Süßstoff, zu viel Salz und Softdrinks – Hände weg thinkstockphotos.com
Zuckerersatz

Süßstoff, zu viel Salz und Softdrinks – Hände weg

Über Süßstoff als Zuckererseatz wird immer wieder viel diskutiert. In seinem heutigen Gastbeitrag erklärt Prof. Dr. med. Curt Diehm, warum er von Süßstoff abrät.
Süßstoff wird als Zuckerersatz oft mit dem Hinweis beworben, er würde, weil kalorienfrei, nicht dick machen. Es handelt sich hierbei sehr wahrscheinlich um eine Irreführung der Verbraucher. Amerikanische Forscher fütterten Ratten mit Joghurt, wobei dieser in der einen Testgruppe mit Zucker, in der anderen mit dem Süßstoff Saccharin gesüßt worden ist. Ergebnis: Die mit Süßstoff versorgten Tiere fraßen mehr und nahmen stärker zu, als jene in der Vergleichsgruppe.

Die Forscher sind der Auffassung, dass Süßstoff die Fähigkeit des Organismus beeinträchtigt, die Kalorienaufnahme richtig zu messen und Süßstoffe über eine Stimulation der Bauchspeicheldrüse den Appetit anregen. Nirgendwo wird im Übrigen Diätprodukten mehr Süßstoff beigemengt wie in den USA. Und nirgendwo gibt es mehr übergewichtige Menschen als dort. Gegen Übergewicht helfen leider nur vier Dinge:

1. insgesamt mehr sättigende Lebensmittel essen
2. mehr Gemüse
3. mehr Bewegung
4. das alles auf Dauer und nicht nur für wenige Tage

Süßstoff schädigt die Nieren

Zudem sind Süßstoff und im Übrigen auch zu viel Salz Gift für die Nieren. An mehr als 3000 Frauen der Nurses Health Study untersuchten Ärzte aus Boston, wie sich der Salzgehalt in der Ernährung und der Konsum mit süßen Limonaden auf die Filtrationsrate der Nieren auswirken. Im ersten Teil der wissenschaftlichen Arbeit stellten die Untersucher fest, dass Frauen, die mit dem Essen mehr Salz zu sich nahmen, im Verlauf von 11 Jahren einen deutlich höheren Nierenfunktionsverlust hinnehmen mussten, als Studienteilnehmer, die weniger Salz aßen.

Der zweite Teil der Untersuchung zeigte, dass für die Niere süß nicht gleich süß ist. Zucker hatte keinen ungünstigen Einfluss auf die Nierenfunktion. Die Anwendung von Süßstoffen hingegen führte zu einem signifikanten Rückgang der glomärulären Filtrationsrate, einem der wichtigsten Parameter der Nierenfunktion.

Ein dritter Nachteil von kalorienfreiem Süßstoff: Mediziner sehen ein krebserregendes Potential. Dies ist bedenklich, wird Süßstoffe doch täglich von mehr als einer Milliarde Menschen weltweit verwendet. Allerdings: europäische Behörden haben 9 Süßstoffe als unbedenklich eingestuft.

Meine Warnung vor Süßstoffen bezieht sich natürlich auch auf Softdrinks wie Coca Cola, Fanta, 7up und ähnliche Getränke mit einem Zuckerersatz. Diese Limonaden führen oft nicht nur zu deutlichen Gewichtszunahmen, sondern sie erhöhen auch das Risiko für Herzerkrankungen und für die Entstehung einer Zuckerkrankheit. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Fettfraktion der Triglyceride und die Glucosetoleranz vermindert werden. Die gesundheitsschädigenden Aspekte von Softdrinks sind bei Frauen übrigens deutlich ausgeprägter als bei Männern. Softdrinks sind Blockbuster und werden uns auf Schritt und Tritt weltweit angeboten. So ist es nicht einfach, sich ihnen zu entziehen.

Die amerikanische Herzgesellschaft (American Heart Association) hat in ihrem Jahresbericht 2011 erstmals vor zu viel Softdrinks gewarnt. In diesem Positionspapier werden 100 Kalorien täglich für Frauen und 150 Kalorien für Männer „erlaubt“.
Vorausgegangen waren Studienberichte, die zeigten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Konsum von Limonaden und der Entwicklung von wichtigen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren. Personen, die zwei oder mehr Softdrinks pro Tag konsumierten, hatten im Vergleich zu solchen mit geringerem Konsum einen deutlich höheren Body-Mass-Index und eine um 5,5 cm dickere Taille.

Für den relativ neuen Zuckerersatz Stevia, der aus den Blättern einer südamerikanischen Pflanze gewonnen wird, bestehen die gesundheitlichen Gefährdungen im übrigen nicht – auch wenn die Europäische Union empfiehlt, nicht mehr als 250 Milligramm Stevia pro Tag zu sich zu nehmen.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm



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