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Grüner Star: Die verborgene Gefahr

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Grüner Star: Alles über unterschätzte Risiken, innovative Behandlungsmöglichkeiten sowie eine optimale Vorsorge.
In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen unter Grünem Star. Fast jeder Zweite weiß nichts von seiner Erkrankung - und riskiert somit ernsthafte Folgeschäden bis hin zur Erblindung. Dabei lässt sich ein Glaukom bei Früherkennung meist gut behandeln: Von Augentropfen über Laser bis hin zu Implantaten reicht das Behandlungsrepertoire moderner Augenmedizin.

Ab dem 40. Lebensjahr sollte man unbedingt regelmäßig zur augenärztlichen Vorsorge gehen, raten Experten. „Denn in diesem Alter nimmt das Risiko, an einem Grünen Star zu erkranken, rapide zu – insbesondere bei familiärer Vorbelastung“, erläutert Augenarzt Dr. Christoph Eckert, Gründer und ärztlicher Leiter von derzeit 24 Augenzentren in Baden-Württemberg und Bayern. Weitere Risikofaktoren sind unter anderem Kurzsichtigkeit, Blutdruckschwankungen oder kalte Gliedmaßen.

Oftmals ist ein erhöhter Augeninnendruck Ursache für ein Glaukom, so der Fachbegriff, und die daraus resultierenden Schädigungen des Sehnervs. „Wird dieser nicht erkannt und entsprechend behandelt, so ist eine Erblindung möglich“, warnt Dr. Eckert. Das Tückische dabei: „Da ein Glaukom keinerlei Schmerzen verursacht und anfangs symptomlos ist, wird er vom Patienten leider meist viel zu spät selbst bemerkt. Dabei kann ein früh entdeckter Grüner Star gut behandelt werden.“

Aber auch ein niedriger Augendruck kann mit einem Glaukom einhergehen (sogenannter Niederdruckglaukom). „Deshalb sollte man regelmäßig beim Augenarzt seinen Sehnerv anschauen und am besten auch regelmäßig vermessen lassen“, betont der Experte. Bei dieser Messung lassen sich Veränderungen zum Vorbefund am leichtesten beurteilen und es kann gegebenenfalls beispielsweise der Augendruck gesenkt werden. „Viel wichtiger als die Messung des Augendrucks per se ist also die regelmäßige Vermessung des Sehnervenkopfes.“

Die klassische Möglichkeit, den Augendruck zu senken und somit ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, sind Augentropfen. Dank diverser Wirkstoffsubstanzen sorgen diese für eine Verminderung der Produktion des Kammerwassers oder/und für einen vermehrten Abfluss des sich stauenden Kammerwassers und senken somit effektiv den Augendruck. Ihr Nachteil: Sie müssen in der Regel ein Leben lang angewandt werden und führen nicht selten zu unangenehmen brennenden Reizzuständen sowie der Bildung dunkler Ränder rund um das Auge. „Zudem kann es mit der Zeit zu einer Vernarbung der Bindehaut kommen. Dies erschwert gegebenenfalls später erforderliche chirurgische Eingriffe“, so Augenchirurg Eckert.

Laser lässt Kammerwasser wieder fließen

Eine innovative und schonende Alternative zu Augentropfen eröffnet die Behandlung des Grünen Stars per SLT-Laser (selektive Lasertrabekuloplastik). „Mit dieser Methode werden natürliche körpereigene Zellen aktiviert, die das Abflusssystem des Auges, das sogenannte Trabekelwerk, „frei räumen“. Das Kammerwasser kann somit wieder ungehindert abfließen“, erklärt Dr. Eckert. Umliegendes Gewebe wird dabei nicht zerstört. „Das Risiko möglicher Nebenwirkungen liegt nachweislich unter dem von Augentropfen – und das bei oftmals höherer Drucksenkung“, versichert der Experte.

Zum Standard-Repertoire innovativer Augenmedizin gehört auch der YAG-Laser. „Mit diesem Verfahren lässt sich ein sogenannter Glaukomanfall gut behandeln - sowohl im Vorfeld als auch im akuten Stadium“, betont der Facharzt: In diesem Fall legt sich die Regenbogenhaut vor das Abflusssystem des Auges (Trabekelwerk) und blockiert es. Der dabei entstehende hohe Augendruck kann innerhalb weniger Stunden (z.B. in der Nacht) zur Erblindung führen. „Deshalb ist es wichtig, diese Behandlung möglichst bald durchzuführen, um das Augenlicht zu retten.“

Implantate retten den Sehnerv

Ist das Glaukom mittelschwer oder ausgeprägt, so helfen MIGS-Operationen („Minimal Invasive Glaukom Surgery“) - insbesondere bei einer Unverträglichkeit gegen Augentropfen oder einer nur unzureichenden Drucksenkung. Bei diesen Eingriffen werden spezielle Implantate wie das XEN Gel Stent durch winzige Öffnungen in das Trabekelmaschenwerk des Auges eingesetzt. Dort können sie den Abfluss des Kammerwassers unter die Bindehaut verbessern - der Augendruck sinkt und der Sehnerv bleibt intakt. Der schonende und komplikationsarme Eingriff kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Bei medizinischer Notwendigkeit übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Implantation. Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit des Implantats. Ob diese Methode im Einzelfall geeignet ist, zeigen eingehende Untersuchungen zuvor.

Anderenfalls kann der Augenarzt bei ausgeprägten Krankheitsbildern unter einer Reihe weiterer (mikrochirurgischer) OP-Verfahren wählen. „Sie alle haben das Ziel, den Augendruck zu senken und den Abfluss des Kammerwassers zu verbessern“, erläutert der Augenmediziner. Eine weitere effektive Maßnahme zur dauerhaften Drucksenkung in der Rentnergeneration ist übrigens die Operation des Grauen Stars. Denn: Wird die alternde Augenlinse durch ein modernes Linsenimplantat ersetzt, so senkt das oft schon den Augendruck nachhaltig. Dr. Eckert: „Deshalb sollte vor jeder Glaukom-Operation überprüft werden, ob eventuell auch ein Grauer Star vorliegt.“
 

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