Ernährung bei Krebs – viele Theorien, wenig Fakten thinkstockphotos.com

Ernährung bei Krebs – viele Theorien, wenig Fakten

Verzicht auf Kohlenhydrate? Keinen Kaffee? Für die richtige Ernährung bei Krebs gibt es viele Theorien und Diätvorschläge. Wissenschaftlich bewiesen sind sie alle nicht.
Wer eine Krebsdiagnose bekommt, der klammert sich verständlicherweise an jeden Strohhalm, der sich bietet. Immer wieder liest und hört man von bestimmten Ernährungsweisen, die helfen sollen, die Erkrankung in den Griff zu kriegen. Aber viele der vor allem online kursierenden Theorien entbehren jeder wissenschaftlichen Basis.

Wissenschaftliche Beweise fehlen

Das erklärt Frau Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes, in einem Interview auf der Homepage des Dienstes. „Studien, die die Wirkung spezieller Krebsdiäten eindeutig belegen, fehlen. Grundsätzlich weiß man heute: Jede sehr einseitige Form der Ernährung schadet eher, als dass sie etwas nutzt. Das gilt auch für die sogenannten Superfoods; das sind Lebensmittel, denen aufgrund ihres hohen Anteils an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien eine besondere, gesundheitlich positive Wirkung zugeschrieben wird – Chia-Samen, Matcha-Tee oder Rote Bete zum Beispiel.“

Individuelle Ernährung

Bei der Ernährung von Krebspatienten spielt sowohl die individuelle Verfassung der Person, aber auch Krebsart und deren Behandlung eine zentrale Rolle. So kann es sein, dass manchen Krebspatienten eine krankheitsbedingte Mangelernährung droht. Dann könnte es sein, dass sie „unter Umständen auf eine ärztlich angeleitete Ernährungstherapie angewiesen“ sind, wie die Expertin weiter sagt.

Ausgewogen und abwechslungsreich

Ansonsten sei eine so ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung wie möglich zu empfehlen. Häufig verteufelte Lebensmittel wie Zucker beziehungsweise Kohlenhydrate generell oder Kaffee seien besser als ihr Ruf. „Die aktuellen Leitlinien zur Ernährung von Krebspatienten sagen sogar ganz klar: Der Nutzen einer Ernährungsweise, bei der man völlig auf Zucker und womöglich noch alle anderen Kohlenhydrate verzichtet, ist bisher nicht belegt.[…] Wer gleich ganz auf Kohlenhydrate verzichtet oder gar fastet, tut sich meist nichts Gutes. Das können sich die meisten Krebspatienten gar nicht leisten, ohne dramatisch an Gewicht zu verlieren“, sagt die Expertin weiter.

Allerdings weist sie darauf hin, dass stark übergewichtige Patienten in Absprache mit dem behandelnden Arzt durchaus eine Reduktion der Kohlenhydrate überlegen können. Auch beim Kaffee sollte man während der Krebstherapie abklären, ob Wechselwirkungen mit den einzunehmenden Medikamenten bestehen könnten.

Zentral bei einer Krebsbehandlung ist immer die Abstimmung mit dem Arzt. Auf Alleingänge sollte man verzichten, um mögliche Risiken auszuschließen. Zu individuell ist jeder Organismus, jede Erkrankung und jede Behandlung.

 

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