Besonders für Familien ist es dabei wichtig, dass alle Familienmitglieder von ein und demselben Hausarzt behandelt werden. Denn so kann die Ärztin oder der Arzt langfristig, kontinuierlich und unabhängig von aktuellen Beschwerden auch die biologischen Zusammenhänge, eventuelle Vorerkrankungen in der Familie aber auch etwaige psychosoziale Belastungen durch familiäre Ereignisse bei der Behandlung berücksichtigen.
Untersuchung zeigt: Familien wünschen sich DIE eine Praxis
Eine im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Untersuchung zeigt nun erstmals die Einstellung der deutschen Bevölkerung zu diesem wichtigen Thema. Dazu wurde einem repräsentativen Querschnitt aus mehr als 2.000 Befragten drei Antwortmöglichkeiten zur Verfügung gestellt:1. Ich möchte, dass viele oder alle Mitglieder meiner Familie in einer Hausarztpraxis versorgt werden.
2. Ich möchte, dass die Mitglieder meiner Familie in verschiedenen Hausarztpraxen versorgt werden.
3. Es ist mir egal, ob meine Familienmitglieder in einer Hausarztpraxis oder in verschiedenen Hausarztpraxen versorgt werden.
Das Resultat: Nur 6,5 Prozent der Befragten wünschte sich ausdrücklich eine Behandlung in verschiedenen Praxen. Nahezu die Hälfte dagegen präferierte ausdrücklich die Versorgung in nur einer Praxis. Insbesondere bei Familien mit einem oder mehreren Kindern fiel dieser Wunsch besonders hoch aus. Dabei spielten der Wohnort in der Stadt oder auf dem Land, das Geschlecht und ein möglicher Migrationshintergrund kaum eine Rolle.
Bedeutung der Hausarztpraxis steigt
Das Ergebnis dieser Studie ist auch wichtig, weil es einmal mehr die Bedeutung der Hausärzte in Deutschland für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unterstreicht. Dazu hatte die Robert Bosch Stiftung 2021 eine erschreckende Studie veröffentlicht. Sie zeigte, dass bis 2035 in Deutschland rund 11.000 Hausärzte fehlen werden. Rund 40 Prozent aller deutschen Landkreise werden dann bereits unterversorgt oder von einer Unterversorgung bedroht sein. In einigen Landkreisen wird sich bis dahin die Anzahl der Hausärzte sogar halbieren. Vor allem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen wird die Lage prekär. In einigen Landkreisen geht die Zahl der Hausärzte dort bis 2035 um rund 50 Prozent weiter zurück.Nun ist es an der Politik, diesem drohenden Trend frühzeitig entgegenzuwirken und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Und als Patientin oder Patient können auch Sie Ihren Teil dazu beitragen. Schenken Sie Ihrer Hausarztpraxis Ihr Vertrauen – am besten gleich mit der ganzen Familie. Davon profitieren Sie, davon profitiert Ihre Behandlung und davon profitiert am Ende auch das System, dann damit wird noch deutlicher, wie wichtig unsere Hausärzte sind.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.