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Gesund mit Diehm

Warum Frauen länger leben

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Es zählt schon seit Jahrzehnten zum Allgemeinwissen: Frauen haben eine längere Lebenserwartung. Doch warum ist das so? Eine Studie liefert eine erstaunliche Erklärung. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Dass Frauen länger leben als Männer, ist schon lange bekannt. Früher hat man oft Kriege oder die härtere körperliche Arbeit der Männer für diesen Effekt verantwortlich gemacht. Doch auch lange nach Ende kriegerischer Auseinandersetzungen und mit zunehmend weniger körperlicher Anstrengung im Job ist die durchschnittliche Lebenserwartung zwar deutlich gestiegen, der Unterschied jedoch bestehen geblieben.

Hier einige sehr interessante Vergleichszahlen des statistischen Bundesamtes.

Wer 1950 geboren wurde, konnte mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von rund 64,5 Jahren (Männer) und 68,5 Jahren (Frauen) rechnen. Für die 1960 Geborenen stieg sie bereit auf 67 (M) und 72,5 (F) Jahre. Und während die im Jahr 2000 Geborenen im Schnitt 75 (M) und 81 (F) Jahre alt werden, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei uns in Deutschland für die aktuell Neugeborenen bei fast 78 Jahren für Männer und fast 84 Jahren bei Frauen.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Zahlen in den kommenden Jahren auch dank unserer guten Gesundheitsversorgung weiter steigen werden. Der Unterschied zwischen Männer und Frauen ist und wird auch in Zukunft bestehen bleiben.

Warum leben Frauen länger? Die Chromosomen sind „Schuld“

Warum das so ist, haben australische Forscher der University of New South Wales in Sydney versucht zu ergründen. Dazu haben sie nicht nur die Lebenserwartung von Menschen untersucht, sondern auch die von Säugetieren, bei denen man einen ähnlichen Effekt beobachten kann. Zum Vergleich haben sie auch die Daten von Vögeln, Reptilien, Fischen, Amphibien und sogar Spinnen, Kakerlaken, Käfern und Schmetterlingen herangezogen.

Das Resultat: Die Chromosomen sind scheinbar für die längere Lebenserwartung eines Geschlechts verantwortlich. Bei Säugetieren und uns Menschen verfügen die Männchen über ein X- und ein Y-Chromosom. Die Weibchen dagegen über zwei X-Chromosomen. Und genau dieses doppelte Vorhandensein eines Chromosoms soll entscheidend für die längere Lebenserwartung sein. Laut den Forschern sind dadurch wichtige Erbinformationen zweimal vorhanden. Sollte eines dieser Chromosomen – wie typisch im Alter – schadhaft mutieren, kann das zweite noch gesunde dies ausgleichen.

Bestätigt wird diese These auch dadurch, dass es beispielsweise bei Vögeln genau umgekehrt ist. Dort werden Männchen im Durchschnitt deutlich älter als Weibchen. Und bei Vögeln besitzen Männchen zwei Z-Chromosomen, Weibchen dagegen ein Z- und ein W-Chromosom. Auch hier führt also das doppelte Vorhandensein eines Chromosoms zu einer durchschnittlich höheren Lebenserwartung.

Was lernen wir daraus: Zuerst einmal, haben wir eine mögliche Begründung für die höhere Lebenserwartung von Frauen gefunden. Zum zweiten sollten wir dabei aber nicht außer Acht lassen, dass wir alle unsere Lebenserwartung aktiv beeinflussen können. Wer gesund lebt, sich ausgewogen ernährt, sich regelmäßig sportlich betätigt und auf übermäßigen Alkohol-Genuss sowie auf Nikotin verzichtet, der wird ganz automatisch älter. Egal ob Mann oder Frau.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.