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Bluthochdruck – Inzwischen auch bei Kindern auf dem Vormarsch

Hoher Blutdruck fördert Arteriosklerose und Durchblutungsstörungen. Herzinfarkt oder Schlaganfall sind mögliche Folgen. Oft wird er viel zu spät entdeckt und – besonders erschreckend – inzwischen leiden immer mehr Kinder daran. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Bluthochdruck, wir Ärzte sprechen von Hypertonie, zählt zu den typischen Wohlstandskrankheiten. Begünstigt durch Übergewicht, Bewegungsmangel, eine zu salzhaltige Ernährung aber auch Stress leiden immer mehr Deutsche daran. Seriöse Schätzungen gehen allein bei uns von 20 bis 30 Millionen Betroffenen aus. Das heimtückische: Bluthochdruck wird sehr häufig erst spät diagnostiziert, wirkt sich aber vom ersten Tag an negativ auf unsere Gefäße, unser Herz und die Nieren aus.

Inzwischen leiden in Deutschland zunehmend bereits Kinder und Jugendliche im frühen Lebensalter unter der gefährlichen Erkrankung.

Aktuelle Studie warnt

Im Herbst 2018 sorgte eine Studie des Arteriosklerose Präventionsinstituts in München und Nürnberg für Aufsehen, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt wurde. Demnach konnten bei Bluthochdruck-Kindern auch viele andere Risikofaktoren festgestellt werden: Im Vergleich zu Kindern mit normalem Blutdruck haben sie ein 2,1fach höheres Risiko für Übergewicht, ein 3,6mal höheres Risiko für abdominale Adipositas – also inneres Bauchfett – und ein 1,5fach höheres Risiko für Insulinresistenz, einer Vorstufe von Diabetes.

Auch, wenn hier Ursache und Wirkung dicht beieinander liegen, zeigt sich doch einmal mehr die Gefahr, die von Bluthochdruck bei Kindern ausgeht.

Immer mehr Betroffene

Früher galt Hypertonie im Kinderalter als recht seltene Erkrankung. Doch Übergewicht, Bewegungsmangel und auch die übermäßige Nutzung von TV und Internet haben das Bild grundsätzlich verändert. So hat die IDEFICS-Studie vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen gezeigt, dass sich das Risiko für Übergewicht im Kindesalter mit jeder zusätzlichen TV-Stunde um 22 Prozent erhöht. Wenn das TV-Gerät im Kinderzimmer steht sogar um 33 Prozent und um weitere 22 Prozent, wenn auch während des Essens ferngesehen wurde.

Eine weitere Studie im amerikanischen Detroit hat die Beziehung von Bluthochdruck und der Internet-Nutzung bei Kindern untersucht. Ihr Resultat: Kinder und Jugendliche, die mehr als zwei Stunden pro Tag ihr Smartphone oder den Computer nutzten, litten mehr als dreimal so häufig unter Bluthochdruck, wie die Vergleichsgruppe mit deutlich geringeren Online-Zeiten. Außerdem gab es in der Gruppe der intensiven Internet-Kinder auch mehr als doppelt so viele Übergewichtige.

Achtung! Die Gefahr bleibt oft unerkannt

Das besonders heimtückische daran: gerade bei Kindern und Jugendlichen wird Bluthochdruck häufig erst viel zu spät diagnostiziert. Gerade im Kindesalter verursacht er häufig kaum Beschwerden. Nur selten geben Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten, Ohrgeräusche (Tinnitus), schnelle Ermüdbarkeit oder Schlafstörungen einen ersten Hinweis.

Dabei ist heute bekannt, dass Bluthochdruck im Kindesalter auch die Höhe des Blutdrucks im Alter maßgeblich beeinflusst. Außerdem können dadurch bereits sehr früh die Gefäße und Organe nachhaltig geschädigt werden.

Darum rate ich allen Eltern nicht nur, darauf zu achten, dass sich ihre Kinder ausreichend bewegen und das Gewicht im Auge zu behalten. Bitte lassen Sie auch den Blutdruck Ihres Kindes, insbesondere wenn es bereits zu einer der Risikogruppen gehört, regelmäßig von Ihrem Kinder- oder Hausarzt überprüfen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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