Warum manche Menschen am „gebrochenen Herzen“ sterben gettyimages
Gesund mit Diehm

Warum manche Menschen am „gebrochenen Herzen“ sterben

Es kommt gar nicht so selten vor. Nachdem ein Partner gestorben ist, folgt der andere bereits kurze Zeit später. Dafür gibt es sogar wissenschaftliche Erklärungen. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Bereits seit geraumer Zeit kennen wir Mediziner das sogenannte „Broken Heart Syndrom“. Es äußert sich durch ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt mit Enge in der Brust, Atemnot und Herzrasen. Ausgelöst wird es häufig durch einen Trauerfall, eine Trennung, bei Opfern von Kriminalität oder Naturkatastrophen.

Wir Kardiologen sprechen dann von einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, eine durch massiven emotionalen Stress hervorgerufene, plötzlich auftretende Erkrankung des Herzmuskels. Sowohl Männer als auch Frauen können daran erkranken, besonders häufig jedoch Frauen nach den Wechseljahren. Vielfach findet man bei den Patienten erhöhte Blutspiegel von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin. Bei einer Herzultraschalluntersuchung kann man außerdem häufig eine Bewegungsstörung der linken Herzkammer feststellen – die Beweglichkeit der Herzkammer ist herabgesetzt. Im Gegensatz zu Herzinfarkten sind jedoch keine Verstopfungen der Herzkranzgefäße nachweisbar.

Der Name Taku-Tsubo stammt übrigens von japanischen Ärzten, die das Krankheitsbild Ende des vergangenen Jahrhunderts erstmals diagnostizierten. Abgeleitet wurde er von einer japanischen Tintenfischfalle - einem Tonkrug mit engem Hals, der aussieht wie die linke Herzkammer.

Psychologisches Sterben

Für mich beweist das einmal mehr, wie wichtig unsere Psyche für die Gesundheit unseres Körpers ist. Obwohl inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, wird das von vielen leider nach wie vor negiert.

Bereits 1969 veröffentlichten Britische Mediziner beispielsweise eine Studie über die erhöhte Sterblichkeitsrate bei Witwern. Sie beobachteten knapp 5.000 Witwer, die älter als 55 Jahre waren, über einen Zeitraum von neun Jahren. Ihr Resultat: Im ersten halben Jahr nach dem Tod ihrer Ehefrau lag die Sterblichkeit um 40 Prozent höher als die der Normalbevölkerung. Drei Viertel der Witwer starben an „Herzversagen“.

Für Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang eine aktuelle Studie, die ebenfalls aus Großbritannien stammt. Wissenschaftler der University of Portsmouth kamen zu dem Ergebnis, dass kranke Menschen, die das Leben auf mentaler Ebene für sich aufgegeben haben, häufig bereits innerhalb von drei Wochen versterben.

Wenn das Herz nicht von alleine heilt

Sollten Sie nun in die Situation kommen und befürchten, an einem „gebrochenen Herzen“ zu leiden, besteht erstmals kein Grund zur Panik. Oft heilt es nämlich nach wenigen Wochen oder Monaten von alleine. Es kann aber auch zu Narbenbildungen im Herzmuskel und einer chronischen Herzleistungsschwäche kommen. Darum sollten Sie in Zweifelsfall lieber mit Ihrem Arzt sprechen. Mit Betarezeptorenblockern und Medikamenten, die die Schlagadern des Körpers etwas weiter stellen, kann er das Herz entlasten. In besonders schweren Fällen und bei Vorerkrankungen werden Patienten sogar auf eine Herz-Intensiv-Station überwiesen und überwacht. Man sollte das gebrochene Herz also auch nicht auf die sprichwörtliche „leichte Schulter“ nehmen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.