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Gesund mit Diehm - Welcher Blutdruck ist gesund?

Bluthochdruck – ab wann wird er lebensgefährlich?

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Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, zählt zu den größten Gefahren für unsere Gesundheit. Auch im Rahmen der aktuellen Corona-Krise zählt hoher Blutdruck zu den Haupt-Risikofaktoren für eine lebensbedrohende Erkrankung. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Dabei könnte man das Risiko oftmals deutlich minimieren, denn inzwischen stehen uns mehrere Medikamente zur Verfügung, mit denen ein Bluthochdruck dauerhaft und nebenwirkungsarm gesenkt werden kann.

Welcher Blutdruck ist gesund?

Der ideale Blutdruck liegt bei 120/80. Darüber herrscht weltweit Einigkeit. Doch, ab wann ein Blutdruck als zu hoch gilt und behandelt werden muss, darüber wird immer wieder mal gestritten.

Ein Beispiel: Aktuell sehen US-amerikanische Mediziner den genannten Wert von 120/80 für Menschen jeden Alters als erstrebenswert an. Doch gerade Ältere haben häufig einen geringfügig höheren Blutdruck. In Europa tolerieren Ärzte bei Menschen über 50 auch noch einen Blutdruck von bis zu 140/90.

Studien bestätigen europäische Grenzwerte

Eine wissenschaftliche Studie des Münchener Helmholtz-Zentrums bestätigte dies erst 2019 erneut. Die Studie, die im „European Heart Journal“ veröffentlicht wurde, basiert auf den Daten von rund 12.000 Patienten. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Behandlung von Grad-1-Hypertonie – also einem Wert von bis zu 159/99 – keine Vorteile gegenüber einer Nichtbehandlung bringt. Das Sterberisiko steigt dadurch nicht.

Dem entgegen stehen andere Studien. Eine Datenauswertung von fast 90.000 Bluthochdruckpatienten aus Großbritannien, die vor einigen Jahren im „British Medical Journal“ erschien, kam so zu dem Ergebnis, dass ab einem Blutdruck von 150 das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit auch das Sterberisiko deutlich steigt. Auch hier liegen wir aber noch deutlich über den Grenzwerten aus den USA.

Vorsicht ist dennoch geboten

Doch auch, wenn die Grenzwerte bei uns höher angesetzt werden: Bluthochdruck bleibt gefährlich, selbst innerhalb dieser Grenzwerte. Oft reicht es schon, den Lebensstil nachhaltig zu ändern. Der Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss senkt den Blutdruck genauso, wie regelmäßiger Ausdauersport und der – damit einhergehende – Abbau von Übergewicht. Gerade ein nur leichter Bluthochdruck kann so nahezu immer auf ein normales Maß reduziert werden.

Und falls Sie Bluthochdruck-Senker nehmen, abschließend noch zwei ganz aktuelle Tipps: Eine groß angelegte Studie mit 19.000 Hochdruck-Patienten aus Spanien hat Ende 2019 eindrucksvoll belegt, dass Blutdrucksenker deutlich besser wirken, wenn man sie abends einnimmt. Die Studie der spanischen Universität in Vigo kommt zu dem Ergebnis: Patienten, die ihre Medikamente vor dem Schlafengehen einnahmen, hatten einen besser eingestellten Blutdruck und reduzierten ihr Risiko für den kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder Revaskularisation um 45 Prozent im Vergleich zu denen, die ihre Tabletten nach dem Aufwachen einnahmen.

Wo sollte man den Blutdruck messen? Man misst an beiden Oberarmen und im Seitenvergleich gilt der höhere Wert. Bitte auch den Blutdruck zu verschiedenen Tageszeiten messen. Besonders wichtig ist ein normaler Blutdruck morgens nach dem Aufstehen. Denn die meisten und die schwersten Herzinfarkte und Schlaganfälle ereignen sich in den früher Morgenstunden.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.