Potenzmittel L-Arginin - Interview mit Urologe Dr. Bauer istockphoto.com/OSTILL

Potenzmittel L-Arginin - Interview mit Urologe Dr. Bauer

Impotenz stellt für den Betroffen ein großes Problem dar. Nicht nur Selbstvertrauen und Lebensqualität sind eingeschränkt. Die Problematik kann sogar die Beziehung und die Familie negativ beeinflussen. Wir sprachen mit Dr. H.-W. Bauer, Urologe und Professor der LMU in München, über Potenzstörungen und wie der Wirkstoff L-Arginin helfen kann.

GesünderNet:
Noch vor etwa 15 Jahren wurden Potenzstörungen als psychisch bedingt angesehen. Welchen Erkenntnisstand hat man heute?

Prof. H.-W. Bauer:
Bei Erektionsstörungen liegen in mindestens 80% der Fälle körperliche Ursachen zugrunde.
Eine beginnende erektile Dysfunktion ist in der Regel das erste Zeichen einer Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems. Besonders Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Arterienverkalkung und erhöhte Blutfettwerte greifen die Gefäße an. Auch Medikamente wie Beta-Blocker gegen Bluthochdruck oder Psychopharmaka können die Erektionsfähigkeit mindern. Sehr schädlich ist Rauchen.

GesünderNet:
Kann man trotzdem von einer Art Teufelskreis sprechen, dass psychische Probleme bei lang andauernden Krankheiten folgen können und diese wiederum sich noch weiter auf Erektionsfähigkeit auswirken? Wie kann man sich hier den Zusammenhang vorstellen?

Prof. H.-W. Bauer:
Bei der Idee handelt es sich um eine Problematik, die stark psychogen beeinflusst wird. Misserfolg führt häufig zu Versagensangst und damit zu einem negativen Circulus vitiosus (Teufelskreis, Anm. d. Red.).

GesünderNet:
Als natürliche Substanz, die die Potenz verbessert, gilt die Aminosäure L-Arginin. Für wen kommt Arginin in Frage?

Prof. H.-W. Bauer:
L-Arginin ist eine gefäßaktive Aminosäure und die alleinige Vorstufe von Stickstoffmonoxid, einem Botenstoff, der eine Reihe von physiologischen Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat. L-Arginin erhöht die Produktion von Stickstoffmonoxid, unterstützt die Blutzirkulation in den Gefäßen und verbessert so die Erektion. Das ist übrigens der gleiche Mechanismus wie bei den verschreibungspflichtigen PDE5-Hemmern. Sie funktionieren ebenfalls über die vermehrte Bereitstellung von Stickstoffmonoxid. Es gibt also rationale biochemische Gründe, warum Arginin sinnvoll ist. Wichtig sind eine gute Qualität und ausreichend hohe Dosierung. Bei unbekannten Präparaten, die einzig im Internet und oft aus dem Ausland angeboten werden, rate ich zur Vorsicht. Arginin muss allerdings regelmäßig eingenommen werden, nicht nur bei Bedarf.

GesünderNet:
Welche Risiken gehen mit der Einnahme von Arginin einher, und für welche Risikogruppen eignet sich das Mittel nicht?

Prof. H.-W. Bauer:
Überdosierungen mit der essentiellen Aminosäure Arginin sind mir nicht bekannt. Dosierungen bis zu 10 g/Tag dürften problemlos toleriert werden.  Für z.B. Orthoexpert ProMan  würden das 3 Gaben/Tag bedeuten.

GesünderNet:
Würden Sie dem Betroffenen raten, vor einer Einnahme dennoch einen Arzt aufzusuchen?

Prof. H.-W. Bauer:
Vor der Einnahme von PDF5-Hemmern sollte man grundsätzlich einen Arzt konsultieren.  Der Konsum von Präparaten aus dem Internet beinhaltet die Gefahr eines gefälschten Präparates bzw. von Präparaten, die nicht dem Qualitätsstandard entsprechen.

GesünderNet: Manche Männer kombinieren Arginin mit verschreibungspflichtigen PDE5-Hemmern, um Letztere in der Dosis reduzieren zu können.

Prof. H.-W. Bauer:
Die Kombination PDE5-Hemmer plus L-Arginin ist medizinisch naheliegend, da beide zu einem verstärkten Einströmen von Blut führen. Diese Kombination ist auch interessant für alle, die einen dosisabhängigen Flush (Gesichtsröte) bei der Einnahme von PDE5-Hemmern bekommen. Durch die Kombination mit Arginin lässt sich die Dosis der PDE5-Hemmer und damit die Häufigkeit der Flushs reduzieren.

 

Unser Experte: Prof. Dr. med. W.H.Bauer, München

dr bauer

Facharzt für Urologie und Andrologie

 

Bildquelle: Dr. W.H.Bauer

 

 

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