Migräne – Gibt es bald neue Therapie-Möglichkeiten? Gerd Altmann auf Pixabay
Gesund mit Diehm

Migräne – Gibt es bald neue Therapie-Möglichkeiten?

Eine aktuelle Untersuchung zu Migräne lässt hoffen. Bildet Sie die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente? Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Migräne – die immense Behinderung, die sie für die Betroffenen bedeutet, sind für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar. In der bildgebenden Diagnostik ist nichts Auffälliges feststellbar. Blutwerte und andere Untersuchungsbefunde sind normal. Dennoch werden die Betroffenen mehrmals pro Monat von einer Attacke gepeinigt, die sie völlig aus der Bahn wirft. Jedes Geräusch tut weh, Licht blendet, jeder Geruch ist über-intensiv – Brechreiz und unerträgliche Kopfschmerzen zwingen bis zu drei Tage lang zu Bettruhe im abgedunkelten Zimmer. Rund sechs Prozent aller Männer und fast 15 Prozent aller Frauen sind mehr oder weniger regelmäßig von Migräne-Attacken gepeinigt.

Wie kommt es zur Migräne?

Die Ursachen für Migräneanfälle und die komplizierten Prozesse, die dabei im Gehirn stattfinden, sind bis heute nicht vollständig erforscht. Verspannungen im Atlas können genauso dazu führen, wie Funktionsstörungen, die Zähne, Kiefergelenke oder Kaumuskulatur betreffen. Auch eine genetische Neigung wird oft vermutet, da sich Migräne in vielen Familien durch Generationen hinzieht.

So weiß man bereits, dass genetische Veränderungen für eine Stoffwechselstörung bestimmter Hirnzellen verantwortlich sind, durch die ein spezifischer Schmerzmechanismus aktiviert wird. Das gilt auch als Erklärung, warum Migräneanfälle häufig bei Schlafmangel oder Stress auftreten.

Neue Studie zeigt Gründe für die „Aura“

Besonders schlimm wird es für die Betroffenen, wenn zusätzlich zu den geschilderten Symptomen auch noch die gefürchtete Aura auftritt. Das sind neurologische Symptome wie beispielsweise Sehstörungen, plötzliche „Blitzlichter“ bis hin zu Gefühls- oder Sprachstörungen. Im schlimmsten Fall sind diese Symptome sogar fast einem Schlaganfall ähnlich.

Hoffnung macht da eine aktuelle Untersuchung aus Tübingen, die im „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht wurde. Die Forschenden haben die Ursachen für die Entstehung dieser Auren näher untersucht und neue Zusammenhänge entdeckt. Die Erkenntnisse können nun sogar dazu führen, dass – so das Wissenschaftler-Team – neuartige Medikamente zur akuten und prophylaktischen Behandlung bei zumindest bestimmten Formen der Migräne entwickelt werden können.

Bis es jedoch so weit ist, rate ich allen Betroffenen: Wenn Sie unter Migräne-Attacken leiden, reden Sie bitte mit Ihrem Arzt darüber. Er wird versuchen, gemeinsam mit Ihnen die möglichen Ursachen für Ihre Attacken näher einzugrenzen, so dass Sie diese vermeiden können.

Internationale Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass durch regelmäßige Bewegung und Sport – am besten an der frischen Luft – bei vielen Betroffenen zumindest die Anzahl und Regelmäßigkeit der Attacken deutlich verringert werden konnte. Und Sport und Bewegung an der frischen Luft haben – ganz unabhängig von der Migräne – noch niemandem geschadet.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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