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Experteninterview

Laserbehandlung: Tattoo-Entfernung mittels Laser

Priv.-Doz. Dr. med. Gerd Gauglitz, Leiter der Hautarzt-Praxis München-Neuhausen, ist Experte auf dem Gebiet der Laserbehandlungen und nutzt eine Vielzahl an unterschiedlichen Verfahren in seiner Praxis. Unter anderem werden Laser auch zur Entfernung von unliebsamen Tattoos verwendet. Was genau dabei passiert, worauf zu achten ist und wie die Nachsorge aussieht, erklärt Dr. Gauglitz im Interview.
Herr Dr. Gauglitz, was genau passiert bei der Tattoo-Entfernung mittels Laser?

Dr. Gerd Gauglitz:Im Endeffekt ist es bei der Tattoo-Entfernung so, dass die Farbe in ganz kleine Partikel zertrümmert wird. Das funktioniert durch eine sehr schnell abgegebene Wellenlänge im Nano- bzw. auch im Picosekundenbereich. Das Ziel ist dabei immer, durch eine Art Druckwelle oder durch Wärme das Farbpigment so zu zerkleinern, dass sich ein Teil über die Hautoberfläche im Anschluss abschilfert, also sich in kleinen Schuppen von der Haut löst. Ein anderer Teil wird über das Lymphsystem – also unsere körpereigene „Müllabfuhr“ – aus dem Körper ausgeschleust. Da man bei dieser Behandlung immer nur gewisse Mengen pro Sitzung zerstören kann, damit der Schaden durch die Wärme bzw. Druckwelle an der gesunden Haut nicht zu groß wird, braucht man für die Entfernung eines Tattoos immer mehrere Sitzungen.

Wie viele Sitzungen werden für die Entfernung eines Tattoos benötigt?

Dr. Gerd Gauglitz:Die Anzahl der Sitzungen hängt nicht, wie vielleicht vermutet, von der Größe des Tattoos ab, sondern vor allem von der Art, wie das Tattoo gestochen wurde. Handelt es sich um ein professionell gestochenes Tattoo oder ein Laien-Tattoo? Wie tief wurde die Farbe eingebracht? Das sind die entscheidenden Parameter. Größentechnisch gibt es natürlich Limitationen im Hinblick auf das Schmerzempfinden und was den Preisaufwand anbelangt. Im Vorfeld lässt sich die Anzahl nicht pauschal beziffern oder erahnen, es sei denn, die eben genannten Fragen können exakt beantwortet werden. Auch die Farbzusammensetzung entscheidet über die Anzahl der Sitzungen. Heutzutage werden für die ästhetischen oder kreativen Tattoo-Bilder verschiedene Farben verwendet. Um diese zu entfernen, kommt es darauf an, wie die Farbe auf die verwendete Wellenlänge reagiert. Stehen dem behandelnden Arzt alle Wellenlängen in einem Gerät zur Verfügung? Auch wichtig: Gibt es bei der Behandlung einen Farbumschlag – z.B. dass sich ein vorher bräunliches Tattoo plötzlich Türkis verfärbt? Das erhöht die Anzahl der Sitzungen, da man hier mit einer anderen Wellenlänge behandeln muss.

Wie läuft eine Sitzung genau ab?

Dr. Gerd Gauglitz:Die Sitzungen laufen in der Regel relativ gleich ab: Zunächst wird meistens eine lokal betäubende Creme auf das zu behandelnde Hautareal aufgetragen. Bei kleinen Tattoos kann die Stelle bei Bedarf auch mit einer lokalen Betäubung unterspritzt werden. Mit den Picosekunden-Lasern, die weniger schmerzhaft sind, kann man sogar ganz ohne Betäubung arbeiten. Bei der Entfernung wird das Tattoo-Muster mit einem Spot, einem Aufsatz auf dem Laser, meistens drei bis fünf Millimeter im Durchmesser groß, den Farblinien nach abgefahren, bis das ganze Tattoo behandelt wurde. Dieses färbt sich dann meist weißlich. Anschließend kommt eine antibiotische, leicht beruhigende Creme zum Einsatz und die Stelle wird verpflastert. Entscheidend ist, dass der Patient an den folgenden Tagen die Stelle weiter antibiotisch versorgt, da durch die Zersprengung der Farbpigmente ein kleiner Schaden im Bereich der Haut gesetzt wird, so dass diese noch geschützt werden muss. Erst nach ca. vier bis acht Wochen, wenn die Farbe in dem behandelten Bereich abgebaut ist, kann die Behandlung mit der nächsten Sitzung fortgesetzt werden.

Können alle Tattoos entfernt werden oder gibt es echte Problemfälle?

Dr. Gerd Gauglitz:Das hängt davon ab, welche Laser man zur Verfügung hat und welche Farbpalette damit behandelt werden muss. Generell können heutzutage fast alle Tattoos wieder entfernt werden. Die Frage ist nur: Wie gut und wie schnell? Bleiben beispielsweise noch Läsionen oder Hypopigmentierungen (weißliche Verfärbungen) zurück – also eine Art Negativmuster – oder bilden sich Narben? Außerdem benötigt man das passende Gerät zur Behandlung aller Farben. Helles Türkis und Gelb sind wirklich schwierig zu entfernen. Die weißen Tätowierungen sind mit einem Pigmentlaser kaum wegzubekommen. Man kann sie zwar chirurgisch ausschneiden oder mit einem abtragenden Laser entfernen, aber das ist nicht die klassische Art der Tattoo-Entfernung. Relativ dankbar sind wiederum dunkle Farben wie Schwarz und Blau, diese lassen sich gut entfernen.

Wenn eine Vernarbung beim Stechen stattgefunden hat, kann diese Vernarbung beim Entfernen auch vermindert werden?

Dr. Gerd Gauglitz:Narbenbildung nach Tattoo-Entfernung ist ein großes Thema. Oft lässt sich gar nicht genau eruieren, wie die Narbe entstanden ist. Generell gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist die Narbe bereits beim Stechen entstanden und wird erst bei der Tattoo-Entfernung sichtbar, oder es wurde zu aggressiv bei der Entfernung gearbeitet und durch die Laserbehandlung ist eine Narbe entstanden. Hier ist es wichtig, die Patienten vor Beginn der Sitzungen darüber zu informieren, dass ein langsamer, behutsamer Prozess gewählt wird. Sprich, dass lieber eine Sitzung mehr anvisiert wird, als dass man so viel wie möglich in einer Sitzung schaffen will. Das ist meist kontraproduktiv und bringt mehr Nebenwirkungen mit sich als den schnellen Erfolg.

Wie kann der Patient selbst zu Hause nachsorgen?

Dr. Gerd Gauglitz:Die behandelte Stelle entspricht anfangs einer kleinen Wunde, vergleichbar mit einer Schürfwunde. Daher ist zunächst eine Wundbehandlung nötig. Dafür wird ein antibiotisches oder wundheilungsförderndes Gel aufgetragen sowie ein Pflaster zum Schutz, bis sich die oberste Hautschicht fest verschlossen hat. Im weiteren Verlauf gelten die klassischen Ansätze, die zur Narbenprävention gelten: Die Haut muss vor Sonneneinstrahlung geschützt werden, zusätzlich sollte man ein Silikongel auftragen, das das Wundheilungsmilieu einer frühen Narbe optimiert (wie z.B. KELO-COTE®), so dass die Wunde möglichst narbenfrei abheilt. Das Gel trägt man zwei bis drei Mal täglich auf. Es gibt inzwischen auch ein Präparat, das bereits einen integrierten Sonnenschutz enthält (KELO-COTE® UV mit LSF 30), das ist hierfür natürlich optimal.

Was sagen Sie zum neuen Gesetz, das ab dem 31. Dezember 2020 in Kraft treten soll, das besagt, dass Laserbehandlungen nur noch von Fachärzten durchgeführt werden dürfen?

Dr. Gerd Gauglitz:Das Gesetz bezieht sich nicht nur auf die Tattoo-Entfernung, sondern auf viele verschiedene Laserbehandlungen. Ich persönlich halte es für sehr sinnvoll. Ob die Behandlung generell an einen Facharztabschluss gebunden sein muss, kann diskutiert werden, aber eine gewisse Regulierung ist absolut notwendig! Entscheidend ist, und das beinhaltet das Gesetz ja auch, dass eine deutlich fundiertere Laserfachkunde gefordert wird und eine intensivere Art der Ausbildung. Da ist die Deutsche Dermatologische Lasergesellschaft (DDL) sehr aktiv. Und das geschieht nicht auf Wunsch der Ärzte, damit diese mehr verdienen können, sondern dient dem Schutz der Patienten. Leider registrieren wir übermäßig häufig Nebenwirkungen und Komplikationen bei Patienten, die durch Laserlaien behandelt wurden, d.h. von Leuten, die mangelhaft an Lasern ausgebildet sind. Daher halte ich das Gesetz für dringend erforderlich. Allerdings muss es an eine konsequente Weiterbildung in diesem Bereich auch für Fachärzte geknüpft sein. Ob diese Verordnung so verabschiedet wird, werden wir sehen – aktuell sieht es ganz gut aus.

Was sollten Patienten unbedingt im Vorfeld einer Tattoo-Entfernung wissen?

Dr. Gerd Gauglitz:Was man sich als Patient immer vor Augen halten muss: Es gibt eine Vielzahl von Lasern und Behandlern (sowohl Ärzte als auch nicht approbierte Therapeuten). Natürlich tendiert man dazu nach der Preisgestaltung auszusuchen, aber günstige Preise bedeuten sehr häufig auch, dass die Geräte günstiger waren, die zur Behandlung angeschafft wurden und verwendet werden und evtl. auch dass der Ausbildungsstand des Behandlers nicht optimal ist. Es gibt zwar auch Ausnahmen, aber entscheidend ist es, neben dem Preis besonders die Qualifikation des Behandlers zu prüfen. Das ist aus meiner Sicht das A und O. Eine Behandlung mehr oder weniger macht preislich meistens wenig aus, wenn man dadurch das Risiko von Nebenwirkungen reduzieren kann – denn im Nachhinein ist die Behandlung von Komplikationen oft aufwändiger und teurer. Die Qualifikation des Anbieters zu ermitteln, ist die größte Herausforderung, besonders bei den teilweise massiv übertriebenen Homepages, die den Kunden so ziemlich alles versprechen. Es empfiehlt sich daher, im Vorfeld möglichst viele Informationen einzuholen und zusätzlich zwei bis drei Beratungsgespräche mit unterschiedlichen Ärzten oder Behandlern zu führen. Dabei zeigt sich meist relativ schnell, dass die angekündigte Anzahl von Sitzungen teilweise sehr stark variieren kann.