Trockene Augen – Der Computer ist schuld gettyimages
Gesund mit Diehm

Trockene Augen – Der Computer ist schuld

Rate this item
(0 votes)
Trockene, juckende und brennende Augen entwickeln sich mehr und mehr zur Volkskrankheit. Die Erklärung ist einfach. Die Behandlung ebenso. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Aktuelle Zahlen aus Amerika zeichnen ein erschreckendes Bild. Demnach sind inzwischen nahezu 50 Prozent der Bevölkerung in Industrienationen mehr oder weniger häufig von trockenen Augen betroffen. Ärzte sprechen von einer sogenannten „Sicca“-Symptomatik. Vor einigen Jahren waren es noch rund 20 Prozent. Allein in den USA leiden mehr als 22 Millionen Menschen darunter. Und während es früher primär ältere Menschen traf, befinden sich zunehmend sogar Studenten und jüngere Büro-Angestellte unter den Patienten. Ähnliche Zahlen gibt es auch für uns in Deutschland.

Trockene Augen – was heißt das eigentlich

Dazu erstmal etwas Grundsätzliches: Trockene Augen entstehen, wenn die Augenoberfläche nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit benetzt wird. Dann werden die Augen rot, beginnen zu jucken oder brennen. Patienten beschreiben das gefühlt häufig auch so, als hätten sie einen Fremdkörper im Auge.

Ausgelöst werden kann dies durch eine verminderte Tränenproduktion oder durch eine zu starke Verdunstung der Tränen. Während organische Ursachen dafür recht selten vorkommen, machen Wissenschaftler in aller Welt für den rasanten Anstieg in den vergangenen Jahren äußere und Umwelteinflüsse verantwortlich.

Die Gründe reichen von zu lang getragenen Kontaktlinsen über Tabakrauch, Autoabgase und Ozon in der Atomsphäre bis hin zu Zugluft durch Auto-Klimaanlagen oder zu trockener Heizungsluft.

Das Office-Eye-Syndrom

Als häufigste Ursache für den rasanten Anstieg insbesondere in den letzten Jahren und zudem auch bei jüngeren Patienten haben sie jedoch die Nutzung von Smartphones und Computern ausgemacht. Denn beim Arbeiten am Bildschirm verringert sich die Frequenz des Lidschlags. Während wir normalerweise zehn bis 15 mal pro Minute blinzeln, dabei die Augenoberfläche benetzen und die Tränenflüssigkeit verteilen, nimmt diese Frequenz zum Beispiel bei konzentrierter Computerarbeit auf nur noch ein bis zweimal pro Minute ab. Gleiches gilt auch bei der Smartphone-Nutzung und beim Fernsehen.

Die Mediziner in den USA haben darum sogar einen eigenen, neuen Begriff für die Erkrankung geschaffen: Das sogenannte Office-Eye-Syndrom (zu deutsch: Büroaugen-Syndrom). Und erst kürzlich hat eine wissenschaftliche Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt darüber berichtet, dass fast 80 Prozent derjenigen, die täglich mehr als drei Stunden am PC sitzen, Symptome von trockenen Augen zeigen.

Augentropfen können helfen

Bei einer akuten Reizung helfen oft schon „künstliche Tränen“. Regelmäßig in die Augen getropft ergänzen sie die natürliche Tränenflüssigkeit und lindern die Beschwerden. Sollten Sie zu den typischen Office-Eye-Kandidaten gehören, achten Sie darauf, häufiger – im Idealfall einmal pro Stunde – eine Bildschirmpause einzulegen. Mit etwas Übung können Sie sich zudem angewöhnen, auch während der Bildschirmarbeit bewusst häufiger zu blinzeln. Hilfreich ist es auch, 10 Minuten einfach entspannt in die Ferne zu sehen.

Wenn all das nicht zu einer schnellen und deutlichen Besserung der Beschwerden führt, suchen Sie bitte unbedingt Ihren Augenarzt auf. Mit Hilfe verschiedener Tests kann er die Ursachen klären und auch die individuelle Zusammensetzung ihrer Tränenflüssigkeit bestimmen. So können Sie anschließend anhand der genauen Diagnose mit der für Sie passenden Therapie beginnen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

Die Redaktion empfiehlt

  • 1
  • 2
  • 3