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Gesund mit Diehm

Musik und Leistungsfähigkeit

Eine Personalberatung hat einmal Manager befragt, wie sie ihr Privatleben gestalten. Dabei wurde deutlich, dass Sport einen sehr großen Raum einnimmt und der Musik beziehungsweise dem Besuch von Konzerten und Opernaufführungen eindeutig den Rang abgelaufen hat. Der moderne Manager ist kein Liebhaber mehr von klassischer Musik, er singt und tanzt nur in Ausnahmefällen. Dies trifft heute auf viele Menschen zu. Früher hat Musik eine größere Rolle gespielt. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Nicht nur aus kultureller, auch aus medizinischer Sicht ist das eindeutig ein Verlust. Denn Musik – und ich meine jetzt nicht harten Rock oder Techno – besitzt einen weitgehend unterschätzten Einfluss nicht nur auf unsere Psyche, sondern auch auf das Wohlbefinden unserer Organe. Die Neuroforschung liefert uns zunehmend Beweise für diesen Zusammenhang.

Musik und Gesundheit

Rhythmus bestimmt unser Leben. Elementare Körperfunktionen wie Puls, Atmung und vielfältige Bewegungsformen folgen autonomen Rhythmen, die wir nicht beeinflussen können. Ein Atemzug bedeutet in der Regel vier Herzschläge. Alle vier Atemzüge ändert sich der Blutdruck ein wenig. Während dem Einatmen in entspanntem Zustand wird unser Herz zwei Schläge schneller und beim Ausatmen zwei Schläge langsamer. Herzspezialisten nennen dieses Phänomen respiratorische Arrhythmie.

Vor diesem Hintergrund nutzen Kardiologen langsame Adagio Passagen zur Beeinflussung von Herzrhythmusstörungen und Extrasystolen (Extraschlägen). Viele Herz-Spezialisten empfehlen heute fröhliche Musik von Mozart oder den Backstreet Boys zur Herzgesundung. Wenn Patienten die Musik gefällt, kommt es zu einer Erweiterung der peripheren Blutgefäße, der Blutdruck fällt ab und die Pulsfrequenz wird stabilisiert.

Da wir unseren inneren Rhythmen nicht entkommen können, sollten wir sie zu unserem Freund machen. Ziel ist es, uns mit unserem Rhythmus zu synchronisieren. Und genau dabei kann Musik helfen.

Musik gegen Schmerzen

Kreative Musiktherapeuten arbeiten mit dieser Erkenntnis bei psychosomatischen Erkrankungen, beispielsweise bei der sogenannten Taketina-Methode, die Menschen in einen „Flow“ bringt. Dieses Konzept hat der österreichische Musiker und Autor Reinhard Flatischler entwickelt. Musik kann auch bei chronischen Schmerzen äußerst wirksam sein. Bei Angststörungen sind ebenfalls günstige Effekte beschrieben. Musik ruft Emotionen hervor und wird deshalb auch mit viel Erfolg in der Schmerztherapie und gegen Depressionen eingesetzt. In den renommiertesten amerikanischen Kliniken wie der Mayo Klinik und dem Massachusetts General Hospital kommt Musik bei vielen chronisch kranken Patienten zum Einsatz.

Studien haben gezeigt, dass eine Musiktherapie vor (zur Narkoseeinleitung) und nach Operationen Patienten nicht nur beruhigt, sondern auch dazu führt, dass die betroffenen Patienten postoperativ weniger schmerzanfällig sind. Auch bei Zahnbehandlungen macht man sich diese Erfahrungen heute schon zunutze.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.