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Gesund mit Diehm

Fasten – gesund oder ungesund?

Die Völlerei über Weihnachten und den Jahreswechsel liegt hinter, die Fastenzeit vor uns. Doch ist Fasten eigentlich gesund? Oder birgt es gar gesundheitliche Risiken? Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
„Verzichten heilt: Warum Fasten so gesund ist“ titelte vor einiger Zeit das angesehen Magazin GEO. „Fasten ist Humbug“ konnte man dagegen in der nicht weniger angesehenen ZEIT lesen. Das zeigt die ganze Bandbreite des Themas. Denn um Fasten ranken sich zahllose Mythen und mindestens genauso viele Halbwahrheiten. Doch was stimmt nun wirklich?

Ein Blick zurück

Das Fasten geht auf Jahrtausende alte Traditionen zurück. Historisch in zahlreichen Kulturen belegt kommt es in vielfältigen Formen und teilweise festgelegten Ritualen vor. Selbst Hippokrates, berühmtester Arzt des Altertums und „Vater“ unseres bis heute geltenden Arztgelöbnisses, schrieb angeblich: „Sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe täglich Hautpflege und Körperübung und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei."

Es gibt Fastentage im Judentum, die christliche Fastenzeit, im Hinduismus ist es fester Bestandteil und im Islam gilt Fasten als eine der „fünf Säulen“ des Glaubens.

Bei uns erlebte das sogenannte „Heilfasten“ im vergangenen Jahrhundert geradezu eine Renaissance, die bis heute anhält und der Regeneration des Körpers dienen soll. Darüber hinaus gibt es noch diverse andere Formen des Fastens, die wie beispielsweise das Intervallfasten in erster Linie eine Gewichtsreduktion zum Ziel haben.

Ist Fasten gesund - Was sagt die Wissenschaft?

Rein wissenschaftlich besehen existieren bis heute zwar eine Vielzahl von Untersuchungen, wirklich belastbar sind ihre Resultate jedoch kaum. Fest steht: totales Fasten belastet den Körper ganz extrem. Es kann zu Kreislauf- und Herzrhythmusstörungen kommen. Die Nieren können leichter Nierensteine bilden, bei Menschen mit erhöhten Harnsäurewerten steigt das Risiko von Gichtanfällen, Muskelkrämpfe, Unterzuckerung und viele andere Nebenwirkungen sind möglich.

Gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Studien, die positive Auswirkungen des Fastens bei beispielsweise Gelenkerkrankungen, bei Kopfschmerzen und Migräne oder chronischen Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen gezeigt haben.

In diesem Zusammenhang am interessantesten fand ich die Untersuchungen, die sich mit den positiven Auswirkungen des Fastens auf eine anhaltende Veränderung des Lebensstils beschäftigt haben. Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Menschen, die fasten, leben auch außerhalb der Fastenzeit insgesamt gesünder, ernähren sich bewusster und bewegen sich mehr.

Vorsicht beim Fasten zum Abnehmen

Wenn Fasten diesen Effekt hat, dann bin ich ein großer Befürworter. Sollten Sie jedoch primär Fasten, um abzunehmen, dann rate ich dringend davon ab. Denn zur Gewichtsreduktion ist Fasten nur sehr bedingt geeignet. Hier droht der bekannte Jo-Jo-Effekt nach Ende der Fastenzeit.

Falls Sie Zweifel haben, ob Fasten für Sie geeignet ist, sprechen Sie bitte vorher mit dem Arzt Ihres Vertrauens darüber. Er kann Ihnen zudem wichtige Tipps geben, worauf Sie individuell achten müssen und sollten. Die zwei wichtigsten schon mal von mir vorab: Beginnen Sie mit dem Fasten nicht abrupt von einem Tag auf den anderen, sondern stellen Sie Ihren Körper langsam über zwei bis drei Tage um. Und trinken Sie viel. Mindestens zweieinhalb Liter pro Tag sollten es sein.

Und zuletzt noch ein Hinweis: Besprechen Sie Ihr Fastenprogramm vor Beginn immer mit einem Arzt, vor allem wenn Begleiterkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck vorliegen. Beim Fasten muss nämlich die Medikamenteneinnahme dringend adäquat reduziert werden.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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