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Gesund mit Diehm

Magnesium – nicht jeder braucht einen Extra-Schub

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Magnesium ist lebenswichtig. Doch gaukelt die Werbung einen viel höheren Bedarf an „Extra-Magnesium“ vor, als dieser wirklich vorhanden ist. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Entdeckt wurde Magnesium bereits im 18. Jahrhundert vom schottischen Physiker und Chemiker Joseph Black. Es zählt zu den zehn häufigsten Elementen der Erdkruste und kommt in zahlreichen Mineralien sowie im Blattgrün vor. Auch in unserer Nahrung ist Magnesium reich vorhanden. Neben Blattsalaten in Sonnenblumen- und Kürbiskernen, Nüssen, Bohnenfrüchten, Haferflocken aber auch in Bananen, Himbeeren, Reis und Fisch.

Zu wenig kommt gar nicht so oft vor

Die Auflistung zeigt bereits: mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung nimmt jeder von uns genügend Magnesium zu sich. Dennoch gaukelt uns die Werbung mit Bezug auf mehr oder minder seriöse Studien immer wieder vor, nahezu alle von uns würden unter einem Magnesiummangel leiden. Teilweise wird Magnesium geradezu als Wunder- und fast als Allheilmittel angepriesen.

Dazu erst einmal grundsätzlich: Ja, Magnesium ist wichtig für zahlreiche Abläufe in unserem Körper. Es hat einen großen Einfluss auf die Reizübertragung vom Nerven auf den Muskel, ist an der Freisetzung von Adrenalin genauso beteiligt wie an der Knochenmineralisation. Mit seinem physiologischen Gegenspieler Kalzium trägt es zum Aufbau und der Erhaltung des Skelettsystems sowie der Zähne bei und stabilisiert die Zellen. Außerdem ist Magnesium an der Aktivierung von mehr als 300 Enzymen beteiligt und hemmt die Blutgerinnung.

Ein echter Magnesiummangel kann also zahlreiche negative Folgen für unseren Körper haben. Doch kommt der – wie gesagt – gar nicht so häufig vor.

Vorsicht vor falschen Versprechungen

Inzwischen warnen sogar die Verbraucherzentralen davor, dass viele magnesiumhaltige Nahrungsergänzungsmittel viel zu hoch dosiert sind. Und für die Wirksamkeit der inzwischen häufig angebotenen Magnesiumsprays und -öle fehlt bislang noch jeglicher wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis. Das hat erst jüngst ein Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung belegt, dessen Autor zahlreiche Studien der vergangenen Jahre gegenüberstellte.

An einigen Stellen wird sogar behauptet, Magnesium helfe gegen Krebs, weil Krebspatienten häufig einen zu geringen Magnesiumspiegel haben. Aber auch hier fehlt bislang der Nachweis, ob der Magnesiummangel ursächlich an der Krebsentstehung beteiligt war. Vielmehr geht man davon aus, dass die Krebserkrankung (und die damit einhergehende Medikamentierung) den Magnesiummangel verursachen.

Ähnlich verhält es sich bei Bluthochdruckpatienten, die Blutdrucksenker einnehmen. Hier werden häufig im wahrsten Sinne des Worte Ursache und Wirkung miteinander verwechselt.

Selbst im Hinblick auf die häufig ausgesprochene Empfehlung zur Magnesiumaufnahme bei Muskelkrämpfen gibt es unterschiedliche Meinungen. In ihren Leitlinien für die Diagnostik und Therapie in der Neurologie kommt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie zu dem Schluss, man können Patienten mit Muskelkrämpfen Magnesium empfehlen, die Wirkung sei jedoch nicht gut nachgewiesen. Allerdings gäbe es auch keine nebenwirkungsarmen Alternativen.

Mein Rat: Trinken Sie viel und reden Sie mit Ihrem Arzt

Abschließend möchte ich darum allen Sportlern, die viel Schwitzen und Angst vor Krämpfen haben, raten: Trinken Sie ausreichend. Im Zweifelsfall auch isotonische Getränke. Dann nehmen Sie in der Regel genügend Magnesium zu sich. Allen anderen empfehle ich: Reden Sie erst mit Ihrem Arzt, bevor Sie unkontrolliert zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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