Testosteron – das Powerhormon des Mannes Elias auf Pixabay
Gesund mit Diehm

Testosteron – das Powerhormon des Mannes

Rate this item
(0 votes)
Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm. Testosteron ist bekanntlich ein Schlüsselhormon für den Mann, weil ein hoher Testosteronspiegel grundsätzlich Energie und Muskelkraft verleiht. Testosteron wird in den männlichen Keimdrüsen, den Hoden, gebildet und ist quasi das „Königshormon des Mannes“.
Bei Männern ist die Testosteronkonzentration etwa zehnmal höher als bei Frauen, die diesen Stoff vornehmlich in den Eierstöcken sowie in der Nebennierenrinde produzieren. Bekanntermaßen geht ab dem 40. Lebensjahr die Produktion des Testosterons im Hoden des Mannes um etwa ein Prozent pro Jahr zurück. Dies kann dann zu klinischen Krankheitszeichen führen.

Ein niedriger Testosteron Spiegel birgt ein erhöhtes Sterberisiko

Männer mit niedrigem Testosteronspiegel sterben im Schnitt früher als jene mit normalem Serum-Testosteron. Dies gilt insbesondere für Männer, bei denen bereits eine manifeste Erkrankung der Herzkranzgefäße nachgewiesen worden ist. In einer entsprechenden Studie wurden 930 Männer mit bekannter koronarer Herzerkrankung untersucht, die in den Jahren 2000 bis 2002 einer Röntgenkontrastdarstellung der Koronargefäße unterzogen wurden. In einem Zeitraum von sieben Jahren wurden alle Todesfälle erfasst, und die Studie wurde in Abhängigkeit von den Testosteronwerten der Personen analysiert. Wenn ein Testosteronmangel vorlag, war die Sterblichkeit am Ende der Beobachtungszeit doppelt so hoch wie in der Subgruppe mit normalem Testosteronspiegel. Innerhalb von sieben Jahren lag die Sterblichkeit bei der Patientengruppe mit niedrigem Testosteronspiegel bei 21 Prozent versus 12 Prozent bei Patienten mit normalem Testosteronspiegel.

Wie wird ein Testosteronmangel diagnostiziert?

Es sollten zwei unabhängige Bestimmungen von Blutwerten in den Vormittagsstunden zwischen acht und zehn Uhr vorgenommen werden. Die untere Grenze der Norm liegt heute gemäß einem internationalen Konsens bei zwölfnmol/l. Die Grenze für eine zwingende Therapieindikation wird meist mit achtnmol/l angegeben. Dazwischen gibt es eine Grauzone, die individuell behandelt werden sollte.

Wie kann man Testosteronmangel behandeln?

Prinzipiell ist eine orale Tablettentherapie möglich. Ferner eine perkutane Therapie mit Gel oder eine intramuskuläre Injektionsbehandlung. Pflaster werden heute kaum mehr eingesetzt. Favorisiert werden Gel-Applikationen. Dabei reichen fünf bis zehn Gramm Gel täglich aus, um physiologisch normale Testosteronspiegel zu erreichen. Zur Substitutionsbehandlung wird natürliches Testosteron empfohlen.

Führt Testosteronsubstitution zu Prostatakrebs?
Diese Sorge ist unbegründet. Es gibt bis zum heutigen Tag weltweit keine einzige Studie, die beweisen würde, dass eine Testosteron-Substitutionstherapie im normalen physiologischen Bereich für ein erhöhtes Prostata-Karzinom-Risiko verantwortlich ist. Experten vertreten die Auffassung, dass das medikamentös substituierte Testosteron in der Prostata nicht ankommt – im Unterschied zu dem in den Hoden produzierten Testosteron. Zur Sicherheit empfiehlt sich aber doch eine regelmäßige PSA-Kontrolle sowie generell eine urologische Kontrolle der Prostata und eine Ultraschalluntersuchung. Auch der PSA-Wert ändert sich durch eine Testogel-Therapie nicht, weder bei jungen noch bei älteren Patienten. Aber: Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Wachstum und die Symptomentwicklung bei bereits bestehenden Karzinomen beschleunigt werden können. Bei bereits bestehendem Prostatakarzinom ist also Vorsicht geboten.

Testosteron macht ehrlich und fördert soziales Verhalten

Das männliche Hormon Testosteron stand immer im Ruf, Aggressionen und Imponiergehabe zu steigern. Völlig überraschend konnten Neurowissenschaftler zeigen, dass Testosteron soziales Verhalten fördert. In Testanordnungen führten hohe Testosteronwerte unter anderem dazu, dass Probanden weniger logen. Offenbar steigert Testosteron auch den Stolz und das Bedürfnis nach einem positiven Selbstbild.

So konnte beispielsweise Markus Heinrichs, ein Psychologe an der Universität Freiburg, in einer Studie, die in dem weltweit angesehenen Journal Nature publiziert wurde, eindrucksvoll zeigen, dass Testosteron Männer hilfsbereit, großzügig, empathisch und fair macht. Den Zusammenhang von beruflichem Aufstieg und Testosteron erklärt die Studie so: Empathie und Großzügigkeit können karrierefördernd sein. Oder einfach ausgedrückt: Chef wird, wer die meisten Freunde hat!

Testosteron: Was das Hormon mit Männern wirklich macht

Die Vorstellung ist zunächst verlockend: Eine Pille am Tag, ein wenig Gel auftragen, und schon sind die Vitalität und Sexualfunktion auch in fortgeschrittenem Alter wiederhergestellt. Testosteron ist bekanntlich unter anderem für die Sexualität beim Mann mitverantwortlich. Bei Führungskräften hat ein hoher Testosteronspiegel noch eine andere Funktion. Er steigert Statusbewusstsein und Selbstwertgefühl. Wer viel Testosteron im Blut hat, will Anführer und Chef sein – nicht nur im Tierreich.

Auf der anderen Seite werden mit einem Testosteronmangel eine Reihe von Krankheitszeichen in Verbindung gebracht: Abgeschlagenheit, herabgesetzte Muskelkraft, verringerte Knochendichte, Neigung zu Fettleibigkeit, depressive Verstimmung, Konzentrationsstörungen, schlechter Schlaf und Blutarmut.

Dabei können Männer viel tun, um sich lange einen hohen Testosteronspiegel zu erhalten. Ein gesunder Lebensstil ist dabei der beste Ratschlag.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.