Die Kreativität ist die wohl wichtigste Eigenschaft, um Neues zu entdecken und Fakten besser speichern zu können. „Je verrückter man denkt, desto bemerkenswerter sind die Produkte des Gehirns“, schreibt Bien in seinem Buch „Gehirn Glühen“.
Doch das muss gelernt sein. Denn viele haben Hemmungen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wer jedoch Fakten besser speichern will, der muss seine Kreativität einschalten. Übungen, welche die Phantasie anregen und normalerweise ungewöhnliche Denkvorgänge anregen, sind dazu optimal geeignet.
Wer dies schafft, für den wird die Welt bunter und vielfältiger. Die Kunst, gezielt auf abgespeicherte Fakten zugreifen zu können und effektiver mit Informationen umgehen zu können, fällt immer leichter. Das kreative und freie Denken lässt uns Situationen besser erkennen und Aufgaben leichter lösen.
Übungen für das Training der Kreativität
Mit den Übungen könnt Ihr feststellen, wie kreativ Ihr wirklich seid. Dabei ist es wichtig, dass Ihr Euch und Eurem Gehirn Zeit zum Nachdenken gebt. Die Aufgabenstellungen ermöglichen es Euch, den Kopf so kreativ und weitläufig wie nur möglich spinnen zu lassen. Im Folgenden haben wir Euch einige Übungen zusammengestellt, bei denen Ihr Eure Fähigkeiten testen und verbessern könnt.Wichtig beim Ausüben der Aufgaben
Wichtig bei dieser Art von Übungen ist, dass Ihr Euch Zeit gebt, über eine Lösung und weitere Möglichkeiten nachzudenken. Gebt nicht einfach auf, wenn Euch keine Lösungen mehr einfallen, sondern versucht am Ball zu bleiben. Euer Gehirn wird Euch dabei nicht im Stich lassen. „Je mehr unterschiedliche Bereiche des Gehirns Ihr beim Nachdenken aktiviert, desto mehr außergewöhnliche Einfälle werdet Ihr haben“, verspricht Ulrich Bien.Erste Übung: Assoziationskette
Bei der ersten Übung geht es darum Eurer Kreativität im wahrsten Sinne freien Lauf zu lassen. Die Aufgabe besteht darin Euch 50 Begriffe einfallen zulassen. Es gibt keine weiteren Vorgaben, so dass es frei überlassen ist, welche Wörter Ihr wählt.Nach 50 Wörtern legt Ihr den Stift zur Seite. Vor Euch liegt nun eine Auflistung von Wörtern, welche Euer Gehirn aus bestimmten Gründen auf diese Art und Weise aneinander gereiht hat. Auf den ersten Blick werdet Ihr nicht zwingend eine Verbindung zwischen den Begriffen sehen. Das wird Eure Aufgabe im nächsten Teil dieser Übung sein. Ihr schaut Euch die Wörterfolge von Anfang bis Ende an und geht anschließend ins Detail. Dabei denkt Ihr darüber nach, warum Ihr genau diese Begriffe aneinandergereiht habt. Ihr versucht herauszufinden, welche Verbindungen Euer Gehirn zwischen den Wörtern produziert hat. Dabei können es vollkommen logische Verbindungen sein, wie beispielsweise Gegensätze oder Reime. Aber auch verrückte Ideen solltet Ihr in die Suche nach Zusammenhängen einbinden, indem Ihr Eurer Kreativität freien Lauf lasst.
Zweite Übung: Gleiche Dinge
Für die zweite Aufgabe nehmt Ihr Euch ein neues Blatt zur Hand. Diesmal gebt Ihr Eurem Gehirn einen konkreteren Rahmen vor, welcher die Antwortmöglichkeiten einschränkt und für ein gezielteres Denken sorgt. Trotzdem bleibt es Euer Ziel, möglichst viele Lösungen zu finden.Den Rahmen dieser Übung stellt die folgende Frage dar: „Was ist rund?“.
Tipp: Da der oben vorgegebene Rahmen trotzdem noch sehr weitläufig ist und eine große Zahl an Lösungen zur Folge haben sollte, gibt es verschiedene Steigerungsformen, welche Euer Denkvermögen noch gezielter ansprechen. Hierfür könnt Ihr die Frage um ein weiteres Kriterium erweitern (z.B.: eine Farbe oder eine Eigenschaft). Ganz in der Tradition von „Stadt, Land, Fluss“ könnt Ihr ebenso nach Begriffen suchen, die mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben beginnen oder enden.
Wirkung der Brainjogging-Übungen
Diese Aufgabentypen leben von dem Hervorrufen von Informationen, Erinnerungen und Erlebnissen. Ihr betrachtet dabei das Wissen in Eurem Kopf. Wenn Ihr diese Übungen gewissenhaft und öfter machen, könnt Ihr beim Denken zwischen kleinen Sprüngen und gedanklichen Riesensprüngen variieren. „Durch dieses Reflektieren erweitert Ihr gleichzeitig Eure Vorstellung von bestimmten Dingen“, erläutert Bien.
„Aber auch beim Lernen hilft Kreativität“, erklärt der Gedächtnistrainer. So basieren beispielsweise Merktechniken auf Eurer Phantasie und Eurem persönlichen Einfallsreichtum. Mit diesen lassen sich problemlos tausende Fakten behalten, berichtet Ulrich Bien weiter. „Je besser Ihr um die Ecke denken könnt, desto leichter fällt Euch das Lernen für die Schule, für die Universität oder die Karriere im Beruf.“
Ein weiterer Vorteil dieser Übungen liegt darin, dass Ihr lernt, Euch zu konzentrieren. „Eine Fähigkeit, die heute oft stark vernachlässigt, wenig gepflegt und gefördert wird“, fügt der Gedächtnisexperte an. Mit gezielten Übungen lässt sich das Konzentrationsvermögen steigern. Der dritte Teil unserer Brainjogging-Serie setzt sich mit genau diesen Trainingsmethoden auseinander.
Unser Experte: Ulrich Bien
Gedächtnistrainer und Lehrbeauftragter an der Universität Eichstätt
Literatur:
Ulrich Bien, Gehirn-Glühen – Die besten Tipps & Übungen für ein geniales Gedächtnis, 1. Auflage, tausendschlau Verlag, 2012, S. 1-5; 64-78