Zugegeben, das Dauerkauen sieht nicht besonders schlau aus und mit offenem Mund hört es sich auch nicht gut an, wenn Sportler im Kreis zusammenstehen und dabei auf ihren Kaugummis herumkauen. Wenn man dann öfter noch das charakteristische „Plop“ hört, platzt in der Regel nicht nur der Kaugummi, sondern auch bei so manchem Trainer der Kragen.
Doch Kaugummi-Freunde halten dagegen, dass sie sich durch das Kauen auf der weichen Masse besser konzentrieren können. Der Wahrheitsgehalt dieser Frage beschäftigt so viele Menschen, dass sogar schon wissenschaftliche Studien zu dem Thema durchgeführt wurden.
Kaugummi-Studie in England
Wissenschaftler der Northumbria University in Newcastle (GB) haben den Einfluss von Kaugummi auf die geistige Leistung untersucht. Sie führten eine Versuchsreihe mit 75 Freiwilligen durch, bei der die Teilnehmer einen 25-minütigen Gedächtnis- und Konzentrationstest absolvieren mussten. Sie teilten die Probanden in drei Gruppen ein. Die erste Gruppe musste vor dem Test 3 Minuten Kaugummi kauen, die zweite machte „Trockenübungen“, kaute also ohne Kaugummi, die dritte Gruppe bekam nichts zu kauen.
Den Test, bei dem sich die Teilnehmer Telefonnummern merken oder sich an Bilder erinnern mussten, absolvierten die Kaugummi-Kauer am besten. Auf Platz zwei folgten die Trockenkauer. Am schlechtesten schnitten die Probanden aus der Kontrollgruppe ab. Die Leistung der Kauer war um 35 Prozent besser als die der Nicht-Kauer. Die Wissenschaftler sahen als bewiesen an, dass Kaugummikauen die geistige Leistungsstärke und die Gedächtnisleistung verbessert. Allerdings fanden die Forscher keine Beweise, dass durch das Dauerkauen die Konzentrationsfähigkeit verbessert wird.
Kauen verbessert die Durchblutung
Noch gibt es keine klaren Beweise, warum Kaugummi-Kauen die Hirnleistung verbessert. Die Forscher haben nur zwei Theorien, die noch weiter erforscht werden müssen. Zum einen wird durch das Dauerkauen der Puls leicht beschleunigt. Bei den Kauern war die Herzfrequenz im Schnitt um drei Schläge pro Minute, bei den Kau-Simulanten noch um 1,5 Schläge erhöht. Dadurch wird auch die Durchblutung verbessert und das Gehirn vermehrt mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das kann die Denkleistung verbessern. Die zweite Theorie besagt, dass das Kauen die Insulin-Produktion anregt. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Zudem stimuliert das Insulin möglicherweise den so genannten „Hippocampus“. Dieser Bereich des Gehirns spielt bei der Gedächtnisleistung eine große Rolle. Leider gibt es aber noch keine Untersuchung, die sich darauf konzentriert hat, ob Kaugummi-Kauen bei der Speicherung von Bewegungsmustern helfen kann.
Positive Auswirkungen von Kaugummi
Auch wenn noch nicht bewiesen ist, dass Kaugummis die Konzentration verbessern, gibt es dennoch positive Auswirkungen: So hilft Kaugummi-Kauen beim Abnehmen. Man vermeidet Heißhunger-Attacken und kann die Lust auf Süßigkeiten unterbinden. Zudem hilft Kauen dabei, Stress zu vermeiden und die psychische Belastung zu kompensieren.
Kaugummis helfen außerdem dabei, die Zähne zu schützen – sofern sie zuckerfrei sind. Denn wer nach dem Essen noch weiter kaut, regt die Speichelproduktion an. Dadurch werden die Säuren im Mund verdünnt, die den Zahnschmelz angreifen. Auch die Kariesbakterien werden reduziert. Kaugummi-Kauen ersetzt aber natürlich nicht das Zähneputzen.
Und auch wenn die Konzentration nicht bei jedem verbessert wird, gibt es trotzdem Gründe, warum man nicht unbedingt darauf verzichten muss.