Borreliose – die heimtückischen Folgen eines Zeckenbisses gettyimages
Gesund mit Diehm

Borreliose – die heimtückischen Folgen eines Zeckenbisses

Die durch einen Zeckenbiss übertragene Lyme-Borreliose ist besonders hinterhältig, weil es keinen typischen Krankheitsverlauf gibt und sie sich manchmal erst Jahre nach dem Biss bemerkbar macht. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
In ganz Europa ist die Borreliose die häufigste, durch einen Zeckenbiss übertragene Krankheit. Oft wird sie mit der ebenfalls durch Zecken übertragenen FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) verwechselt, die eine Hirn- oder Hirnhautentzündung hervorruft und gegen die man sich impfen lassen kann.

Während sich FSME in Deutschland zumeist auf bestimmte Risikogebiete beschränkt, kommt die Borreliose weitaus häufiger und im gesamten Bundesgebiet vor. Laut aktueller Schätzungen des Robert Koch Instituts gibt es jährlich bis zu 100.000 Neuinfektionen.

Die Übertragung von Borreliose

Zuerst einmal eine gute Nachricht: Nicht jeder Stich einer befallenen Zecke führt zur Infektion, insbesondere wenn die Zecke frühzeitig entdeckt und entfernt wird. Erst nach längerem Saugen der Zecke von mehr als zwölf Stunden steigt auch das Infektionsrisiko. Nur etwa einer von 100 Zeckenstichen führt darum – so schätzt man – dazu, dass die gestochene Person an Borreliose erkrankt.

Darum gleich ein Tipp: Suchen Sie Ihren Körper nach einem Aufenthalt im Freien, insbesondere in Wald und Gebüsch, sorgsam ab. Oft kriechen die Zecken nämlich umher, bevor sie an bevorzugten Orten wie dem Genitalbereich, in Hautfalten, Bauchnabel, Kniekehle oder Armbeugen zustechen. Falls die Zecke schon zugestochen hat, greifen Sie sie mit einer Pinzette direkt über der Haut und ziehen Sie sie langsam und gleichmäßig heraus.

Die Erkrankung

Die Borreliose, die übrigens nicht von Mensch zu Mensch übertragen wird, ist besonders heimtückisch, weil sie oft unbemerkt verläuft. Typisches Zeichen ist zwar die sogenannte Wanderröte – eine etwa 5 cm ringförmige Hautrötung – doch auch sie wird oft übersehen.

Schlimm wird es, wenn die Borrelien das Nervensystem befallen. Das kann sogar erst Monate oder Jahre nach dem Zeckenbiss passieren und führt dann zu Nervenschmerzen oder entzündlichen Nervenreizungen, die zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen und in seltenen Fällen zu Lähmungen des Rumpfes, der Arme oder der Beine führen können. Auch Gelenkentzündungen – insbesondere der Kniegelenke – zählen zu den typischen Folgeerkrankungen.

Die Behandlung von Borreliose

In der Regel wird die Borreliose durch eine Therapie mit Antibiotika behandelt. Bisher ging man davon aus, dass so besonders bei einer Behandlung im Frühstadium eine rasche und vollständige Heilung möglich ist.

Für Aufmerksamkeit sorgte in diesem Zusammenhang jedoch eine Studie aus den USA. Ein Team der Tulane University in New Orleans testete die Antibiotika-Therapie an Rhesus-Affen und kam zu dem Resultat, dass sich die Borreliose durch Antibiotika in einigen Fällen nicht heilen ließ. Die Forscher vermuten, dass die Bakterien im Körper Sporen bilden, die von den Antibiotika nicht erreicht werden. Die Antibiotika würden jedoch möglicherweise die Gesamtzahl der Erreger mindern und könnten so den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen.

Darum: Untersuchen Sie Ihren Körper nach dem Waldspaziergang im Frühjahr oder Sommer aufmerksam. Und falls Sie von einer Zecke gebissen wurden, sprechen Sie bitte unverzüglich mit Ihrem Arzt darüber.

Impfungen

FMSE-Impfungen sollten bei Risikopatienten durchgeführt werden. Dazu gehören Forstarbeiter, Landwirte aber auch Jäger und Golfspieler. Es sind drei Impfungen erforderlich. Nach einer ersten Impfung erfolgt die zweite ein bis drei Monate später. Die dritte in der Regel im Abstand von weiteren neun bis 12 Monaten. Eine Auffrischung ist dann alle drei Jahre nötig.


Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.