Smartphones – Träger von Herzschrittmachern aufgepasst pixabay.com
Gesund mit Diehm

Smartphones – Träger von Herzschrittmachern aufgepasst

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Moderne Smartphones können implantierte Herzschrittmacher stören. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Erinnern Sie sich noch, als die ersten – damals hießen sie noch – „Handys“ auf den Markt kamen. Die Medien waren voll mit Geschichten und Spekulationen über mögliche Gefährdungen für die Gesundheit. Die „Handy-Strahlung“ wurde gemessen, Menschen berichteten von allen möglichen Beschwerden, erstmals wurden Alu-Hüte „modern“.

Ich vergleiche das gern mit der Vorstellung der ersten Dampflokomotive. Damals hieß es auch, der menschliche Körper sei für derartige Geschwindigkeiten nicht ausgelegt. Ähnlich der Dampflok haben sich auch die Spekulationen über mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die heute üblichen Smartphones weitestgehend im Nichts aufgelöst.

Neue Smartphones können gefährlich werden

Umso interessanter fand ich darum eine aktuelle Studie, die ein Wissenschaftler-Team der Uniklinik Gießen und Marburg jüngst vorgestellt hat und die in der Fachzeitschrift „Clinical Research in Cardiology“ veröffentlicht wurde. Sie hatten neueste Smartphones untersucht, die mit zusätzlichen Magneten zum kabellosen Laden ausgerüstet waren.

In einem speziellen Raum mit besonders guter Mobilfunk- und Internetverbindung untersuchten sie die Einflüsse, die diese Smartphones in vier verschiedenen Modi auf die Herzschrittmacher und Defibrillatoren unterschiedlicher Hersteller hatten: Im Standby-Modus, beim Aufbau einer Mobilfunk-, WLAN- oder Bluetooth-Verbindung, beim Empfangen eines Anrufs sowie bei einer für kontaktloses Bezahlen genutzten „Near Field“-Verbindung.

Dabei stellten sie bei etwas mehr als zehn Prozent der untersuchten Patienten Störungen an deren Schrittmachern und/oder Defibrillatoren fest. Die Störungen reichten von Fehlinterpretationen bis hin zum Verlust des EKGs. Einige Geräte verloren zudem zeitweise ihre Verbindung zum Programmiergerät.

Besonders häufig traten diese Störungen übrigens bei der sogenannten Near-Field-Verbindung auf.

Die Autoren der Studie raten darum allen Trägern von Herzschrittmachern, Smartphones mit induktiver Ladefunktion möglichst nie direkt über dem implantierten Herzschrittmacher oder Defibrillator zu tragen. Auch beim Benutzen des Smartphones sollte möglichst ein ausreichender Sicherheitsabstand eingehalten werden.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht: Wenn Sie einen Herzschrittmacher oder Defibrillator tragen, sollten Sie – so meine Meinung – sowieso das Smartphone möglichst nicht in der Brusttasche tragen, sondern einfach in die Hosentasche stecken. Egal, ob es über eine induktive Ladefunktion verfügt, oder nicht. Denn sicher ist sicher.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.