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Gesund mit Diehm

Trotz Pandemie: Vorsorge bleibt wichtig

Viele Menschen vernachlässigen seit Beginn der Pandemie ihre Gesundheit. Das kann gefährlich werden. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Nie wurde so viel über Gesundheitsthemen berichtet, wie seit Ausbruch der Pandemie. Eigentlich müsste das, so sollte man meinen, auch mit einem erhöhten Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung einher gehen. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

Signifikant weniger Vorsorgeuntersuchung

Ein deutlicher Indikator dafür: Laut einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ist die Anzahl der Krebsfrüherkennungsuntersuchungen seit Pandemiebeginn deutlich zurückgegangen. Besonders starke Rückgänge gab es bei Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchungen, von denen rund ein Fünftel weniger durchgeführt wurden. Aber auch beim Mammografie-Screening, bei der Prostatakrebs-Früherkennung oder der von Gebärmutterhalskrebs wurden bis zu zehn Prozent weniger Untersuchungen durchgeführt.

Gleichzeitig verringerte sich auch – und das ist besonders erschreckend – die Anzahl der in Deutschland durchgeführten Krebs-Operationen. Bei Darmkrebs beispielsweise um mehr als zehn Prozent, bei Brustkrebs um fast fünf Prozent.

Weil weniger Krebserkrankungen frühzeitig erkannt wurden, konnten viele davon auch nicht in einer frühen Phase behandelt werden. Das Resultat werden wir in den kommenden Jahren und Monaten als logische Folge beobachten können: Es wird deutlich mehr schwere Krebserkrankungen geben.

Darum an dieser Stelle nochmal meine schon oft geäußerte Bitte: Nutzen Sie die vielfältigen Angebote zur Vorsorge. Deutschland zählt hier zu den weltweit führenden Nationen. Davon können Sie und Ihre Gesundheit nur profitieren. Auch und gerade in Zeiten der Pandemie.

Mehr Bluthochdruck-Patienten

Das gilt auch für die regelmäßige Kontrolle Ihres Blutdrucks, denn der scheint unter der Pandemie ganz besonders „zu leiden“. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Cleveland Clinic in den USA. Das dortige Wissenschaftler-Team hatte die Daten von fast einer halben Million Menschen analysiert und dabei festgestellt, dass es während der Lockdown-Phasen zu einem deutlichen Anstieg der Blutdruckwerte kam. Frauen waren davon insgesamt etwas stärker betroffen als Männer, aber geschlechterübergreifend musste fast ein Viertel aller Untersuchten in eine höhere Blutdruckkategorie eingestuft werden.

Warum das so ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Die Mediziner aus Cleveland vermuten, es liegt an einer Mischung aus Bewegungsmangel, vermehrtem Alkoholkonsum, Schlafmangel und Stress durch die psychische Belastung.

Bluthochdruck wird häufig nicht oder erst zu spät erkannt. Er führt jedoch immer zu einer Schädigung der Blutgefäße und gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkte, Schlaganfälle und viele weitere Erkrankungen.

Darum auch hierzu noch einmal meine Bitte: Lassen Sie gerade in Zeiten der Pandemie auch Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Die Untersuchung aus Cleveland zeigt nachdrücklich, wie wichtig das ist.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.