Diabetes Typ-1 erhöht das Demenzrisiko Tesa Robbins auf Pixabay
Gesund mit Diehm

Diabetes Typ-1 erhöht das Demenzrisiko

Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen das fehlende Insulin ersetzen und ihren Blutzuckerwert ständig kontrollieren. Wer darauf nicht genauestens achtet, muss mit schwerwiegenden Folgen rechnen. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland sind an Diabetes erkrankt. Bei – so schätzt man – rund 1,3 Millionen davon ist die Krankheit noch unerkannt. Seit den 1990er Jahren steigt die Zahl beständig an. Die weitaus größte Anzahl leidet unter Typ-2 Diabetes, der insbesondere durch Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel verursacht wird.

Gerade im Kinder- und Jugendalter tritt der seltenere Typ-1 Diabetes auf. Er muss ein Leben lang mit Insulin behandelt werden, da der Körper bei ihm dauerhaft zu wenig Insulin produziert. Das ist nicht einfach, denn der Insulinbedarf hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Was und wieviel man isst, aber auch von der körperlichen Aktivität, von Stress, Krankheiten und vielem mehr. Gerade bei Typ-1 Diabetikern kommt es darum nicht selten zu Über- oder Unterzuckerungen. Und das ist – wie eine neue Studie zeigt – auch langfristig sehr gefährlich.

Demenzrisiko im Alter steigt signifikant

Die Wissenschaftler von der Davis School of Medicine im kalifornischen Sacramento haben dazu in einer Langzeitstudie Typ-1 Diabetiker beobachtet, die wegen einer Hypoglykämie (zu niedrigen Blutzuckerwerten) oder einer Hyperglykämie (zu hohen Blutzuckerwerten) im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Ihr Fokus: Unser Gehirn. Es reagiert sehr empfindlich auf Schwankungen des Blutzuckers, weil Glukose der wichtigste Energielieferant für Nervenzellen ist. Zuerst gingen sie davon aus, dass darum eine Unterversorgung mit Glukose – also zu niedrige Blutzuckerwerte – das Gehirn langfristig schädigen können. Im Laufe der Studie stellte sich jedoch heraus, dass auch eine Überversorgung ernsthafte Folgen haben kann.

Ihr Resultat: Typ-1-Diabetiker, die in den vorausgegangen zwei Jahrzehnten wenigstens einmal wegen einer Über- oder Unterzuckerung im Krankenhaus behandelt werden mussten, entwickelten deutlich häufiger eine Demenz. Schon innerhalb der relativ kurzen Nachbeobachtungszeit von weniger als sieben Jahren, mussten mehr als fünf Prozent wegen einer Demenz behandelt werden. Und das bei einem durchschnittlichen Alter von 56 Jahren.

Diabetes nicht auf die leichte Schulter nehmen

Was lernen wir daraus: Es gibt keinen „leichten“ Diabetes. Egal ob Diabetes Typ-1 oder Typ-2 – eine Erkrankung erfordert eine gute Blutzuckerkontrolle und eine adäquate Behandlung.

Darum hier noch einmal typische Symptome: dauerndes Durstgefühl, häufiges Urinieren, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, psychische Probleme, nachlassende Sehstärke und Juckreiz.

Neben dem bereits genannten Demenz-Risiko steigt bei einem unbehandelten Diabetes auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, Augen, Nieren und Nerven können dauerhaft geschädigt werden. Darum: lassen Sie Ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.