Metformin - Teil 1: Wie es wirkt Tesa Robbins auf Pixabay
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Metformin - Teil 1: Wie es wirkt

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Metformin ist wahrscheinlich das bekannteste Medikament zur Behandlung der Typ II Diabetes. Es ist ein sogenanntes Biguanid. Dieses rezeptpflichtige blutzuckersenkende Medikament ist seit 1958 auf dem Markt erhältlich. Es gilt seit Jahrzehnten als Medikament der Wahl vor allem auch bei Übergewicht, wenn sich die Blutzuckerwerte nicht allein durch ein Umstellen der Ernährung und durch mehr Bewegung ausreichend verbessern.
Metformin ist insgesamt sehr gut an Menschen erforscht. Es wird jährlich weltweit an über 100 Millionen Menschen verschrieben.

Wie wirkt Metformin?

Metformin wirkt vorwiegend in der Leber und hemmt die Neubildung von Glukose beziehungsweise von Zucker. Zudem senkt es die Aufnahme von Zucker aus dem Darm. Auch die Körperzellen regieren wieder besser auf Insulin. Diese drei Mechanismen senken den Anstieg des Blutzuckers nach dem Essen.

Ein großer Vorteil von Metformin ist, dass es nicht die Insulinfreisetzung beeinflusst und somit nicht die Gefahr einer Unterzuckerung mit sich bringt. Metformin verbessert den Blutzucker auch durch eine direkte Wirkung auf den Darm und auf das Gehirn. Es aktiviert das sogenannte AMPK-Enzym, das die Fettverbrennung angekurbelt und die Bildung von Cholesterin hemmt. AMPK spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des zellulären Energiestoffwechsels. Zudem senkt Metformin den Spiegel des Wachstumshormons IgF-1. Das führt zu einer Verminderung der Zellteilungsvorgänge und hat somit auch günstige Effekte auf den Erhalt der Telomere.

Forscher gehen heute davon aus, dass Metformin wahrscheinlich als ein „CR-Mimetikum“ - also als kalorienminierend - wirkt. Weniger zu essen, heißt länger zu leben. Fasten ist eine präventiv medizinische Maßnahme. Und genau so scheint Metformin zu wirken. Es ahmt die Effekte von strengem Fasten nach.

Gesicherte Effekte von Metformin

Mit diesen Eigenschaften senkt Metformin das Risiko für Herzkrankheiten, beugt Krebs vor und verbessert die kognitive Leistungsfähigkeit. Metformin ist also ein bewährter Klassiker, ein sicheres und modernes Medikament, das allein oder auch in Kombination mit anderen antidiabetischen Wirkstoffen eingesetzt werden kann.

Doch Metformin kann noch mehr. Im Berliner Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik wurde in Labortests festgestellt, dass Metformin eine sehr gute Wirkung bei Patienten zeigt, die bereits eine Alzheimer Erkrankung haben oder im Begriff sind gerade eine solche Krankheit zu entwickeln. Bekanntlich gilt die Alzheimerscher Demenz bisher als unheilbar, und auch die zu Grunde liegenden Mechanismen sind letztlich nicht vollständig geklärt. Metformin aktiviert, so die Forscher, ein Enzym, das für die Gesunderhaltung von Nervenzellen eine wichtige Rolle spielt.

Metformin hilft auch bei der Hautgesundheit: Mehrere Studien zeigen besonders positive Effekte bei Akne und Acanthosis nigricans. Bei letzterer handelt es sich um eine Gruppe klinisch ähnlicher Hauterkrankungen unterschiedlicher Entstehung mit symmetrischen, schmutzig braunen bis grauen Hautveränderungen, die oft in den Achselhöhlen, Gelenkbeugen, im Nacken oder in der Leistenregion auftreten.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Metformin ist in Deutschland ein verschreibungspflichtiges Medikament und kann auch Nebenwirkungen haben. Diese sind allerdings sehr selten. So können Bauchschmerzen, Völlegefühl, Durchfall und ganz selten Erbrechen auftreten. Appetitverlust ist eine relativ häufige Nebenwirkung, die bei übergewichtigen Diabetikern klinisch natürlich auch erwünscht sein kann. Mit anderen Worten, das Hungergefühl wird weniger. Nicht selten ist ein Gewichtsverlust zu beobachten. Wichtig: Metformin sollte nicht gleichzeitig mit größeren Mengen Alkohol eingenommen werden. Es besteht nämlich dann die Gefahr einer Laktatazidose. Besondere Vorsicht ist also geboten bei alkoholabhängigen Personen. Bei Langzeiteinnahme kann eine Senkung der B6 und B12 -Spiegel einsetzen. Metformin als verschreibungspflichtiges Medikament sollte also niemals auf eigene Faust und ohne Konsultation eines Arztes genommen werden.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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