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Kieferchirurgie

Wann müssen Weisheitszähne entfernt werden?

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Die Weisheitszähne tragen ihren Namen, weil ihre Entwicklung erst im Erwachsenenalter abgeschlossen ist – also in einem Alter, in dem der Mensch eine gewisse Reife erlangt hat. In manchen Fällen bringt ihre Entwicklung aber teilweise schmerzhafte Probleme mit sich. Wann müssen Weisheitszähne entfernt werden?

Die Weisheitszähne liegen ganz hinten im Gebiss, sie sind die dritten Backenzähne. In der Regel sind die ersten Anzeichen der Weisheitszähne zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr auszumachen, manchmal aber auch deutlich später.
Einen wirklichen Nutzen von Weisheitszähnen haben wir heute nicht mehr. „Unser Gehirn wird größer, aber der Kiefer wird kleiner – eigentlich brauchen wir die Weisheitszähne gar nicht, anders als das bei unseren Vorfahren noch der Fall war“, veranschaulicht Prof. Dr. Dr. Christoph Pautke von der Praxisklinik für Mund- Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Medizin & Ästhetik in München.

Bei manchen Menschen sind alle vier Weisheitszähne angelegt, bei anderen hingegen sind weniger oder gar keine angelegt. Genauso individuell ist auch die Tatsache, wann oder ob sie überhaupt durchbrechen, also herauswachsen, oder nicht. „Früher oder später melden sich aber fast alle Weisheitszähne, ob sie durchgebrochen sind oder nicht“, erklärt Pautke.

Bei Jugendlichen können auf Röntgenbildern die Weisheitszähne aber frühzeitig ausgemacht werden und es kann beobachtet werden, ob es zu einem späteren Zeitpunkt zu Problemen kommen könnte. Allzu früh zur Operation zu tendieren sollte man dabei nicht: „Sicherlich ist beispielsweise eine prophylaktische Entfernung bei einem 14-jährigen von keinem Vorteil, da zu diesem Zeitpunkt in den meisten Fällen noch nicht absehbar ist, ob die Weisheitszähne später Schaden anrichten können“, so Prof. Dr. Dr. Pautke.

Probleme bei nicht durchgetretenen Weisheitszähnen

Wenn sich die Weisheitszähne entwickeln, ist der Kiefer häufig bereits so weit ausgebildet, dass es keinen weiteren Platz für die Weisheitszähne gibt: Bei einem Durchbrechen würden sich die anderen Zähne verschieben. Aber auch wenn sie noch vollständig im Kiefer liegen, das heißt, retiniert sind, oder nur teilweise durchgetreten sind, können die Weisheitszähne Probleme verursachen: Über den Zahnspalt der davor stehenden Zähne stehen die sogenannten retinierten Weisheitszähne mit der Mundhöhle in Verbindung. So können durch Bakterien Infektionen entstehen.

Wenn ein Weisheitszahn im Kiefer quer liegt, besteht die Gefahr, dass durch den Kontakt zum Nachbarzahn gleich zwei Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden: Nicht nur kann die Zahnkrone des Weisheitszahns Nachbarzähne durch den Druck beschädigt werden, in den entstehenden Nischen bildet sich häufig Karies.

Wann ist eine Operation ratsam?

Ob eine Operation ratsam ist, muss individuell entschieden werden. Zu analysieren ist die Tatsache, ob die Weisheitszähne Probleme bereiten könnten oder nicht. „Bei vorhersehbaren Problemen wie der Beschädigung eines Nachbarzahns beim Durchbruch oder der Gefahr von Karies ist eine prophylaktische Entfernung ratsam“, sagt der Experte.

Der häufigste Grund für eine Operation sind laut Pautke akute oder chronische Beschwerden, etwa wenn eine Entzündung vorliegt. Manche Patienten leiden auch unter chronischem Mundgeruch, wofür ein verlagerter Weisheitszahn die Ursache sein kann. Weiterhin können sich Zysten bilden, oder Karies kann starke Schmerzen verursachen.

Das sind die harten Kriterien, bei denen man laut dem Mediziner nicht diskutieren muss – in diesen Fällen ist eine Operation unumgänglich.

Risiken bei der Weisheitszahnentfernung

Die wohl bekannteste Nachwirkung nach einer Weisheitszahnentfernung sind die Schwellungen, „wo man, auf gut deutsch gesagt, aussieht wie ein Hamster“, so Prof. Dr. Dr. Pautke. Diese Schwellungen können eine grünliche, bläuliche bis hin zu einer violetten Färbung annehmen. Nichtsdestotrotz ist das eine harmlose Nachwirkung, die nach ein paar Tagen wieder abklingt.

Schwieriger wird es, wenn der Zahn nah an einem Unterkiefernerv liegt. Bei einer Operation besteht dann die Gefahr, den Nerv zu reizen. Es kann im Nachhinein zu einer unangenehmen Gefühlsstörung in der Unterlippe kommen, die über drei bis vier Wochen andauern kann. Wenn man bei der Operation viel Knochen entfernen muss, können sich gar Entzündungen oder Abszesse bilden.

Je nachdem wie die Lage des Weisheitszahns im Kiefer ist, kann es auch passieren, dass ein Nachbarzahn beschädigt wird.

Operationsmöglichkeiten

Am häufigsten, etwa zu 85 – 90%, werden Weisheitszähne mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt. Der Patient kann zwischen einer seitenweisen Entfernung oder einer Entfernung von allen vier Zähnen gleichzeitig entscheiden.

Eine andere Methode ist der Dämmerschlaf, bei dem der Patient medikamentös in einen leichten Schlaf versetzt wird, sodass er von der Operation nicht viel mitbekommt. Der Nachteil hierbei: Bei einer Operation wird häufig mit Wasser gekühlt. Beim Dämmerschlaf besteht die Gefahr, dass sich der Patient daran verschlucken kann, weil der Schluckreflex nur eingeschränkt funktioniert.

Die dritte Möglichkeit ist die Vollnarkose. „Diese bietet sich bei Patienten an, deren Weisheitszähne einen ausgeprägten Verlagerungsgrad aufweisen, wodurch eine gänzliche Schmerzausschaltung mit einer örtlichen Betäubung nicht möglich ist“., erklärt der Mediziner. „Bei Angstpatienten oder Patienten mit allgemeinen Erkrankungen bietet die Vollnarkose zudem mehr Ruhe zur Operation.“

Mehr Informationen rund um die Weisheitszähne, aber auch andere kieferchirurgische oder ästhetische Themen, finden Sie auch auf der Homepage unseres Experten unter: http://www.medizinundaesthetik.de/

 

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