Der Unterschied zwischen Viren und Bakterien gettyimages -- Der Unterschied zwischen Viren und Bakterien
Beide machen Krank: Viren und Bakterien

Der Unterschied zwischen Viren und Bakterien

Beide gelten als die bekanntesten Auslöser von Infektionskrankheit, aber das ist auch schon fast die einzige Gemeinsamkeit von Viren und Bakterien. Doch was ist der Unterschied zwischen Viren und Bakterien und wie behandelt man mögliche Infektionen? Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Immer wieder werde ich gefragt, was denn eigentlich der Unterschied zwischen Viren und Bakterien ist. Darum hier ein kleiner Überblick:

Viren – oft harmlos, manchmal aber auch lebensgefährlich

Viren sind echte Parasiten. Winzig klein sind sie relativ einfach aufgebaut und dringen so in tierische, pflanzliche oder menschliche Zellen ein. Diese Zellen verwenden sie als Wirt zur Vermehrung. Als Wirtszellen dienen dabei beispielsweise rote und weiße Blutkörperchen, aber auch Leber- oder Muskelzellen. Dabei sind sie hochflexibel und verändern sich kontinuierlich. Bestes Beispiel: Das Grippe-Virus, dass durch diese Veränderung auch immer wieder aufs Neue an der körpereigenen Abwehr vorbeikommt. Gegen andere Viren dagegen bleibt der Körper nach einer einmaligen Infektion immun – wie beispielsweise bei den ebenfalls durch Viren ausgelösten Kinderkrankheiten Windpocken, Masern oder Röteln. Und schließlich können Viren auch ernsthafte Erkrankungen wie HIV oder Hepatitis auslösen.

Gegen viele Viren kann man sich heute erfolgreich impfen lassen. Nach erfolgter Infektion dagegen ist die Behandlung schwierig. Es gibt zwar antivirale Medikamente, doch helfen diese immer nur gezielt gegen einzelne Virusarten.

Bakterien – wichtig für die Gesundheit, zum Teil aber auch tödlich

Bakterien sind um ein Vielfaches größer als Viren. 99 Prozent von ihnen sind sogar wichtig für unseren Körper, indem sie beispielsweise im Darm, in der Mundhöhle oder auf der Haut für unsere Gesundheit sorgen. Als echte Überlebenskünstler passen sie sich immer wieder neu an ihre Umgebung an. Einige von ihnen können sogar ohne Sauerstoff überleben. Allerdings können sie auch schwere Erkrankungen auslösen. Tuberkulose, Keuchhusten, Scharlach oder Harnwegsinfekte werden genau wie viele Durchfallerkrankungen oder Lungenentzündungen durch Bakterien ausgelöst. Zu den bekanntesten „gefährlichen“ Bakterien zählen Salmonellen und Staphylokokken.

Bakterien können häufig erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden, die übrigens bei Viren nicht wirken. Allerdings entwickeln auch Bakterien sich fortlaufend weiter und damit Resistenzen gegen Antibiotika.

Studien zeigen: Viren können Bakterien töten

In diesem Zusammenhang sorgte kürzlich eine von der EU finanzierte Studie für Aufsehen. Sie brachte neue Erkenntnisse darüber, wie sich Bakterien vor Viren schützen. Das Resultat: auch Bakterien haben ein Immunsystem, das bei einer Infektion durch einen Virus Teile dieses Virus in seiner DNA „speichert“ und Abwehrmechanismen gegen einen erneuten Angriff entwickelt.
Parallel dazu haben Forscher vom Helmholtz Zentrum in München nachweisen können, dass Bakterien teilweise sogar Viren nutzen, um Antibiotikaresistenzen untereinander auszutauschen.

Die Wissenschaftler hoffen nun, ihre Erkenntnisse für die Entwicklung von neuen Impfungen gegen gefährliche Bakterien entwickeln zu können. Vielleicht können sogar Viren gezielt genutzt werden, um Bakterien anzugreifen, die sich resistent gegen Antibiotika zeigen. Doch das ist alles noch Zukunftsmusik.

Bis dahin gilt mein Ratschlag: Falls Sie bei einer Infektion nicht sicher sind, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Er kann Ihnen gezielt sagen, wie eine erfolgreiche Behandlung aussieht.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.