Steigert COVID-19 das Diabetes-Risiko? pixabay.com
Gesund mit Diehm

Steigert COVID-19 das Diabetes-Risiko?

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Selbst bei einem milden Verlauf bleibt eine Covid-19-Infektion eine schwerwiegende Erkrankung. Neue Untersuchungen zeigen, dass langfristig das Diabetes-Risiko signifikant steigt. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Mehr als 20 Millionen Menschen haben allein in Deutschland bislang einen positiven COVID-19-Test erhalten. Viele von ihnen sind erkrankt, nicht wenige schwer oder sogar mit tödlichem Ausgang. Nach wie vor bestimmt die Pandemie unser Leben und inzwischen zeigt sich, dass auch die langfristigen Folgen uns noch geraume Zeit beschäftigen werden. So belegen zwei aktuelle Studien aus Deutschland und den USA, dass nach einer COVID-19-Infektion auch das Risiko signifikant steigt, an Diabetes zu erkranken.

Was wir bereits wissen

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass selbst bei einer milden COVID-19-Erkrankung die Zellen der Bauchspeicheldrüse beschädigt werden können. Außerdem setzt scheinbar die mit der Infektion einhergehende Entzündungsreaktion die Insulinempfindlichkeit des Körpers herab. Ersteres kann eine Typ-1-Diabetes zur Folge haben., zweitgenanntes zu einer Typ-2-Diabetes führen.

Neue Studie belegt die Resultate

Eine aktuelle Untersuchung am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf belegt nun diese Resultate. Das Wissenschaftler-Team hatte dort eine repräsentative Stichprobe von Hausarztpatienten ausgewertet und dabei die Daten von COVID-19-Erkrankten mit denen von Patienten verglichen, die wegen anderer Erkrankungen der oberen Atemwege zum Arzt gekommen waren.
Die Auswertung zeigt, dass die an COVID-19-Erkrankten ein um 28 Prozent höheres Risiko hatten, im Jahr nach ihrer Infektion an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als die Patienten der Kontrollgruppe.

US-Wissenschaftler zeigen weitere Langzeitfolgen

Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen jüngst auch Forschende aus den USA. Sie hatten die Datenbanken des US-Department of Veterans Affairs ausgewertet und dabei fast 200.000 an COVID erkrankte US-Veteranen auf mögliche Langzeitfolgen untersucht. Laut ihrer Auswertung stieg das Typ-2-Diabetes Risiko bei nicht-hospitalisierten Patienten von 25 Prozent auf 173 Prozent, bei hospitalisierten Patienten sogar auf 276 Prozent.

Besonders hoch war das Risiko dabei bei denjenigen, die zusätzlich noch über einen hohen Body-Mass-Index (BMI) verfügten, also stark übergewichtig waren. Das ist nicht verwunderlich, denn Übergewicht gilt als einer der Hauptfaktoren für eine Diabetes-Erkrankung.

Zudem konnten das Forscher-Team belegen, dass nach einer COVID-19-Infektion auch das Risiko steigt, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine schwerwiegende Nierenerkrankung zu erleiden. Sie warnen darum davor, dass die Pandemie – so wörtlich – „ein Erbe chronischer Erkrankungen“ hinterlassen werde.

Darum noch einmal mein schon mehrfach geäußerter Rat: Auch wenn die aktuelle Omikron-Variante häufig zu nicht schwerwiegenden Erkrankungen führt, sollten Sie COVID-19 nicht auf die sprichwörtliche leichte Schulter nehmen. Schützen Sie sich selbst und andere durch das Einhalten der wichtigsten Schutz- und Hygienemaßnahmen. Das bewahrt Sie vor einer akuten Infektion und ihren mittel- oder langfristigen Folgen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.