anders als bei Männern: Neben den klassischen Symptomen wie Schmerzen im Brustraum, die in weitere Körperregionen ausstrahlen, klagen Frauen häufig über allgemeine Krankheitszeichen wie Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Rücken- oder Nackenschmerzen, Kiefer- und Halsschmerzen sowie Beschwerden im Oberbauch. Auch die Schmerzen im Brustraum empfinden Frauen anders. Weniger als Stechen – wie bei Männern – und eher als ein Druck- oder Engegefühl.
Zudem bemerken Frauen oftmals schon Tage oder Wochen zuvor, dass etwas nicht stimmt. Zu den typischen Warnzeichen zählen dabei Müdigkeit, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, Verdauungsstörungen, Taubheitsgefühl in den Armen sowie Schmerzen im Rücken oder in den Beinen.
Liebe Leserinnen, nehmen Sie das bitte nicht auf die sprichwörtliche leichte Schulter. Gehen Sie bei jedem Verdacht zu dem Arzt Ihres Vertrauens. Lieber einmal zuviel, als das entscheidende Mal zu wenig. Das kann ihr Leben retten.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.