Können Süßgetränke das Darmkrebsrisiko erhöhen? Peggy und Marco Lachmann-Anke
Gesund mit Diehm

Können Süßgetränke das Darmkrebsrisiko erhöhen?

Zuckerhaltige Getränke machen dick. Eine neue Studie gibt nun Hinweise darauf, dass sie außerdem das Risiko einer frühen Darmkrebserkrankung signifikant erhöhen. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 50.000 Menschen an Darmkrebs. Damit liegt der Darmkrebs auf Platz 8 der häufigsten Krebserkrankungen. Und er ist besonders tückisch, denn er bleibt lange ohne Beschwerden, wird bei fehlender Vorsorge häufig zu spät erkrankt und verläuft darum in fast der Hälfte aller diagnostizierten Fälle tödlich. Die meisten Betroffenen sind über 50 Jahre alt, viele bereits über 70. Eine neue Studie zeigt nun jedoch, dass gerade der regelmäßige Verzehr zuckerhaltiger Getränke das Darmkrebsrisiko bereits in jungen Jahren signifikant erhöhen kann.

Langzeituntersuchung gibt Hinweise

Die Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis (Missouri) werteten dazu die Daten einer amerikanischen Gesundheitsstudie aus, die seit 1989 eine Gruppe von über 100.000 amerikanischen Krankenschwestern begleitet hatte. Diese waren zu Beginn der Studie zwischen 25 und 42 Jahre alt und mussten wiederkehrend Fragebögen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausfüllen.

Das Resultat: Die Teilnehmerinnen, die regelmäßig mehr als zwei Süßgetränke pro Tag tranken, erkrankten bereits vor ihrem 50. Lebensjahr mehr als doppelt so häufig an Darmkrebs wie Frauen, die weniger als ein Süßgetränk pro Woche zu sich nahmen. Weil die Teilnehmerinnen auch Angaben zu ihren Ernährungsgewohnheiten im Teenager-Alter machten, konnten die Forscher zusätzlich nachweisen, dass bereits in sehr jungen Jahren der Verzehr von Süßgetränken ein frühes Darmkrebsrisiko deutlich erhöht. Mit jedem zuckerhaltigen Süßgetränk pro Tag steigt das Risiko auf einen frühen Darmkrebs um 16 Prozent (relatives Risiko 1,16). Diese dosisabhängige Kausalität ist in epidemiologischen Studie ein starker Hinweis.

Gesunde Ernährung senkt das Risiko

Natürlich spielt dabei auch immer eine Rolle, das Limo-Liebhaberinnen und -Liebhaber sich häufig insgesamt nicht so gesund ernähren. Für die Studie konnten die Forscher diese Zusatzfaktoren aufgrund ihrer Befragungen jedoch weitestgehend ausschließen. Insgesamt gilt aber natürlich, dass eine schlechte Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, zu wenig Bewegung und Übergewicht zu den Haupt-Risikofaktoren für Darmkrebs zählen.

Zusätzlich möchte ich Sie an dieser Stelle noch einmal dringend bitten, die Möglichkeiten der Darmkrebsvorsorge wahrzunehmen. Sie wird bei uns in Deutschland seit 2002 ab einem Alter von 55 Jahren empfohlen. Seitdem sank die Mortalität bei Darmkrebs bei Männern um über 20 Prozent, bei Frauen sogar über 25 Prozent. Denn frühzeitig erkannt, lässt sich Darmkrebs in den meisten Fällen verhindern oder ist heilbar.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.