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Tonsillektomie

Wann müssen Mandeln wirklich entfernt werden?

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Die Mandeln bilden eine wichtige Funktion in unserer Immunabwehr. Im Rachen sitzen sie als Pförtner und registrieren jegliche Viren und Bakterien, die wir einatmen. Tatsächlich nimmt man sie oft erst wahr, wenn sie anfangen zu schmerzen. Aber ab wann ist es sinnvoll, sich die Mandeln entfernen zu lassen?

Barriere für Bakterien

Wenn man den Mund weit öffnet und die Zunge herausstreckt, kann man sie sehen: Im Rachen sitzen die Mandeln, das Frühwarnsystem unseres Körpers für eindringende Viren und Bakterien. Sie bilden Immunzellen und sind maßgeblich an der Funktion des Immunsystems beteiligt. Mit einer Art Gedächtnis speichern sie die einmal registrierten Krankheitserreger ab und können so die Immunorgane warnen.

Immer wieder werden sie aber selbst zum Problem: Nämlich dann, wenn sie sich entzünden. Die Erkrankung beginnt mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und plötzlichen Schluckbeschwerden. „Die Mandeln sind stark vergrößert und haben einen eitrigen Belag, diese Eiterpünktchen kann man mit bloßem Auge erkennen“, erklärt Dr. med. Hans-Peter Stillenmunkes aus der HNO-Praxis in München. Die Mandelentzündung, auch Tonsillitis genannt, wird durch sogenannte Streptokokken ausgelöst, die über eine Tröpfcheninfektion übertragen werden. Einer Behandlung mit Antibiotika kann man meist nicht aus dem Weg gehen.

Infektionen durch Mandelentzündung

Häufig entzündete Mandeln schwächen den Körper letztendlich mehr, als sie der Abwehr nützen. Eine chronische Mandelentzündung kann für arthritische Beschwerden, aber auch für schwere Nieren-, Herz-, und Gelenkserkrankungen verantwortlich sein.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Vor einigen Jahren noch wurden die Mandeln allzu schnell entfernt. Heute wird der Eingriff seltener vorgenommen. Bei drei bis fünf Prozent der Fälle kann es nach der Operation zu Komplikationen wie Nachblutungen kommen. „Es ist absolut nicht empfehlenswert, diese Operation ambulant durchzuführen“, so Dr. med. Stillenmunkes. Bis zu 14 Tage nach dem Eingriff können noch Nachblutungen auftreten, erklärt der Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Aufgrund des Operationsgebietes ist das Schlucken schmerzhaft. Auch die Aussicht, viel Eis essen zu dürfen, ist da nicht besonders tröstlich.

Einer Operation sollte man sich erst unterziehen, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt: „Bei drei bis vier auftretenden Mandelentzündungen pro Jahr, die antibiotisch behandelt werden müssen, sollten die Mandeln entfernt werden“, rät Dr. med. Stillenmunkes. Das gilt in einem Alter von fünf bis 15 Jahren. Mit zunehmendem Alter sind die Mandeln weniger an der Immunabwehr beteiligt.

Eine Operation ist auch dann notwendig, wenn die Mandeln stark vergrößert sind und dadurch die Mundatmung behindert wird, oder wenn der Verdacht einer bösartigen Veränderung besteht. Bei immer wieder austretenden eitrigen Entzündungen, genauso wie bei rheumatischem Fieber oder einem Mandelabszess, ist eine Operation unumgänglich.

Bei Kindern bietet sich eine teilweise Entfernung der Mandeln an: Bei diesem Eingriff behalten die Mandeln ihre Funktion als Abwehrorgan. Voraussetzung für die Teilentfernung ist, dass das Kind keinen eitrigen Effekt hat. Für Erwachsene ist die Alternative weniger geeignet, da sich die Mandeln nur schlecht aus ihrem Bett herausheben und sich schlecht bewegen lassen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand können Menschen, deren Mandeln entfernt wurden, auch sehr gut ohne diese leben. Auch gibt es bisher keine Hinweise dafür, dass Kinder, denen die Mandeln entfernt wurden, später unter einer Immunschwäche leiden. Ob eine Operation notwendig wird, muss aber trotzdem von Fall zu Fall entschieden werden und bedarf deshalb einer fachärztlichen Untersuchung.

Weitere Informationen zur Tonsillitis, zu anderen Erkrankungen im HNO-Bereich und zur Praxis selbst finden Sie unter http://www.hno-bogenhausen.com/
 

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