Dabei wird der Tinnitus von den Betroffenen ganz unterschiedlich beschrieben. Während die einen ihn mit einem Klingeln, Brummen, Pfeifen, Zischen oder Rauschen vergleichen, sprechen andere von einem Knacken oder Klopfen. Das Geräusch kann gleichbleibend auftreten, schwanken oder sogar pulsieren.
Volksleiden Tinnitus
Aufgrund der hohen Dunkelziffer und unterschiedlicher Erhebungsmethoden, ist es so gut wie unmöglich, belastbare Zahlen über die Verbreitung von Tinnitus zu erhalten. Man geht jedoch davon aus, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung der Industrieländer einmal in ihrem Leben von Tinnitus betroffen sind. In Deutschland nehmen laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts mehr als 15 Prozent aller über 65-jährigen ständig und über eine längere Zeit die störenden Ohrgeräusche wahr.Erschreckend ist dabei jedoch, dass die Zahl der Tinnitus-Patienten Jahr für Jahr weiter zunimmt.
Wie kommt es zum Tinnitus
Genauso vielfältig wie die wahrgenommenen Tinnitus-Geräusche sind seine möglichen Ursachen. Sie reichen von Tauchunfällen, über ein Schall- oder Knalltrauma, einen Tumor am Gehörnerv oder Erkrankungen des Innenohrs bis hin zum ebenfalls immer häufiger vorkommenden Hörsturz. Auch viele Schwerhörige sind von einem Tinnitus betroffen.Inzwischen sind sich die Wissenschaftler nicht einmal mehr einig, ob der Tinnitus – wie lange angenommen wurde – im Innenohr entsteht, oder im Gehirn. Für letzteres sprechen Versuche, bei denen der Tinnitus auch nach einem Durchtrennen des Hörnervs fortbestand.
Mit modernen bildgebenden Verfahren konnte zudem nachgewiesen werden, dass bei Tinnitus-Patienten besonders hohe Aktivitäten in verschiedenen Arealen des Gehirns vorliegen.
Hoher Leidensdruck – schwierige Behandlung
Allen Tinnitus-Patienten gleich ist ihr hoher Leidensdruck. Die Ohrgeräusche, die in der Regel besonders in Ruhephasen besonders laut und eindrücklich auftreten, verursachen Schlafstörungen und Angstzustände, die sogar zu Depressionen und zur Arbeitsunfähigkeit führen können.Auch besteht ein enger Zusammenhang zwischen Tinnitus und erhöhtem Blutdruck. Zum einen kann Tinnitus auf einen erhöhten Blutdruck hinweisen, zum anderen kann erhöhter Blutdruck für die Entstehung eines Tinnitus mitverantwortlich sein.
Leider gibt es bis heute auch noch keine universelle Therapie gegen den Tinnitus. Bei uns in Deutschland haben viele Ärzte gute Erfahrungen mit Vitamin-E-Präparaten oder Magnesium gemacht. Allerdings sollte man diese Nahrungsergänzungen nicht im Selbstversuch, sondern nur nach Rücksprache mit seinem Arzt zu sich nehmen.
Sollte gleichzeitig eine Schwerhörigkeit vorliegen, gibt es inzwischen auch Hörgeräte, die den Tinnitus mit einer Art Gegengeräusch „überlagern“.
Mein Tipp: Wenn Sie unter Tinnitus leiden, versuchen Sie Stress und zu große Lautstärken zu vermeiden. Lenken Sie sich ab, vielleicht auch durch leise Hintergrundmusik. Oft verschwindet der Tinnitus nämlich bereits nach wenigen Wochen wieder. Sollte er doch länger auftreten, sprechen Sie mit einem Arzt Ihres Vertrauens darüber.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.