Häufig übersehene Symptome bei Depressionen Trương Hoàng Huy Ngân auf Pixabay

Häufig übersehene Symptome bei Depressionen

Die landläufige Meinung, Depressionen seien einfach eine besondere Form der Traurigkeit, ist längst überholt. Viele Menschen erkennen die Erkrankung nicht selbst und müssen vom Umfeld oder einem Arzt mitunter regelrecht mit der Nase auf das Problem gestoßen werden. Um einen Beitrag zur Aufklärung über dieses häufige Leiden zu leisten, beleuchten wir hier einige Symptome genauer.

Schlafstörungen

Die Schlafqualität ist ein schlecht messbarer Wert, den Menschen individuell ganz unterschiedlich einschätzen. Doch wenn man schlechter schläft als gewöhnlich, dann fällt dies relativ rasch auf. Bei Depressionen entsteht dabei ein enormer Leidensdruck, denn mangelnder Schlaf verstärkt alle Symptome zusätzlich und raubt die Kraft, die eigentlich nötig ist, um sich um Therapie und positive Veränderungen im Alltag zu kümmern. Schlaftherapeuten haben viele Tipps, um diese Situation zu verbessern, aber die zugrundeliegende Depression muss dennoch behandelt werden.

Besonders häufig beschreiben Patienten ewiges Gedankenkreisen und Probleme wälzen, ohne dabei irgendwie vorwärtszukommen. Wenn man abends im Bett liegt und alle Ablenkungen ausgeblendet sind, tritt dieses Phänomen besonders heftig zutage. Die Folge sind enorme Einschlafstörungen. Aber auch andere Elemente des Schlafes können durch Depressionen beeinflusst sein, zum Beispiel die Tiefe des Schlafes, die Häufigkeit und Intensität von Träumen und besonders auch unangenehme, ängstigende oder depressive Trauminhalte.

Wie unterscheidet man schlechten Schlaf von Schlafstörungen? Entscheidend ist vor allem der Leidensdruck und die Dauer des Problems. Wer über mehrere Wochen mindestens drei Mal pro Woche schlecht oder gar nicht schlafen kann, leidet an einer Schlafstörung.

Schmerzen

Depressive Menschen haben eine veränderte Schmerzwahrnehmung. Zum Beispiel nehmen sie Schmerz bewusster und intensiver wahr und spüren bei chronischen Schmerzen die Auswirkungen häufiger pro Tag. Auch hier setzt sich oft ein Teufelskreis in Bewegung, denn Schmerzen wirken sich auf die Stimmung aus und können so depressive Symptome verstärken. Der Weg zur Schmerzfreiheit besteht dann nicht aus Medikamenten, sondern führt meist über Entspannungsverfahren, Schmerztherapie und Psychotherapie in Richtung eines selbstbestimmteren Lebens.

Da Schmerz kein organisches Phänomen, sondern eine Wahrnehmungsqualität des Gehirns ist, steht er in engem Zusammenhang mit unserer psychischen Verfassung. So können Depressionen und andere mentale Beschwerden dazu führen, dass psychosomatische Schmerzen entstehen: Reale Schmerzwahrnehmung, die auch mittels bildgebender Verfahren im Gehirn nachweisbar sind, die jedoch keine bestimmbare organische Ursache haben. Betroffene haben neben diesen Beschwerden noch mit dem Stigma zu kämpfen, "nur eingebildete" Symptome zu haben. Doch psychosomatische Erkrankungen sind sehr real und gehen mit einem hohen Leidensdruck einher.

Besonders heftig können psychosomatische Rückenbeschwerden sein. Doch wichtig ist dennoch immer, eine organische Ursache ausschließen zu können.

Sexuelle Funktionsstörungen

Depressionen können sich auch in der Sphäre des Sexuallebens der Betroffenen massiv auswirken. Die Folgen sind bei Männern zum Beispiel Impotenz und bei Frauen ausbleibende Menstruation. Insgesamt senken Depressionen häufig die Libido – das Interesse am Sex lässt spürbar nach. Problematisch ist dies in Zusammenhang mit Antidepressive, die sich ebenfalls auf diesen Bereich auswirken können. Wenn die Libido zurückkommt, allerdings die sexuelle Empfindungsfähigkeit verringert ist, kann auch dies mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität einhergehen. Aus diesem Grund sollte Aufklärung über diese Symptome und mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten zur Arbeit von Psychiatern und Therapeuten gehören.

Fazit

Depressionen sind eine komplexe Krankheit mit vielfältigen Symptomen. Der hier vorgestellte Ausschnitt wird oft übersehen, kann aber als Anhaltspunkt dienen, um eine unentdeckte depressive Erkrankung zu erkennen.