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Fasten – Aber gewusst wie

In seinem Gastbeitrag beschäftigt sich Prof. Dr. med. Curt Diehm mit dem Fasten. Der vollkommene Verzicht auf feste Nahrung für einen bestimmten Zeitpunkt kann postive Effekte haben, muss aber auch richtig durchgeführt werden.
Fasten bedeutet, dass man für eine gewisse Zeit auf feste Nahrungsbestandteile verzichtet. Anhänger des regelmäßigen Fastens sind der Auffassung, dass der zeitweise Verzicht auf Nahrung sowohl Körper und Geist regenerieren kann und dazu beiträgt, das eigene Gleichgewicht zu finden. Viele berichten, dass sie sich nach einer Fastenkur wie neugeboren fühlen. Naturheilkundler fügen hinzu, dass Menschen, die sich akut krank fühlen ohnehin reflektorisch eine Nahrungskarenz einhalten. Dies sei ein natürlicher Vorgang, der dazu beiträgt, dass die Betroffenen bald wieder gesunden.

Die Schulmedizin steht bis heute dem strengen Fasten eher skeptisch gegenüber. Ich bin der Meinung, dass Fasten bei Beachtung einzelner Regeln durchaus positive Effekte besitzen kann.

So sollten umfassende Fastenkuren von zwei bis drei Wochen unbedingt in dafür  spezialisierten Kliniken vorgenommen werden. Viele dieser Klinken zeigen ihren Kunden auch auf, wie sie Berufsbegleitende ambulante Fastenkuren am besten gestalten.

Als bewährt gilt das Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger. Diese Methode wird als ein ganzheitliches Konzept propagiert, bei der die Patienten professionell begleitet werden. Neben Wasser und Tee wird ¼ l Gemüsebrühe sowie Obst- und Gemüsesäfte verabreicht. Auch 30 g Honig am Tag ist eine Option. Die Fastenmethode nach Dr. Franz-Xaver Mayr wird ebenfalls als ganzheitliche Methode angeboten, primär aber mit dem Ziel einer „Darmsanierung“. Diese Therapie beinhaltet je nach Konstitution strenges Teefasten in Kombination mit einer Kauschulung und einer konsequenten Basisernährung.

Wer gelegentlich einen Tag lang fastet, senkt nach neueren Erkenntnissen sein Herzinfarktrisiko. Der 24-stündige komplette Verzicht auf die übliche Glucosezufuhr verschafft offenbar nicht nur der Bauchspeicheldrüse eine Verschnaufpause, sondern auch den Blutgefäßen. Auf einer Jahrestagung der amerikanischen Herzgesellschaft in Orlando wurde eine Beobachtungsstudie bei Mormonen vorgestellt. Mormonen die regelmäßig fasten, hatten ein deutlich niedrigeres Risiko für eine koronare Herzerkrankung. Die Autoren waren der Auffassung, dass Fasten auch aus nicht religiösen Gründen das Herzinfarktrisiko signifikant um 39 Prozent senken kann. Experten sind der Auffassung, dass – wer regelmäßig isst – seine Gefäße immer wieder hohen Blutzuckerkonzentrationen aussetzt. Die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse müssen dann ständig Insulin produzieren. Stoffwechselspezialisten sind der Auffassung, dass dies ein wichtiger Mechanismus für die Entstehung arteriosklerotischer Veränderungen ist. Regelmäßiges Fasten kann diesem Zusammenhang entgegen wirken.

Regelmäßige kurzfristige Nahrungskarenz bei gleichzeitiger Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit ist für vom Wohlstand verwöhnte Menschen der westlichen Zivilisation nicht schädlich. Wenn allerdings über längere Zeit ohne ärztliche Kontrolle komplett gefastet wird, dann kommt es zu einem Mangel an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen und dann drohen ernsthafte Gesundheitsgefahren.

Fastenkuren werden allerdings langfristig das Körpergewicht nicht reduzieren. Fettzellen schrumpfen zwar beim Fasten, ihre Anzahl verändert sich aber in der Regel nicht und wenn wieder mehr Kalorien aufgenommen werden, dann werden die Fettzellen wieder gefüllt.

Postulierte positive Auswirkungen des Fastens

  • Aktivierung des Selbstheilungskräfte des Körpers
  • Senkung der Blutfette
  • Abbau von Fetteinlagerungen aus der Leber
  • Blutzuckerspiegel und Insulinproduktion sinken
  • Günstige Effekte bei Herz- und Gefäßkrankheiten
  • Übergewicht
  • Erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
  • Arthrose
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ2)
  • Fibromyalgie
  • Chronische Rückenschmerzen
  • Allergien
  • Depressionen
  • Migräne
  • Bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit von Chemotherapie

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.






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