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Gesund mit Diehm

Gastritis – Das kann einem übel aufstoßen

Magenbeschwerden zählen zu den am häufigsten dokumentierten Diagnosen in deutschen Arztpraxen. Und nicht immer ist falsche Ernährung schuld. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Die typischen Beschwerden einer akuten Magenschleimhautentzündung – auch Gastritis genannt – kennt wahrscheinlich jeder von Ihnen: Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Sodbrennen, Aufstoßen und Gewichtsverlust.

Die verschiedenen Formen der Gastritis

Eine Entzündung der Magenschleimhaut entsteht, wenn dessen natürliche Schutzschicht angegriffen oder zu viel Magensäure produziert wird. Typische Auslöser dafür sind Nikotin, Alkohol, Kaffee oder zu scharfes Essen. Auch psychologische Faktoren wie Stress spielen häufig eine Rolle. Bei dieser auch reaktive Gastritis genannten Form tritt nicht selten nach entsprechender Schonung des Magens schon nach kurzer Zeit Besserung ein. Manchmal kann eine Gastritis aber auch chronisch werden.

In den weitaus meisten Fällen ist dafür dann eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori verantwortlich, der durch Speichel oder die gemeinsame Benutzung einer Toilette mit einem bereits infizierten Patienten übertragen werden kann. Daneben können auch andere Bakterien, Autoimmunerkrankungen oder Medikamente – insbesondere Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen – eine chronische Magenschleimhautentzündung verursachen. Eine wiederholte akute Gastritis kann ebenfalls chronisch werden.

Der Stand der Wissenschaft

Weltweit sind die Ursachen der Gastritis heute hinreichend wissenschaftlich erforscht. In den vergangenen Jahren wurde dabei insbesondere der Bedeutung von falscher Ernährung sowie psychosomatischen Faktoren bei der Entstehung einer Gastritis erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet.

Neben typischen Hausmitteln wie einem entzündungshemmenden Kamillentee, einem beruhigenden Melissen- oder Hopfenblütentee oder Haferschleim zum Schutz der Magenschleimhaut gibt es heute auch zahlreiche, bewährte Medikamente. Dazu zählen sogenannten Antazida zur Neutralisation der aggressiven Magensäure oder Protonenpumpenhemmer. Sie reduzieren die Magensäureproduktion dauerhaft, sind jedoch nicht ohne Nebenwirkungen. Gegen den Helicobacter pylori hilft zudem eine Therapie mit Antibiotika.

Vorsicht bei chronischem Verlauf der Gastritis

Allerdings rate ich insbesondere bei wiederkehrender Gastritis dringend von Nachlässigkeit und Selbstmedikation ab. Bitte sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt an. Gerade eine chronische Gastritis verläuft oft schleichend. Zwar verschaffen Ihnen die genannten Mittel kurzfristige Linderung, jedoch sollte hier unbedingt der Auslöser der Erkrankung ermittelt und behandelt werden. Sonst steigt durch die ständige Reizung der Magenschleimhaut das Risiko eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs bis hin zum Magenkrebs signifikant an.

Eine Studie aus Finnland hat dazu bereits vor einigen Jahren belegt, dass bei 11 Prozent aller Patienten mit einer chronischen Gastritis in den darauf folgenden zehn Jahren ein Magengeschwür nachgewiesen werden konnte. Bei der Vergleichsgruppe ohne Gastritis lag die Wahrscheinlichkeit bei unter einem Prozent.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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