Haarausfall ist auch umweltbedingt thinkstockphotos.com
  • 16. Dezember 2015
  • Prof. Dr. med. Curt Diehm

Haarausfall ist auch umweltbedingt

Haarausfall betrifft viele Männer ab einem gewissen Alter. Prof. Dr. med. Curt Diehm erklärt in seinem aktuellen Gastbeitrag, wie es dazu kommt und wie man ihn behandeln kann. Ein lange für gesichert gehaltene Ursache trifft in der Regel nicht zu, sagt der Mediziner.
Kein Zweifel: Es gibt heute deutlich mehr Männer mit Glatze als früher. Haarausfall ist in aller Regel nicht, wie früher vermutet, vererbt, sondern eine Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen. Haarausfall ist damit in gewisser Weise eine Zivilisationskrankheit. Es gibt unterschiedliche typische Ursachen für diffusen Haarausfall beim Mann. Dazu gehören Eisenmangel, die Nebenwirkungen von Medikamenten etwa bei Antidepressiva oder Fett senkenden Statinen, bestimmte Formen der strengen Diäten, schwere chronische Infektionskrankheiten und auch ganz allgemein Stress.

Wie viele Haare pro Tag ausfallen müssen, um von Haarausfall zu sprechen, ist in der Literatur unklar. Es gibt Autoren, die 50 bis 100 Haare pro Tag angeben. Andere Autoren halten selbst einen Ausfall von 2500 bis 3000 Haaren täglich noch für normal.

Männerglatze mit Prostatamittel behandeln?

Unglaublich viele Gerüchte sind über Behandlungsmethoden beim Haarausfall des Mannes im Umlauf. Dagegen existieren nur relativ wenige wissenschaftliche Studien. Eine Metaanalyse, die 12 Studien an fast 4000 Männern zusammenfasst, zeigte eine deutliche Wirksamkeit des Prostatamittels Finasterid. Sowohl bei kurzzeitiger Therapie (9-12 Monate) als auch bei langfristiger Therapie (bis zu 5 Jahren) war die Gabe von Finasterid 5 mg täglich wirksam. Es gibt keine Hinweise, dass die Rate der Prostatakrebsfälle unter Finasterid zunimmt. Finasterid senkt den PSA-Wert im ersten Behandlungsjahr sehr deutlich. Und dann ab dem zweiten Behandlungsjahr etwas weniger. Erektionsstörungen nehmen unter der Therapie mit 5 mg Finasterit täglich um 1,5 Prozent zu. Die Autoren dieser Meta-Analyse sind aber der Auffassung, dass eine Therapie mit Finasterid immer von einem Facharzt für Urologie begleitet werden sollte.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei diffusem Haarausfall des Mannes wäre die Anwendung von Minoxidil Haartinktur, die täglich mindestens sechs bis neun Monate angewendet werden sollte. Eine moderne Methode sind natürlich auch Haartransplantationen, die oft gute Ergebnisse erzielen.

Zudem gibt es auch sinnvolle Nahrungsinhaltsstoffe, die bei diffusem Haarausfall helfen. Hierzu gehören Vitamin B Komplex, Zink, Aminosäuren und Kieselsäure.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.






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