Adipöse Kinder – Krebskranke Erwachsene pixabay.com
Gesund mit Diehm

Adipöse Kinder – Krebskranke Erwachsene

Adipositas, also starkes Übergewicht, bei Kindern wird auch bei uns immer mehr zum Problem. Eine Studie klärt nun zudem über die erschreckenden Langzeitfolgen auf. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Das Bundesministerium für Gesundheit warnt auf Basis verschiedener Datenerhebungen bereits seit Jahren: Übergewicht und Adipositas bei Kindern sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Inzwischen geht man davon aus, dass mehr als zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren übergewichtig sind, rund sechs Prozent sogar adipös. Andere Quellen sprechen sogar davon, dass bereits jedes fünfte Kind bei uns unter Übergewicht oder Adipositas leidet. Wieviel es nun wirklich sind, spielt dabei eigentlich sogar eine untergeordnete Rolle, denn jedes übergewichtige Kind ist eines zu viel.

Die Gründe

In einer Untersuchung hatte das Robert Koch Institut bereits 2018 über die möglichen Gründe für diese Entwicklung geschrieben: „Die Ursachen von Adipositas im Kindesalter sind von einer Vielzahl von individuellen und Umgebungsfaktoren abhängig und lassen sich nicht auf das individuelle Ernährungs- und Bewegungsverhalten reduzieren. So kann eine gesunde Verpflegung in der Kindertagesstätte genauso einen Beitrag zur Adipositasprävention leisten wie das Vorhandensein von Sportflächen oder das Vorbildverhalten der Eltern.“ Kurzum: kindliche Adipositas kann eine Vielzahl von Gründen haben – mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung kann man jedoch dagegen arbeiten. Hier sind vor allem auch die Eltern gefragt, die mit ihrem Verhalten eine wichtige Vorbildfunktion ausüben.

Studie zeigt: Krebsrisiko steigt signifikant

Wie wichtig das ist, haben bereits in der Vergangenheit zahlreiche Untersuchungen gezeigt. Sie belegen, dass für übergewichtige und erst recht für adipöse Kinder das Risiko signifikant ansteigt, später einmal an Herz-Kreislaufleiden, Diabetes, Gelenkproblemen oder Depressionen zu erkranken.

Eine neue Studie aus Schweden hat sich nun damit beschäftigt, dass bereits im Grundschulalter zu dicke Kinder, später auch häufiger an Krebs erkranken – und das bereits bei leichtem Übergewicht. Bisher wusste die Wissenschaft bereits, dass Adipositas im Erwachsenenalter das Krebswachstum fördert. Die Forscher der schwedischen Universität Göteborg haben nun jedoch erstmals die Daten von über 35.000 Männern ausgewertet, die zwischen 1945 und 1961 geboren wurden. Von ihnen gab es Angaben zu Körpergröße und -gewicht während der damals üblichen Schuluntersuchung im Alter von 8 Jahren sowie bei der Musterung für die schwedische Armee im Alter von etwa 20 Jahren. Diese Daten wurden anschließend mit dem schwedischen Krebsregister abgeglichen.

Das Ergebnis ist erschreckend. Kinder, die im Grundschulalter übergewichtig waren, hatten ein um 50 Prozent höheres Risiko, im Erwachsenenalter an Krebs zu erkranken. Selbst die jungen Männer, die als Kinder übergewichtig waren, bei der Musterung jedoch wieder normal gewichtig, hatten ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko. Über die Gründe rätseln die Wissenschaftler noch. Aber es scheint, dass gerade die Kindheit eine für das spätere Krebsrisiko besonders wichtige und prägende Phase darstellt.

Darum noch einmal meine dringende Bitte an alle Eltern: Nehmen Sie Übergewicht bei Ihren Kindern bitte nicht auf die leichte Schulter. Ihr Kind wird sein Leben lang darunter leiden und mit höherer Wahrscheinlichkeit später sogar schwer erkranken. Reden Sie gern auch mit dem Arzt Ihres Vertrauens darüber. Er steht Ihnen bei diesem so wichtigen Problem gern mit Rat und Tat zur Seite.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.