Tinnitus – Formen, Ursachen, Symptome Ketut Subiyanto / Pexels
Tinnitus: Alle Infos im Überblick

Tinnitus – Formen, Ursachen, Symptome

Etwa 4 Millionen Menschen leiden hierzulande unter einem Tinnitus. Oft ist das Phänomen temporär. Mindestens ein Prozent der Patienten leidet so sehr unter den Ohrgeräuschen, dass sie die Lebensqualität spürbar beeinträchtigen. Betrachten wir das akustische Phänomen also einmal etwas genauer.

Tinnitus – die Symptome

Tinnitus kommt in vielen Formen daher: als Pfeifen, Piepsen, Brummen oder Rauschen. Diese und ähnliche Geräusche haben ihm auch seinen Namen gegeben. Der leitet sich nämlich vom lateinischen tinnire her, was so viel wie klingeln oder schellen bedeutet. Tinnitus erlebt fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal. Als chronisch gilt er allerdings erst, wenn er mehr als sechs Monate anhält. Andernfalls sprechen Mediziner noch vom akuten Tinnitus.3

Im Gegensatz zu Geräuschen, die das Ohr aus der Umgebung weiterleitet, kommen beim Tinnitus die Symptome aus dem Körper selbst. Zwei Arten gilt es dabei zu unterschieden: objektiven und subjektiven Tinnitus. Bei der objektiven Form gibt es tatsächlich eine Geräuschquelle, die im Körper liegt. So hören die Betroffenen beispielsweise, wie ihr Blut durch die Gefäße rauscht. In der Praxis kommt diese Art aber kaum vor. Anders ist es beim subjektiven Tinnitus. Hier hören die Patienten zwar einen Ton, dieser hat aber keine nachvollziehbare Quelle.

Unabhängig von der Tinnitus-Art ist das Geräusch für die Betroffenen sehr unangenehm und schränkt sie womöglich sogar im Alltag ein. Das gilt vor allem für die chronische Form, die Patienten über Jahre belasten kann.

Der Tinnitus und seine Ursachen

Tinnitus kann Menschen grundsätzlich in jedem Lebensalter treffen. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit für Ohrgeräusche mit dem Lebensalter. Schwerhörige und Gehörlose leiden ebenfalls überproportional oft an einem Tinnitus. Aber auch jüngere Patienten müssen immer öfter einen Arzt aufsuchen, wenn sie nach Konzerten oder anderen sehr lauten Freizeitgestaltungen unter Klingeln und Pfeifen im Ohr leiden.

Die Ursachenforschung für den subjektiven Tinnitus ist meist nicht leicht. So führen zum Beispiel manchmal Erkrankungen des Ohres zu den Geräuschen. Und diese sind sehr vielfältig. Von der schmerzhaften Ohrentzündung über Knalltrauma und Hörsturz bis hin zu Morbus Meniére und seltenen Tumoren sind viele Gründe für den Tinnitus möglich.

Mitunter ist die Ursache nicht einmal am oder im Ohr selbst zu suchen. Zudem kann der Bewegungsapparat das Klingeln hervorrufen, etwa durch Zähneknirschen, Fehlstellungen und Blockaden in der Wirbelsäule. Seltener sorgen Hormonschwankungen oder Erkrankungen des Stoffwechsels für einen Tinnitus.

Lassen sich keine körperlichen Ursachen nachweisen, könnten die Töne auch Folge von Stress oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Phobien sein. Medikamente stellen eine weitere, oft übersehene Quelle der Ohrgeräusche dar. Unter anderem lösen manchmal bestimmte Antibiotika, Psychopharmaka und entwässernde Mittel zu einem Tinnitus aus.

Tinnitus – Symptome behandeln

Vor allem der chronische Tinnitus ist für viele Patienten sehr belastend. Da er aber prinzipiell als nicht heilbar gilt, zielt die Behandlung vor allem auf ein gutes Management der Geräusche ab. Eine Therapie kann dabei aus verschiedenen Strategien bestehen und wird individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt.

Kognitive Verhaltenstherapie gegen den Tinnitus

Mittel der Wahl gegen chronischen Tinnitus ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Die spezielle Form der Psychotherapie zielt darauf ab, im Alltag besser mit dem Ohrgeräusch zurechtzukommen. Dafür üben Patienten, negative Verhaltensmuster, Einstellungen und Denkweisen zu erkennen und im Rahmen der Therapie durch positive Haltungen zu ersetzen. Im Zentrum steht dabei auch eine Umbewertung des Tinnitus: Betroffene lernen, das Ohrgeräusch in den Hintergrund rücken zu lassen und es so Stück für Stück weniger wahrzunehmen.

Hinhören gegen Tinnitus

Weitere Strategien zielen auf ein neues Hören bei den Patienten ab. Sogenannte Masker oder Noiser sollen das Geräusch des Tinnitus übertönen und dem Gehirn den Pfeifton als unwichtig vermitteln. Spezielles Hörtraining zielt dagegen auf ein neues Hörverständnis und positive Hörerlebnisse ab. In der Musiktherapie wird die verwendete Musik individuell auf den Ton des Patienten abgestimmt.

Stressmanagement gegen Tinnitus

Stress ist ein typischer Auslöser für Tinnitus. Um die Symptome zu lindern, gehört deshalb auch Stressmanagement zu den Therapiebausteinen. Zum einen sollen die verwendeten Entspannungsverfahren vom Ohrgeräusch ablenken. Zum anderen wenden sie sich aber vor allem den Folgen des Tinnitus zu: der psychischen Belastung durch den Dauerton. Während der Entspannungseinheiten rückt der Fokus weg vom Ohrgeräusch und hin zur jeweiligen Technik, die von der progressiven Muskelentspannung bis zur Fantasiereise sehr verschiedene Methoden umfassen kann.



Quellen:

„Was ist Tinnitus?“ Deutsche Tinnitus-Liga e.V., https://www.tinnitus-liga.de/pages/tinnitus-sonstige-hoerbeeintraechtigungen/tinnitus.php. Zugegriffen 14. April 2022.
„Chronischer Tinnitus – eine interdisziplinäre Herausforderung“. Deutsches Ärzteblatt, https://www.aerzteblatt.de/archiv/137200/Chronischer-Tinnitus-eine-interdisziplinaere-Herausforderung. Zugegriffen 14. April 2022.
Cima, R. F. F. u.a.: "Multidisziplinäre europäische Leitlinie für Tinnitus: Diagnostik, Einschätzung und Behandlung" In: HNO (2019) Nr. 67. S. 10-42.
Deutsche Gesellschaft für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie: S3-Leitlinie 017/064: Chronischer Tinnitus. URL:https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2015-02.pdf (14.04.2022).
 

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