Schränkt Dicksein unsere geistigen Fähigkeiten ein? Karolina Grabowska auf Pixabay
Gesund mit Diehm

Schränkt Dicksein unsere geistigen Fähigkeiten ein?

Übergewicht ist ungesund und gilt als Hauptursache vieler unserer sogenannten Wohlstandskrankheiten. Neue Untersuchungen zeigen: es hat auch Auswirkungen auf unsere geistigen Fähigkeiten. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Übergewicht schränkt nicht nur die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden ein. Übergewicht führt auch zu Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2 oder Gicht, zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, zu Schlaganfällen, Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Organe. Übergewicht gilt damit als Hauptursache vieler unserer heutigen, sogenannten Wohlstandskrankheiten.

Kognitive Fähigkeiten werden eingeschränkt

Wie eine neue Studie aus Kanada zeigt, ist das aber noch nicht alles. In ihrer gerade im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) veröffentlichten Studie haben die Wissenschaftler erstmals die Auswirkungen von Übergewicht auf die kognitiven Fähigkeiten untersucht. Damit bezeichnet man alle Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern, Denken und Wissen in Zusammenhang stehen. Zu den kognitiven Fähigkeiten zählen unter anderem Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Kreativität, Planen, Orientierung, Vorstellungskraft oder Wille.

Insgesamt nahmen fast 10.000 Probanden an der Untersuchung teil, bei der im Vorfeld neben dem Körperfettanteil auch mit Hilfe einer Magnetresonanztomografie eine mögliche Hirnschädigung untersucht wurde, um diese als möglichen Faktor ausschließen zu können. Die kognitiven Fähigkeiten wurden anschließend mit einem standardisierten Test ermittelt.
Das Resultat zusammengefasst: Je höher der Körperfettanteil, desto geringer waren die kognitiven Fähigkeiten.

Denkvermögen leidet

Ähnliches hatte bereits 2012 eine großangelegte Langzeit-Untersuchung in Frankreich gezeigt. Bei dieser Untersuchung griffen die Wissenschaftler auf die Daten von mehr als 10.000 Beamten aus Großbritannien zurück, deren Body-Mass-Index und zahlreiche Krankheitsbilder wie Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterin-Werte bereits Anfang der 1990er Jahre in einer Datenbank gesammelt wurden.
Ende der 1990er Jahre begann man dann damit, mit diesen Probanden regelmäßig Gedächtnisübungen, Übungen zum logischen Verständnis und zur Sprachflüssigkeit durchzuführen.

Das Fazit: Die Fettleibigen zeigten schon unabhängig von sonstigen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes eine schlechtere Hirnleistung. Ihr kognitiver Abbau beschleunigte sich aber noch, wenn bei ihnen eine der oft mit Übergewicht einhergehenden Krankheiten hinzukam.

Ist Ihnen in diesem Zusammenhang eigentlich schon einmal aufgefallen, dass weltweit kaum einer der großen Entrepreneure, Vordenker und Innovatoren unserer Zeit unter Übergewicht leidet? Gerne dürfen Sie daraus Ihren eigenen Rückschluss ziehen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.