Frauengesundheit Adam Radosavljevic auf Pixabay
Gesund mit Diehm - Gendermedizin

Frauengesundheit

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Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm. In einigen Feldern unterscheidet sich Frauengesundheit von der von Männern. So fühlen sich Frauen beispielsweise im Vergleich zu Männern im Schnitt häufiger weniger gesund. Faktisch sind sie durchschnittlich jedoch gesünder als Männer. Mehr Infos über Gendermedizin:
So gehen Frauen regelmäßig zum Arzt, insbesondere zur Vorsorge. Nicht umsonst beträgt die Lebenserwartung von Frauen in Deutschland derzeit rund 83 Jahre, die von Männern hingegen nur 78 Jahre. Dies hängt auch damit zusammen, dass Frauen weniger rauchen und seltener Alkohol trinken.

Manifeste Unterschiede zwischen weiblicher und männlicher Gesundheit gibt es bei den klassischen Krankheiten Krebs und Herzinfarkt. Das deutsche Krebsregister zeigt, dass 51 Prozent der Männer, aber nur 43 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an Krebs erkranken. Dabei verzeichnen Frauen eine bessere Fünf-Jahres-Überlebensrate als Männer.

Herzleiden

Anders ist die Situation bei Herzleiden: Obwohl Frauen und Männer etwa gleich häufig einen Herzinfarkt erleiden, überleben Frauen diesen Infarkt seltener. Studien haben gezeigt, dass bei Frauen der akute Herzinfarkt häufig verspätet diagnostiziert wird. Das kann an den unterschiedlichen Beschwerden liegen. Männer haben bei einem Herzinfarkt zumeist die klassischen Schmerzen hinter dem Brustbein, die man als Angina pectoris bezeichnet. Frauen hingegen haben häufig mehr allgemeine Symptome wie Übelkeit, Schwindel und Nackenschmerzen.

Nach meinen Beobachtungen gibt es zwischen Frauen und Männern häufig auch Unterschiede im Umgang mit psychischen Beschwerden. So verdrängen Männer psychische Probleme gern, sie wollen diese nicht wahrhaben. Frauen erkennen leichter, dass sie psychosomatisch angeschlagen sind. Sie leiden häufiger an depressiven Symptomen, genereller emotionaler Erschöpfung, und auch Angststörungen sind bei Frauen eine häufige Diagnose. Männer neigen bei Depressionen dagegen zu Suchtmittelkonsum und verhalten sich aggressiver.

Interessant ist, dass Psychologen davon ausgehen, dass sich Frauen im Allgemeinen häufiger gestresst fühlen als Männer. Paradox: Kritische Lebensereignisse führen bei Frauen jedoch zu weniger negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Frauen verfügen im Schnitt offensichtlich über eine größere Resilienz. In meinen Sprechstunden habe ich zudem die Erfahrung gemacht, dass das Selbstwertgefühl von Männern stärker auf ihrer Berufstätigkeit beruht als bei Frauen.

Warum Frauen länger leben

Dass Frauen länger leben als Männer, ist schon lange bekannt und bedarf der Erklärung. Früher hat man oft Kriege oder die härtere körperliche Arbeit der Männer für diesen Effekt verantwortlich gemacht. Doch auch lange nach Ende kriegerischer Auseinandersetzungen und mit zunehmend weniger körperlicher Anstrengung im Job ist die durchschnittliche Lebenserwartung zwar deutlich gestiegen, der Unterschied jedoch ist bestehen geblieben.
Hier einige sehr interessante Vergleichszahlen des Statistischen Bundesamtes. Wer 1950 geboren wurde, konnte mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von rund 64,5 Jahren (Männer) und 68,5 Jahren (Frauen) rechnen. Für die 1960 Geborenen stieg sie bereits auf 67 Jahre bei Männern und 72,5 Jahre bei Frauen. Und während die im Jahr 2000 geborenen Männer im Schnitt 75 Jahre alt werden und die Frauen 81 Jahre alt, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei uns in Deutschland für die aktuell Neugeborenen bei fast 78 Jahren für Männer und fast 84 Jahren bei Frauen.

Die Chromosomen sind offenbar für die längere Lebenserwartung eines Geschlechts verantwortlich. Bei Säugetieren und uns Menschen verfügen die Männchen über ein X- und ein Y-Chromosom. Die Weibchen dagegen über zwei X-Chromosomen. Und genau dieses doppelte Vorhandensein eines Chromosoms soll entscheidend für die längere Lebenserwartung sein. Laut den Forschern sind dadurch wichtige Erbinformationen zweimal vorhanden. Sollte eines dieser Chromosomen – wie typisch im Alter – schadhaft mutieren, kann das zweite, noch gesunde, dies ausgleichen.

Was lernen wir daraus? Zuerst einmal haben wir eine mögliche Begründung für die höhere Lebenserwartung von Frauen gefunden. Zum zweiten sollten wir dabei aber nicht außer Acht lassen, dass wir alle unsere Lebenserwartung aktiv beeinflussen können. Wer gesund lebt, sich ausgewogen ernährt, sich regelmäßig sportlich betätigt und auf übermäßigen Alkoholgenuss sowie auf Nikotin verzichtet, der wird ganz automatisch älter, egal ob Mann oder Frau.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.