Schöne Beine für den Sommer – Weg mit Krampfadern & Co. getty images

Schöne Beine für den Sommer – Weg mit Krampfadern & Co.

Unschön und bläulich schimmern sie unter unserer Haut hervor. Besenreißer und Krampfadern passen nun wirklich nicht in das Bild schöner Beine. Ob man für die Schönheit einen medizinischen Eingriff wagt, sollte wohlüberlegt sein. Wir sprachen mit Prof. (Univ. Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan über die Entfernung von Krampfadern und eine alternative Methode, bei der ein Laser eingesetzt wird.

GesünderNet: Prof. Dr. Dr. Hillejan, Krampfadern sind nicht gerade ästhetisch. Können Sie uns erklären, wie sie eigentlich entstehen?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Krampfadern, auch Varizen genannt, lassen sich auf verschiedene Ursachen zurückführen. Hierzu zählen neben Bindegewebsschwäche und Bewegungsmangel auch Übergewicht, Genussgifte wie etwa Alkohol und Nikotin sowie eine genetische Veranlagung. Diese Faktoren können zu einer Erweiterung der Venen beitragen, wodurch deren Ventile, die Venenklappen, nicht mehr richtig schließen und sich das Blut an dieser Stelle staut.

GesünderNet: Sie bieten an, die Krampfadern per Laser entfernen zu lassen. Wie funktioniert das?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Bei diesem Verfahren ermitteln wir in unserer Praxisklinik mithilfe eines Ultraschallgerätes zunächst die Lage der erkrankten Vene und zeichne hiernach ihren Verlauf auf die Haut. Damit der Patient den Eingriff nicht spürt, bekommt er eine lokale Anästhesie. Unterhalb deserkrankten Venenabschnitts führe ich dann eine feine Lasersonde in die Krampfader ein und schiebe sie darin bis zum anderen Ende des erweiterten Blutgefäßes. Von da an beginne ich, die Laserfaser unter Abgabe von radial abstrahlenden Lichtimpulsen gleichmäßig zurückzuziehen. Die Lichtstrahlen erzeugen Wärme an den Venenwänden, wodurch das darin enthaltene Kollagen schrumpft und sich das Gefäß Stück für Stück verschließt. Verbleibende Reste baut der Körper kurz darauf von alleine ab. Um den Heilungsprozess und die Venentätigkeit nach diesem Eingriff zu unterstützen, empfehle ich Patienten, für einige Tage einen leichten Kompressions-Kniestrumpf zu tragen.

GesünderNet: Ist diese Prozedur schmerzhaft?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Aufgrund der lokalen Anästhesie spüren Patienten den Eingriff nicht. In den Tagen nach der Behandlung kann es aufgrund des Abheilungsprozesses zu einem leichten Ziehen in den Beinen kommen. Bei Bedarf verschreibe ich den Patienten dann leichte Schmerzmittel.

GesünderNet: Gibt es Nachwirkungen?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Vorübergehend können blaue Flecke und kleinere Verhärtungen entstehen, welche nach wenigen Wochen jedoch vollständig verschwinden.

GesünderNet: Für wen ist ein solcher Eingriff sinnvoll und wann würden Sie eher davon abraten?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Ob die Krampfaderentfernung mittels einer Laserbehandlung das optimale Therapieverfahren für den betroffenen Patienten darstellt, hängt von den individuellen Faktoren wie etwa dem Durchmesser, dem Verlauf sowie der betroffenen Region der erkrankten Vene ab. In einer Voruntersuchung sollten diese Faktoren ermittelt und dem Patienten die möglichen Behandlungen aufgezeigt werden. Generell lässt sich mit der endovenösen Lasertherapie eine Insuffizienz – also eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit – der vorderen und hinteren Stammvene behandeln.
Erstere entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer Fußvenen am Unterschenkel und verläuft an der Unter- und Oberschenkelinnenseite zur Leiste. Letztere beginnt hinter dem Außenknöchel und verläuft über die Wade bis zur Kniekehle. Zudem können ein durch fortgeschrittenes Venenleiden entstandenes offenes Bein sowie funktionsunfähige Perforansvenen – also Venen, die das oberflächliche mit dem tiefen Venensystem verbinden – behandelt werden.

GesünderNet: Es gibt auch junge Leute mit Krampfadern. Ab welchem Alter ist eine Entfernung in Ordnung?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Es gibt kein Mindestalter für eine Krampfaderentfernung. Entscheidend sind die Beschwerden des Patienten. Aber auch wenn eine Krampfader noch keine schmerzhaften Leiden verursacht, empfehle ich gegebenenfalls die Behandlung, sollte ein Thromboserisiko bestehen oder die Entstehung eines offenen Beins drohen.

GesünderNet: Wird der Eingriff von den Krankenkassen übernommen? Wie viel kostet ein solcher Eingriff in etwa?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Die Kosten für die Lasertherapie werden nur von privaten Krankenversicherungen erstattet. Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten in Höhe von 2.000,- € selbst tragen.

GesünderNet: Gibt es besondere Vorkehrungen und Nachbehandlungen, die getroffen werden müssen?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Bevor die Lasertherapie zur Anwendung kommt, schließe wird durch eine Untersuchung und Blutentnahme ausgeschlossen, dass eine Kontraindikation gegen die Behandlung besteht. Nach der Behandlung tragen Patienten für die Dauer von drei Wochen einen Kompressionsstrumpf.

GesünderNet: Hätten Sie vielleicht auch Tipps, wie man Krampfadern vermeiden könnte?

Prof. Dr. Dr. Hillejan: Ich empfehle, morgens die Beine kalt abzuduschen. Hierdurch verengen sich die Gefäße und das Blut kann besser fließen. Den Duschkopf dabei von unten nach oben führen und mit der Beinaußenseite beginnen. Tagsüber helfen kühlende Gels oder Sprays, die Beine zu erfrischen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser wirkt sich ebenfalls positiv auf den Kreislauf aus, da sich hierdurch das Blut verdünnen lässt. Auch die Kleidung spielt eine wichtige Rolle. Zu enges Schuhwerk sowie abschnürende Strümpfe und Hosen führen zu einem Blutstau und fördern die Entstehung von Krampfadern. Ausreichende Bewegung hingegen unterstützt eine gesunde Venentätigkeit, hier eignen sich am besten Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking. Dabei sollten die Beine jedoch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Wer überwiegend sitzende oder stehende Tätigkeiten ausübt, sollte zwischendurch immer wieder leichte Venengymnastik betreiben und abwechselnd Ferse und Zehenspitze so weit es geht zum Körper ziehen. Das Überschlagen der Beine im Sitzen sieht zwar ästhetisch aus, klemmt jedoch einige Venen ab und kann so auch längerfristig zu Krampfadern führen. Im Liegen hilft eine Hochlagerung der Beine, den Blutrückfluss zum Herzen zu unterstützen.

 

Unser Experte: Prof. (Univ. Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan von der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover

 dr hillejan

Phlebologe, Proktologe und Vorsitzender des Berufsverbands Qualifizierter Medizinischer Sachverständiger Deutschlands