Ist Bio-Obst und -Gemüse wirklich gesünder? Ist Bio-Obst und -Gemüse wirklich gesünder? thinkstock

Bio: Was steckt wirklich dahinter?

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Tut Bio dem Menschen und der Umwelt so viel besser als konventionell hergestellte Lebensmittel? Eine ökologische Herstellung ist zwar prinzipiell anzustreben, dennoch sind nicht alle Annahmen rund um Bio-Produkte richtig.

Um sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun, greifen viele Menschen im Supermarkt nach Bio-Ware. Man geht meist davon aus, dass biologisch angebautes Obst und Gemüse mehr Vitamine und andere Nährstoffe enthalten, als konventionell angebaute Pflanzenkost. Darüber hinaus sind sie frei von Zusatzstoffen und werden umweltfreundlicher angebaut. Aber ist das wirklich so?

Mythos 1: Bio-Produkte enthalten mehr Nährstoffe und Vitamine als andere

Ein eindeutiges Ja oder Nein kann man dieser Annahme leider nicht zusprechen. Fakt ist: Die Studienlage ist ungeklärt. So kommen einige Studien zu dem Ergebnis, dass ökologische Lebensmittel signifikant mehr Nährstoffe enthalten. Beispielsweise haben Forscher aus Schweden und England belegt, dass Milch von Biokühen gesünder ist, da sie einen höheren Anteil an Omega-3 Fettsäuren besitzt. Grund sei das frische Gras und Heu, was die ökologische Haltung der Tiere vorschreibt.

Andere Studien dagegen widersprechen dem: Bionahrung enthalte nicht mehr Nährstoffe als herkömmliche. Das befand eine große Metastudie zu Bio-Gemüse aus dem Jahr 2009, für die im Auftrag der britischen Food Standards Agency 162 Untersuchungen aus den vergangenen 50 Jahren ausgewertet wurden. Auch heute urteilt man, dass Bio-Gemüse nicht generell gesünder ist.

Mythos 2: Bionahrung entgeht den schädlichen Pestiziden

Strenggenommen trifft das nicht ganz zu. Bio-Landwirte machen von chemisch-synthetischen Pestiziden keinen Gebrauch. Allerdings gibt es widersprüchliche Schnittstellen. Nämlich dort, wo Bio-Felder von unmittelbar angrenzenden Feldern, die konventionell bewirtschaftet werden, verunreinigt werden – und damit auch der gesamte ökologische Anbau. Das heißt, wenn auf Biogemüse Pestizide gefunden werden, so ist die Konzentration dennoch sehr gering. Greenpeace zufolge liegt sie meist unter 0,01 Milligramm pro Kilo, was nach dem besonders kritischen Greenpeace-Bewertungssystem somit unbedenklich ist.

Mythos 3: Bio-Siegel garantieren gleiche Richtlinien für den Anbau

Dem ist leider nicht so. Die Siegel haben nur eines gemein: Sie dürfen nur dann auf einem Produkt platziert sein, wenn dieses nach fest vorgegebenen Richtlinien erzeugt wurde. Wie streng diese Richtlinien sind, ist allerdings von Siegel zu Siegel unterschiedlich. Die Mindestanforderungen, die alle Bio-Siegel erfüllen, legt die EU-Öko-Verordnung fest. Seit Juli 2010 ist für Lebensmittel aus ökologischem Landbau das europäische Bio-Siegel verpflichtend, ein grünes Blatt aus Sternen. Das deutsche Bio-Siegel, ein grünes Sechseck mit der Aufschrift „Bio nach EG-Öko-Verordnung“, basiert auf der gleichen Rechtsgrundlage, Bio-Lebensmittel können es zusätzlich tragen. Beide Bio-Siegel finden sich dann auf den Erzeugnissen, wenn die Bauern oder Hersteller die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau einhalten.

Kauft man Bio-Produkte im Discounter, so sind diese mit dem europäischen und mitunter auch deutschen Bio-Siegel gekennzeichnet. Außerdem gibt es andere Siegel wie Demeter, Naturland oder Bioland. Sie alle erfüllen die Vorgaben der EG-Ökoverordnung, gehen allerdings noch darüber hinaus und sind in vielen Punkten strenger. Vorsicht ist dagegen geboten bei Bezeichnungen wie „kontrollierter Anbau“, „kontrollierter Vertragsanbau“, „alternativ“ oder „natürliche Herstellung“. Sie sollen den Kunden zwar suggerieren, dass es sich um ein Bio-Produkt handelt. Tatsächlich haben sie mit biologischer Erzeugung jedoch nichts zu tun.

Mehr zur Bedeutung der Bio-Siegel gibt es hier!

Mythos 4: Biolebensmittel sind zwar gentechnikfrei – beim Tierfutter sieht das allerdings anders aus

Diese Annahme ist nicht richtig. Weder Bio-Lebensmittel noch das Tierfutter für Bio-Tiere dürfen genetisch veränderte Organismen und Erzeugnisse enthalten. Das gilt übrigens auch für Verarbeitungshilfsstoffe, Pflanzenschutzmittel, Düngemittel, Bodenverbesserer und Saatgut.

Mythos 5: Bioprodukte dürfen keine Zusatzstoffe enthalten

Das stimmt so leider nicht. Bio-Produkte dürfen keine Süßstoffe, synthetischen Farbstoffe, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker und Stabilisatoren enthalten. Allerdings sind 50 der insgesamt 320 zugelassenen Zusatzstoffe auch in Bio-Produkten erlaubt. Das ist dann der Fall, wenn das Lebensmittel sonst nicht hergestellt oder haltbar gemacht werden kann. Die Bestimmungen der einzelnen Erzeugerverbände – also der anderen Siegel – sind da jedoch oft strenger.

Mythos 6: Tiere dürfen nicht mit Antibiotika behandelt werden

Diese Annahme ist sehr einseitig. Zwar sollte der Bio-Bauer bei seinen Tieren „weitestgehend auf Antibiotika verzichten“, so die Richtlinien des EG-Bio-Siegels, und stattdessen häufiger zu homöopathischen und natürlichen Arzneimitteln greifen, dennoch kann nicht ausschließlich auf Antibiotika verzichtet werden. Allerdings müssen die Landwirte die Behandlung damit dokumentieren. Wurde einem Tier Antibiotika verabreicht, muss ein Bio-Bauer deutlich länger warten als andere Landwirte, bis er es schlachten darf. Verboten ist aber, die Tiere vorbeugend mit einem Antibiotikum zu behandeln.

Mythos 7: Ökolandwirtschaft ist immer besser für die Umwelt

Diese Vermutung ist leider falsch. Es gibt beispielsweise keinen Grenzwert, der den Wasserverbrauch reguliert. Eine solche Reglung würde dem Kreislaufgedanken der ökologischen Landwirtschaft durchaus entsprechen. Tatsächlich ist es für die Vergabe des europäischen Bio-Siegels allerdings nicht von Bedeutung, wie viel Wasser für die Nahrungsmittelproduktion verbraucht wird. So werden beispielsweise Biokartoffeln für Discounter oft in trockenen Regionen Afrikas angebaut, wo überdurchschnittlich viel Wasser benötigt wird, um die Wüste zu bewässern.

Mehr zum Thema: Was ist Permakultur?

 

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