Ärzte lassen sich mit Vorliebe in Ballungszentren nieder, auf das Land verschlägt es nur selten einen neuen Arzt. Das führt dazu, dass immer mehr Ärzte auf dem Land keinen Nachfolger für ihre Praxis finden. Genauso deutlich wie der Unterschied zwischen Stadt und Land ist ein Ost-West-Gefälle auszumachen: Im Osten gibt es wesentlich weniger Ärzte als im Westen.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und Krankenkassen aktualisierten 2013 das Landärztegesetz, das die Überversorgung in den Städten und die Unterversorgung auf dem Land aufwiegen soll. Neue Planungsregionen und das Berücksichtigen der Altersstruktur sollen helfen, die Ärzte besser zu verteilen. Das Berliner IGES Institut hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung eine Studie durchgeführt, ob die aktualisierte Bedarfsplanung* die regionalen Ungleichheiten ausgleichen kann.
Hoher Bedarf an Fachärzten
Das Ergebnis der Studie ist, dass die Bedarfsplanung in den meisten Fällen nicht den gewünschten Effekt bringen würde. Würden die Pläne umgesetzt, wären weiterhin etwa ein Drittel der Fachärzte in Großstädten tätig, obwohl hier nur ein Viertel der Bevölkerung lebt.Für den Faktencheck Gesundheit wurde besonderes Augenmerk auf Kinderärzte, Frauenärzte und Augenärzte gelegt, da diese Fachärzte besonders oft gefragt sind. Ausgehend von diesen Arztgruppen würde die Situation in manchen Regionen durch die Bedarfsplanung noch verschärft. Insbesondere zeichnet sich ein deutlicher Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland ab.
Frauenärzte gibt es im Osten weniger als im Westen und die Pläne sehen keine Verbesserung dessen vor. Das Gegenteil ist der Fall: Schon jetzt gibt es zu wenige Frauenärzte in Sachsen und Sachsen-Anhalt und die Pläne sehen einen weiteren Abbau vor.
Die Verteilung von Kinderärzten konzentriert sich mit der Bedarfsplanung weiter auf die Großstädte. Auf dem Land, wo sie gebraucht werden, gibt es zu wenig von ihnen: Auf dem Land muss ein Kinderarzt 3859 Kinder betreuen, in der Stadt sind es 2405. Für viele derzeit bedarfsgerecht versorgte Regionen wird eine niedrigere Ärztedichte vorgesehen. Für ohnehin schwach versorgte Bundesländer wie Thüringen oder Sachsen nimmt die Orientierung am Bedarf noch weiter ab. Außerdem werde die Gesamtzahl der Kinderärzte um fast ein Viertel gesenkt, um das Überangebot abzubauen. Gleichzeitig wird aber in den unterversorgten Regionen nicht aufgestockt.
Mit einer geringen Verbesserung wäre in der Versorgung durch Augenärzte zu rechnen. Ein Großteil der Regionen ist mit Augenärzten derzeit unterversorgt (72,9 Prozent). Durch die neuen Pläne würde der Anteil auf 66,3 Prozent sinken. Am meisten profitieren von den Plänen würde Bayern: In den meisten bayrischen Landkreisen wäre der Bedarf an Augenärzten gedeckt. Auch in den ostdeutschen Regionen würde durch die Bedarfsplanung eine leichte Verbesserung erreicht.
Allgemeinmediziner: Versorgung durch Hausärzte
Durch die Bedarfsplanung würde sich die Verteilung der Hausärzte leicht verbessern. Die Planungsbereiche wurden verkleinert, auf einen Arzt sollen bundesweit 1671 Einwohner kommen. Durch die Planung sollen Patienten kürzere Wege zum nächsten Hausarzt haben. Insbesondere profitieren Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen. Das auffällige Ost-West-Gefälle bliebe mit der Planung aber weiterhin bestehen, so die Auswertung des Faktenchecks Gesundheit.Eine detailliertere Auswertung über die Versorgung von Fach- und Hausärzten finden Sie beim Faktencheck Gesundheit.
* Bedarfspläne werden von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gemeinsam mit den Krankenkassen erstellt. In diesen Plänen wird festgelegt, wo wie viele Ärzte gebraucht werden: Damit soll die Versorgung durch Ärzte sichergestellt werden. Jeder Versicherte soll, unabhängig von Zeit, Ort und der Krankenkasse, einen Arzt aufsuchen können.