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Experteninterview: Herzinsuffizienz und die Behandlungsoptionen

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung leiden in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen unter einer Herzinsuffizienz. Doch was ist unter dieser Form einer Funktionsstörung zu verstehen? Dr. Klaus-Jürgen Gutleben, Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, klärt über wichtige Fragen zu Symptomen, Ursachen und möglichen Therapien auf.

Herzinsuffizienz – was ist das eigentlich?

„Mit dem Ziel, die Sauerstoffversorgung der Zellen zu gewährleisten, pumpt ein gesundes Herz regelmäßig Blut durch den Körper. Während die linke Herzhälfte die Aufgabe hat, das Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, ist die rechte dafür zuständig, das Blut in die Lungen zu befördern, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Im Falle einer sogenannten Herzinsuffizienz ist der Herzmuskel so geschwächt, dass er dieser Aufgabe nicht mehr in ausreichendem Maße nachkommen kann. Meist ist die Förderleistung der Herzkammern stark herabgesetzt. Dies betrifft oft die linke Herzkammer ganz besonders.“

Symptome – wie lassen sich diese erkennen?

„Leitsymptome der Herzinsuffizienz sind Luftnot bei körperlicher Belastung oder in Ruhephasen, eine eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit und eine Überwässerung des Körpers. Schwellungen, beispielsweise der Beine, sogenannte Ödeme, oder eine Überwässerung der Lunge, auch als Lungenstauung oder Lungenödem bekannt, stellen mögliche Folgen dar. Teilweise verschlechtert sich die Herzschwäche auch durch Störungen im Reizleitungssystem des Herzens. Diese können als Herzrhythmusstörungen oder als Leitungsverzögerungen, etwa in Form eines Linksschenkelblocks auftreten. In diesem Fall arbeiten unterschiedliche Abschnitte der linken Herzkammer nicht mehr synchron sondern zeitversetzt. Darüber hinaus ist auch die Abstimmung beider Herzkammern durch ein zeitversetztes Pumpen gestört. Wir sprechen dann von einer Asynchronie. Diese reduziert die Herzpumpkraft des Herzens zusätzlich. Die Folge ist eine weitere Verschlechterung der Symptome. Oftmals verkennen Patienten die Warnsignale und schieben Erschöpfungszustände auf Stress oder andere Faktoren, ohne sich von einem Facharzt untersuchen zu lassen.“

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

„An erster Stelle jeder Therapie stehen die Behandlung der Grundkrankheit des Herzens, zum Beispiel die Optimierung der Herzdurchblutung sowie eine medikamentöse Behandlung, die das Herz entlasten und den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. Bei Patienten, die einen Linksschenkelblock haben, ist die kardiale Resynchronisations-Therapie, kurz CRT, eine bewährte Behandlungsoption. Hierbei implantieren wir, abhängig vom individuellen Krankheitsverlauf, einen speziellen Defibrillator oder Herzschrittmacher, der über drei sehr feine Elektroden beide Herzkammern stimulieren.

Die zuvor zeitversetzt arbeitenden Herzwandabschnitte pumpen dann wieder gleichzeitig, sie werden resynchronisiert, was zu einer verbesserten Pumpfunktion des Herzens beiträgt. Da einige Patienten, etwa aufgrund eines vorher erlittenen Herzinfarkts, Narbenareale im Herzmuskel aufweisen, gestaltet sich eine effektive Behandlung in diesen Fällen oftmals schwierig. Ein neuartiges Verfahren, die sogenannte MultiPointTM-Pacing-Technologie, kurz MPP, ermöglicht eine individuell angepasste Behandlung. Dank des Quadra Assura MPTM CRT-Defibrillators beziehungsweise des Herzschrittmachers Quadra Allure MPTM RF mit MultiPoint-Pacing-Technologie können Reize sowohl an verschiedenen Stellen gleichzeitig als auch in Abfolge gesetzt werden, sodass eventuell vorhandenes Narbengewebe die Behandlung nicht mehr behindert. Auf diese Weise ermöglicht die Technologie, eine größere Zahl an Patienten erfolgreich zu therapieren.“

Quelle: Pressemitteilung St. Jude Medical