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Gesund mit Diehm

Schweißfüße – krankhaft oder nur unangenehm

Es zählt zu den Themen, von denen viele betroffen sind, über die aber keiner gerne spricht: Schweißfüße. Sie können auch krankhafte Ursachen haben und vor allem ernstere Erkrankungen verursachen. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Schweißfüße – da denkt jeder sofort an mangelnde Hygiene nach dem Sport oder zu selten gewechselte Socken. Doch so gedacht wird Ursache und Wirkung verwechselt. Denn die genannten Faktoren beziehen sich auf den üblen Schweißgeruch, der entsteht, wenn Bakterien den Schweiß zersetzen.

Schwitzen ist normal

Dazu erst einmal etwas Grundsätzliches: Schwitzen ist ein ganz normaler Vorgang des Körpers – nicht nur beim intensiven Sport. Auch und gerade an den Füßen, die sogar mit besonders vielen Schweißdrüsen bestückt sind. Evolutionär besehen sollte der Feuchtigkeitsfilm eine bessere Bodenhaftung gewähren.

Darum sind unsere Fußsohlen – wie übrigens auch unsere Handinnenflächen – mit in der Regel etwa 500 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter ausgestattet. Sie werden über ein eigenes Zentrum unseres Zentralnervensystems gesteuert. Deswegen schwitzen wir beispielsweise während des Schlafs nicht an den Händen und Füßen.

Sind diese Schweißdrüsen zu groß ausgebildet oder besteht eine Überaktivität des vegetativen Nervensystems, kann es zu einer übermäßigen Schweißabsonderung kommen. Medizinisch sprechen wir bei mehr als 50 Milligramm Schweiß pro Fuß und Minute dann von Hyperhidrosis pedis.

Schweißfüße - Vorsicht vor den Folgen

Neben dem üblen Geruch kann das dann allerdings auch zu Erkrankungen führen, die oft nur schwer und langwierig zu behandeln sind. Dazu zählen beispielsweise Warzen an den Fußsohlen als Folge der vermehrten bakteriellen Besiedlung der durchfeuchteten Hornschicht. Auch Pilzinfektionen der Zehenzwischenräume zählen zu den typischen Folgeerkrankungen.

Die Hautklinik der Charité in Berlin hat das sogar einmal im Rahmen einer kleinen Studie untersucht. Ihr Resultat: Die Gefahr, an einer Fußpilzinfektion zu erkranken, ist bei Schweißfußpatienten rund dreieinhalb mal so hoch wie normal.

Schweißfüße verhindern: Oft hilft Bekanntes

Doch keine Angst. In fast allen Fällen helfen die bekannten Maßnahmen. Das beginnt bei einer guten Durchlüftung durch atmungsaktive Schuhe, die Sie – genau wie Ihre bevorzugt Baumwollsocken – regelmäßig wechseln sollten. Auch geruchshemmende Einlegesohlen – beispielsweise mit Aktivkohle – binden den übermäßigen Schweiß. Und natürlich helfen auch regelmäßige Fußbäder – bevorzugt mit kaltem Wasser – sowie häufiges Barfuß laufen, die Schweißproduktion zu mindern und den unangenehmen Geruch zu reduzieren.

Darüber hinaus gibt es auch spezielle Antitranspirantien als Puder oder Creme. Doch sie enthalten in der Regel Aluminiumchlorid und sind damit nicht frei von Nebenwirkungen. Ich rate Ihnen darum: probieren Sie erst einmal die genannten Maßnahmen aus. Und falls nichts davon den gewünschten positiven Effekt erzielt, reden Sie offen mit Ihrem Arzt darüber. Er kann Ihnen dann gezielt weiterhelfen, um das unangenehme Problem in den Griff zu bekommen.

Gestatten Sie mir einen wichtigen ärztlichen Rat: Legen Sie jeden Morgen eine mehrfach gefaltete Zeitungsseite in ihre Schuhe. So werden sie immer warme und trockene Füße haben.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

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