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Gesund mit Diehm

Hören Sie auf zu Rauchen

Rauchen schädigt die Gesundheit. Ein Überblick aktueller Studien zeichnet ein – mit recht – erschreckendes Bild. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Raucher denken ungern über die Folgen des Rauchens für sich und andere nach. Dabei weiß man inzwischen, dass weit mehr Krankheiten auf den Tabak-Konsum zurückzuführen sind, als lange angenommen. Rauchen führt zur Arteriosklerose und damit zum Herzinfarkt, zu Durchblutungsstörung der Beckenbeinarterien und zum Schlaganfall. Es schädigt die Lungen und verursacht Mundhöhlenkrebs, Speiseröhrenkrebs und Lungenkrebs. Und das ist noch lange nicht alles. Hier ein Überblick über aktuelle Studien:

Passivrauchen erhöht das Risiko für Schaufensterkrankheit

Dies hat eine Studie aus China ergeben. Bei Frauen, die Passivrauch ausgesetzt sind, ist demnach die Rate an intermittierendem Hinken ( der sogenannten Schaufensterkrankheit) zu erkranken, um 87 % erhöht – im Vergleich zu Frauen, die nicht passiv rauchen müssen.

Wer früh raucht stirbt 20 Jahre früher

Bislang nahm man an, dass Raucher im Durchschnitt eine um zehn Jahre geringere Lebenserwartung haben. Neuere Untersuchungen haben jetzt aber gezeigt, dass dies nur für Raucher gilt, die erst im Erwachsenenalter begonnen haben. Wer bereits im Alter von 14 oder 15 Jahren mit dem Rauchen anfängt, verkürzt seine Lebenserwartung wahrscheinlich um mehr als 20 Jahre.

Rauchen gefährdet die Sehkraft

Rauchen und zu hohe Blutfettwerte scheinen wichtige Risikofaktoren für die altersbedingte Makula-Degeneration zu sein (AMB). In einer amerikanischen Studie an der Universität Wisconsin in Madison hat sich gezeigt, dass auch bei Patienten unter 50 Jahren Rauchen und erhöhte Blutfettwerte klassische Risikofaktoren für eine nachlassende Sehschärfe sind.

Menthol in Zigaretten verstärkt die Abhängigkeit

46 % der amerikanischen Jugendlichen, die das Rauchen beginnen, starten mit Mentholzigaretten. Eine amerikanische Studie an der Universität von New Jersey hat gezeigt, dass bei Rauchern von Mentholzigaretten ein größeres Suchtpotential besteht. Die jugendlichen Menthol-Zigarrettenraucher gaben 2,6 mal häufiger an, dass sie schon nach weniger als einer Stunde eine weitere Zigarette benötigten.

Zigarettenrauch schädigt Erbsubstanz

US Forscher haben jetzt gezeigt, dass bereits der Rauch einer Zigarette schwere Erbgutschäden verursachen kann. Binnen Minuten können krebsfördernde genetische Veränderungen auftreten. Die Forscher gehen auch davon aus, dass dieser Mechanismus die Ursache dafür ist, dass bereits wenig Passivrauch die Krebsrate bei den Betroffenen deutlich erhöhen kann.

Rauchverbot in Irland: Herzinfarktrate geht schlagartig zurück

Als erstes Land der EU hat Irland im Jahre 2004 ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz und an allen öffentlichen Orten eingeführt. Frühere Mitteilungen zeigten bereits, dass dadurch die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Herz-Kreislauferkrankungen um 11 % zurück gegangen ist. Auch die Zahl an Herzinfarkten ist nach dem Rauchstopp dramatisch gesunken.

Rauchen senkt Lebensqualität

Rauchen verkürzt nicht nur die Lebenserwartung, es schmälert auch die Lebensqualität im Alter. Das zeigt eine finnische Langzeitstudie. Täglich über 20 Zigaretten beschleunigen den Alterungsprozess um über 10 Jahre.

Passivrauchen: Hohes Risiko bei Kindern

Jahrelanges Passivrauchen führt zu Gefäßwandschäden bei Kindern und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. In einer finnischen Studie fanden Forscher bereits bei 13-jährigen heraus, dass bei starker Passivrauch-Exposition die Wände der Halsschlagadern um 7 % dicker waren.

Rauchverzicht: Steife Arterien werden wieder beweglich

Wenn die Schlagadern einen Elastizitätsverlust erleiden, wie dies häufig bei Rauchern zu beobachten ist, gilt dies als Hinweis für ein hohes Herz-Kreislauf-Risiko. Jetzt hat eine Studie gezeigt, dass mit einem Rauchverzicht die Elastizität der Schlagadern wieder zurückkommt. Allerdings dauert es mindestens ein Jahrzehnt, bis die Gefäße wieder so flexibel und biegsam sind, wie bei Menschen, die niemals geraucht haben.

Raucherinnen: Herzinfarkt schon vor der Menopause

Nichtraucherinnen bekommen ihren ersten Herzinfarkt durchschnittlich im Alter von 81 Jahren, Raucherinnen bereits vor der Menopause. Rauchen ist ein derart starker Risikofaktor, dass selbst der Schutz durch den natürlichen Hormonstoffwechsel nicht ausreicht.

Rauchen verschlechtert Wundheilung

Eine englische Studie hat gezeigt, dass ein Rauchstopp die Wundheilung bei zur Operation anstehenden Patienten deutlich beschleunigen kann. Der Verzicht auf Zigarettenrauchen beschleunigt nicht nur den Heilungsprozess, sondern reduziert auch die Komplikationsrate bevorstehender Operationen.

Rauchern schrumpft das Gehirn

Raucher schädigen auch ihr Gedächtnis. Ärzte der Psychiatrischen Klinik in der Berliner Charitè haben in einer Studie gezeigt, dass das Gehirn bei Rauchern schrumpft. Sie untersuchten und vermaßen Gehirne von Rauchern und Nichtrauchern im Kernspintomographen. Das Ergebnis: bei Rauchern wird die Hirnrinde geschädigt, die für die Aufmerksamkeit und für das Erinnerungsvermögen zuständig ist.

Qualmende Eltern: Bluthochdruck bei den Kindern

Im Rahmen einer Einschulungsuntersuchung in den USA wurde bei über 4.000 Kindern der Blutdruck gemessen. Die Studie zeigte, dass bei 29% der Kinder der Vater rauchte, bei 21% die Mutter und bei 12% beide Elternteile. Kinder aus diesen Familien hatten signifikant höhere Blutdruckwerte, als Kinder aus Nichtraucherfamilien.

Rauchstopp: Ganz oder gar nicht

Allein die Einschränkung des Zigarettenkonsums reicht nicht aus. In einer Norwegischen Studie wurden die Betroffenen je nach Nikotinverbrauch als „Nichtraucher“, „moderate Raucher“ oder „reduzierter Raucher“ klassifiziert. Die Studie zog sich über einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren hin. Das ernüchternde Ergebnis: Die „Reduzierer“ hatten ein ebenso hohes Risiko eines verfrühten Todes wie die unverbesserlichen Raucher.

Zum Aufhören ist es nie zu spät

Übrigens: Das Einstellen des Nikotinabusus ist nie zu früh und selten zu spät. Wenn ein Raucher von heute auf morgen aufhört zu rauchen, hat er in fünf bis zehn Jahren ein deutlich geringeres Risiko an rauchbedingten Faktoren zu sterben. Nach etwa 15 Jahren gleicht sich das Risiko der Nichtraucherpopulation an.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.