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Sodbrennen – nicht zu unterschätzen!

Wie kommt es zu Sodbrennen und was kann man dagegen tun? Das erklärt Prof. Dr. med. Curt Diehm in seinem heutigen Gastbeitrag.
Sodbrennen ist zu einer sehr verbreiteten Krankheit geworden. Über 40 Prozent aller Deutschen leiden an Sodbrennen. Es wird verursacht, wenn der Verschlussmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr funktioniert. Dann fließt Magensäure zurück aus dem Magen in die Speiseröhre und kann dort die Schleimhaut angreifen. Eigentlich sollte ein ringförmiger Muskel am Mageneingang (der „Pförtner“) den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verhindern. Wenn dieser Muskel aber erschlafft ist, etwa durch massives Übergewicht und wenn beispielsweise Bauchfett den Magen nach oben drückt, dann kann der Pförtner nicht mehr richtig arbeiten. Spezielle Nahrungsmittel wie Coca-Cola, Weiswein mit viel Säure und  Kaffee können Risikofaktoren für die auch Reflux genannte Krankheit sein. Natürlich kann auch Stress zu ähnlichen Problemen führen.

Die Gefahr besteht darin, dass auf Dauer durch den Entzündungsvorgang in der Speiseröhre Krebs entstehen kann. Oft werden die auftretenden Symptome mit einer Herzerkrankung verwechselt. Die Beschwerden können typischerweise auch wie „Brustenge“ (Angina pectoris) bei einer manifesten Durchblutungsstörung des Herzens aussehen. Die Amerikaner sprechen bei einer Refluxkrankheit deshalb auch fälschlich von „Heart-Burn“ – also „Herzbrennen“. Sodbrennen macht auf Dauer also nicht nur brennende Schmerzen in der Magenregion, die Beschwerden können sich im ganzen Brustraum ausweiten. Oft liegt auch noch ein kleiner Zwerchfellbruch vor, der den Übertritt von Säure in die Speiseröhre weiter begünstigt. Die Schmerzen können bis hoch in den Hals ausstrahlen. Dazu kommt ein saures Aufstoßen.

Gefährliche Folgen von Sodbrennen

All das bedeutet: Sodbrennen beziehungsweise Reflux sollte nicht bagatellisiert werden. Man geht davon aus, dass es in Deutschland bis zu 5.000 Krebsfälle pro Jahr gibt, die von Refluxerkrankungen ausgelöst werden. Wenn es zu einem Reflux von Magensäure vor allem in der Nacht kommt, kann die Säure auch in die Luftröhre gelangen und dort eine Lungenentzündung auslösen.

Wie können Sie Sodbrennen behandeln?

Wenn nur gelegentlich Sodbrennen auftritt, helfen schnell sogenannte Antazida, die aus Magnesiumhydrochlorid und Aluminium Hydroxid bestehen. Sie neutralisieren die Magensäure und sind in der Apotheke rezeptfrei zu bekommen.  Bei stärkeren Beschwerden verordnet der Arzt sogenannte Protonenpumpenhemmer, die generell die Säureproduktion im Magen hemmen. Auch diese Medikamente sind zum Teil rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

In seltenen Fällen wird eine Operation erforderlich. Dabei wird klassischerweise der obere Teil des Magens um die Speiseröhre herum geschlungen, so dass eine Art Verschlussmanschette entsteht, die den Reflux von Magensäure in die Speiseröhre verhindert. Gerade in Deutschland sind endoskopische Verfahren entwickelt worden, die gute OP-Ergebnisse zeitigen.

Was können Sie selbst tun?

Es sind eine ganze Reihe von teils einfachen Verhaltensregeln, die bei Sodbrennen Linderung versprechen:

•    Kopfhochlagerung (1 Kissen mehr) beim Schlafen.
•    Bei akuten Beschwerden einfach ein Glas Wasser oder Milch trinken.
•    Übergewicht reduzieren.
•    Bauen Sie übermäßigen Stress ab.
•    Enge Kleidung (Gürtel!) meiden. Der Bauchraum darf nicht eingeengt werden.
•    Nicht zu große Mahlzeiten essen, lieber kleinere und häufigere Mahlzeiten mit Ballaststoffen und Eiweiß sowie basischen Lebensmittel.
•    Fette Nahrungsmittel und scharfe Gewürze vermeiden.
•    Alkoholische Getränke sind bei Reflux generell problematisch. Wenn, dann säurearme Weine bevorzugen.
•    Meiden Sie stark fruchtsafthaltige Säfte wie Orangensaft und Ananassaft.
•    Vorsicht mit schwarzem Tee und Kaffee.
•    Vorsicht mit Süßigkeiten, insbesondere Schokolade.
•    Meiden Sie Medikamente wie Azetylsalizylsäure /Aspirin und Ibuprofen. Auch Diclofenac/Voltaren können die Symptome verstärken.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm