Warum plötzlich so viele Fälle?
Seit einigen Jahren beobachten wir jedoch eine geradezu rasante Zunahme der Schwangerschaftsdiabetes – und das nicht nur bei uns in Deutschland. Oftmals wurde dafür bisher das steigende Alter der Schwangeren als Hauptursache gesehen, denn mit steigendem Alter erhöht sich generell auch das Diabetes-Risiko.Eine Studie des Münchner Klinikum rechts der Isar zeigte nun jedoch, dass Gewichtsprobleme der wichtigste Risikofaktor sind. Schwangere, die bereits vor der Schwangerschaft unter Übergewicht litten, erkrankten demnach zu über 50 Prozent häufiger. Bei einer Adipositas war das Risiko sogar fünffach höher.
Gleichzeitig konnte nachgewiesen, dass eine fettarme Ernährung und Sport das Risiko deutlich senkten.
Eine weitere Studie der Hochschule Fulda untersuchte zusätzlich auch die Einflüsse der Umwelt auf das Diabetes-Risiko bei Schwangeren. Das Resultat: Im Sommer kommt es deutlich häufiger zu einer Gestationsdiabetes als im Winter. Ob dies an den höheren Temperaturen liegt oder andere Ursachen hat, konnte allerdings noch nicht nachgewiesen werden.
Schwangerschaftsdiabetes - Vorsicht bei den Langzeitfolgen
Auch, wenn bei vielen Frauen der Diabetes während der Schwangerschaft ohne Symptome bleibt und nach der Geburt wieder abklingt, sollte man das Thema nicht auf die sprichwörtliche „leichte Schulter“ nehmen. Nicht ohne Grund wird der erhöhte Blutzuckerspiegel als „Risikoschwangerschaft“ eingestuft. Er kann das Entstehen von Bluthochdruck bei der werdenden Mutter begünstigen, erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und kann sich auch negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken.Außerdem entwickelt mehr als die Hälfte aller Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, innerhalb von zehn Jahren nach der Geburt eine bleibende Zuckerkrankheit. Auch die Kinder dieser Frauen haben ein erhöhtes Risiko für einen Diabetes mellitus.
Darum mein dringender Rat an alle Schwangeren: Lassen Sie Ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren. Insbesondere starker Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit können ein erstes Anzeichen sein und werden während einer Schwangerschaft oft als normale Begleiterscheinung angesehen und darum ignoriert.
Und sollten ihre Blutzuckerwerte erhöht sein, reicht oft – wie erwähnt – schon eine Ernährungsumstellung. Sie und Ihr Kind werden davon profitieren.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.