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Erektionsstörung - Ursachen und Behandlung

Es ist ein sensibles Thema: Erektile Dysfunktionen (ED). Prof. Dr. med. Curt Diehm gibt in seinem Gastbeitrag Informationen zu Entstehung und Behandlung von erektilen Dysfunktionen.
Etwa fünf bis sechs Millionen Männer leiden in Deutschland unter Potenzstörungen, die mit dem Alter zunehmen. Erektile Dysfunktionen (ED) treten parallel mit anderen Erkrankungen oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, koronarer Herzkrankheit und Bewegungsmangel auf. Die Behandlung von Erektionsstörungen muss deshalb immer auch die Grunderkrankung mit einschließen.

Früher ging man davon aus, dass Erektionsstörungen hauptsächlich auf dem Boden von seelischen Ursachen entstehen. Heute wissen wir, dass dies nur bei etwa 15 Prozent aller Fälle zutrifft. Größtenteils liegen Mischformen mit verschiedenen Ursachen vor. Neben nervlich-seelisch bedingten Erektionsstörungen können auch hormonelle Ursachen, in diesem Fall zumeist Testosteronmangel, und arzneimittelbedingte Ursachen vorliegen. Viele Herzmedikamente, Bluthochdruckmedikamente und Blutfettsenker verursachen als Nebenwirkung Potenzprobleme. Die Sexualfunktion kann durch eine Medikamenteneinnahme massiv gestört werden. Je mehr Arzneimittel, desto größer ist das Risiko. Auch Antidepressiva, Rauchen und Drogen begünstigen eine ED. Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt über solche Nebenwirkungen. Er ist auf Ihre Informationen angewiesen.

In vielen Fällen sind Erektionsstörungen aber gefäßbedingt und das Hauptproblem sind arterielle Durchblutungsstörungen infolge einer Gefäßverkalkung. In mindestens 70 Prozent aller Fälle sind an den Erektionsstörungen Gefäßschäden wie Arteriosklerose beteiligt. Die Erektionsfunktion ist also in der Regel so intakt wie Ihre Blutgefäße!

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Lediglich 10 bis maximal 20 Prozent der Patienten gehen mit Erektionsstörungen zum Arzt. Zögern Sie nicht, baldmöglichst Ihren Arzt aufzusuchen. Viele Partnerschaften leiden darunter mehr, als normalerweise zugegeben wird. Ihr Hausarzt wird entscheiden, ob eine Vorstellung beim Urologen oder einem Gefäßspezialisten erforderlich ist.

Die früher praktizierte Behandlung mit Yohimbin-Abkömmlingen hat in den meisten Fällen nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Auch hochtechnische Möglichkeiten wie die Schwellkörper–Autoinjektionstherapie (SKAT) und das Instillieren von speziellen Medikamenten in den Harnleiter sowie die sogenannten Vakuum–Erektionshilfen werden von den betroffenen Patienten und vor allem auch ihren Partnern nicht besonders geschätzt.

Die Einnahme von Tabletten wie Viagra, Cialis oder Levitra, (sogenannte 5-PDE-Hemmstoffe) ist für den Patienten die einfachste Form der Therapie. Diese Medikamente haben ihre Wirksamkeit bewiesen. Untersuchungen belegen eine Ansprechrate von über 70 Prozent. Eine Voraussetzung ist allerdings, dass der Patient über eine ausreichende Libido verfügt. Die Medikamente beeinflussen weder die Libido noch die sexuelle Erlebensfähigkeit.

Immer wieder berichtete Herzinfarkte und Todesfälle nach der Einnahme von 5-PDE-Hemmstoffen sind nicht häufiger als unter einem Scheinmedikament (Placebo). Allerdings dürfen diese Medikamente immer nur nach einer ärztlichen Untersuchung und unter Anleitung eines Arztes eingenommen werden.

Wichtige Ratschläge, die Sie sich zu Herzen nehmen sollten:

•    Rauchen oder Trinken im Übermaß und Stress können Erektionen verhindern.
•    Ihr wichtigster Ansprechpartner bei Erektionsstörungen ist Ihr Arzt. Obwohl viele Männer sofort eine Therapie wünschen, muss zunächst die Ursache der ED sorgfältig abgeklärt werden.
•    Erektile Dysfunktion ist nicht nur von Patientenseite ein Tabuthema. Es gibt auch sicher noch Ärzte, die von diesem Thema „nichts wissen wollen“. In einem solchen Fall rate ich zum Arztwechsel.
•    Längst nicht alle Urologen haben ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen in Diagnose und Behandlung von Erektionsstörungen.
•    Vorsicht beim Kauf von Medikamenten zur Behandlung der ED im Internet. Oft werden gefälschte und teilweise nicht ungefährliche Präparate angeboten!
•    Erektile Dysfunktion kann eine wichtige Hinweisfunktion auf das Vorliegen einer bedeutsamen Herz–Kreislauf-Erkrankung haben.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.






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