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5 Gründe für hohe Leberwerte bei Kindern

Viele Eltern sind verwirrt, wenn sie mit ihrem Nachwuchs beim Arzt waren und dieser erhöhte Leberwerte festgestellt hat.
Am Alkoholkonsum wie bei Papa kann es unmöglich liegen und auch Drogen oder Gallensteine scheiden als Ursache in der Regel aus. Machen Sie sich nicht verrückt - nicht immer müssen hohe Leberwerte bei Kindern gleich etwas Schlimmes bedeuten. Abklären lassen sollten Sie das aber auf jeden Fall, denn auch schwerwiegende Erkrankungen kommen als Ursache in Frage.

Was sind diese Leberwerte überhaupt?

Leberwerte sind Blutwerte, die auf die Funktionstüchtigkeit der Leber schließen lassen. Es handelt sich dabei um Enzyme, die Bestandteile von Leberzellen sind und aus diesen freigesetzt werden und in die Blutbahn gelangen, wenn Leberzellen geschädigt wurden.

Am wichtigsten sind fünf dieser Leberenzyme:

• Aspartat-Aminotransferase (AST, ASAT – Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, GOT)
• Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT – Glutamat-Pyruvat-Transaminase, GPT)
• Gamma-Glutamyltransferase (GGT)
• Glutamat-Dehydrogenase (GLDH)
• Alkalische Phosphatase (AP)

Diese Enzyme sind am Energiestoffwechsel, Eiweißabbau und anderen Prozessen beteiligt. Nicht nur Schäden an der Leber können hohe Blutwerte dieser Proteine auslösen, sondern auch viele andere Erkrankungen. Denn diese Enzyme kommen ebenso in anderen Organen vor, wenn auch meistens nicht so reichlich wie in der Leber.

5 Gründe für hohe Leberwerte bei Kindern - Das Wichtigste auf einen Blick!

1. Leberwerte sind Blutwerte von Enzymen, die bei Schädigung von Leberzellen freigesetzt werden und in die Blutbahn gelangen.
2. Die wichtigsten Leberwerte sind AST, ALT, GGT, GLDH und AP.
3. Hauptursachen für hohe Leberwerte bei Kindern sind sportliche Aktivität und Übergewicht.
4. Auch Medikamente wie Schmerzmittel können die Leberwerte erhöhen.
5. Weitere Ursachen sind Infektionen mit Hepatitisviren, Tuberkulose oder Syphilis, Hormonstörungen und Leukämien.

5 Gründe für hohe Leberwerte bei Kindern: Leberwerte bei Kindern sind anders als bei Erwachsenen!

Grundsätzlich ist anzumerken, dass Sie die Leberwerte Ihres Sprösslings nicht mit Ihren eigenen vergleichen dürfen.

Bei Kindern liegen die Normwerte und Referenzbereiche der Leberwerte je nach Altersstufe teils wesentlich höher als bei Erwachsenen. Das Alter wird vom Labor berücksichtigt, das die Blutwerte bestimmt.

Die altersgerechten Angaben zu den Normbereichen finden Sie in der Tabelle mit den Blutwerten, zusammen mit den gemessenen Werten und einer entsprechenden Kennzeichnung, wenn die Werte erhöht (+) oder erniedrigt (-) sind.

5 Gründe für hohe Leberwerte bei Kindern: Warnung!

Hohe Leberwerte sind bei Kindern teils auf harmlose Ursachen, teils auf schwerwiegende Erkrankungen zurückzuführen. In jedem Falle müssen Sie erhöhte Leberwerte weiter abklären lassen, wenn Ihr Kind...

• ständig müde und abgeschlagen ist statt herumzutoben,
• Leistungsfähigkeit und Konzentration gemindert sind,
• es über Unwohlsein klagt und an Erbrechen und/oder Durchfall leidet,
• Schmerzen im rechten Oberbauch angibt,
• der Urin dunkel und der Stuhlgang hell und lehmfarben ist,
Fieber hinzukommt und
• sich Augen und Haut gelblich verfärben.
Bei hohem Fieber, Hautblutungen und/oder geistiger Verwirrung ist SOFORT ein Arzt oder eine Notaufnahme aufzusuchen!

Hohe Leberwerte bei Kindern: Zu viel herumgetobt?

Das ist vermutlich der harmloseste und zugleich verbreitetste Grund für hohe Leberwerte. Einige der Enzyme finden sich außer in der Leber auch im Herzmuskel und im Skelettmuskel. Bei Erwachsenen sind daher auch bei Herzinfarkten einige Leberwerte hoch, was bei Kindern jedoch äußerst selten auftritt.

Haben Sie ein kleines Energiebündel daheim, das den ganzen Tag in Bewegung ist und keine fünf Minuten auf seinem Hintern verbringen möchte, kann das die AST und ALT erhöhen. Auch bei Schrammen und Blessuren oder gar traumatischen Verletzungen sind deren Werte höher als normal.

Kleines Moppelchen?

Mal ehrlich: Hat Ihr Nachwuchs vielleicht ein bisschen mehr auf den Rippen als er sollte? Adipositas wird bei der jüngeren Generation immer mehr zum Problem. Fragen Sie Kinder, ob sie lieber einen Burger mit Pommes und Cola haben möchten oder einen Rohkostsalat und Fencheltee, kennen Sie die Antwort.

Das moderne Nahrungsangebot und die Tendenz zu bewegungsarmem Verharren vor Fernsehen, Computer und Smartphone machen die Sache nur noch schlimmer. Ergebnis ist die klassische Fettleber, die alle Leberwerte in die Höhe treibt.

Schlimmere Krankheiten wie eine hinzukommende Leberzirrhose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Sie an eine Änderung im Ernährungs- und Bewegungsplan nachdenken lassen.

Hepatitis?

Bei uns seltener ein Problem, aber in vielen Ländern, in denen man sich mit Nahrung oder Trinkwasser schnell ein paar Hepatitis-Viren eingefangen hat, gerade bei Kindern oft akut.

Auch bei uns treten Leberentzündungen infolge Virusinfektionen häufiger auf als man gemeinhin denkt und sorgen für hohe Leberwerte bei Kindern. Eine Hepatitis A verläuft oft unbemerkt und heilt problemlos wieder aus. Hepatitis B und Hepatitis C führen langfristig zu erheblichen Leberschäden und verlaufen chronisch. Bei chronischem Verlauf kommt es letztendlich zu Leberzirrhose und schlimmstenfalls Leberversagen.

Medikamente?

Alle Arzneimittel werden über die Leber verstoffwechselt. Daher kann eine langfristige Anwendung die Leberwerte erhöhen. Das gilt für rund 80 Prozent aller Medikamente.

Raten Sie mal, was der häufigste Grund für Leberversagen und Lebertransplantationen bei Kindern ist? Sie werden nur schwer darauf kommen, dass das verbreitete Schmerzmittel Paracetamol dafür verantwortlich ist. Gerade bei Kindern muss dieses Arzneimittel sehr genau dosiert werden, da eine Überdosis die Leberwerte erhöht und die Leber nachhaltig und irreparabel zu schädigen vermag.

Wichtiger als das Alter sind für die Dosierung Gewicht und körperliche Konstitution. Im Zweifelsfalle fragen Sie unbedingt Ihren Kinderarzt oder Apotheker, welche Darreichungsform und Dosis für Junior am besten geeignet ist.

Halten Sie sich daher genau an die Anweisungen Ihres Kinderarztes und der Packungsbeilage. Tabletten, Saft und Zäpfchen sind frei verkäuflich, was vielen Menschen Unbedenklichkeit suggeriert.

Hüten Sie sich bei Kindern vor eigenmächtigen Gebrauch, hohen Dosierungen und langfristiger Anwendung von Paracetamol!

Hohe Leberwerte und Krankheiten, die mit der Leber nichts zu tun haben

Etliche Krankheiten abseits der Leber können auch bei Kindern die Leberwerte erhöhen. Dazu gehören...

• Störungen des Hormonhaushaltes
• Diabetes mellitus
• Störungen der Schilddrüse (Schilddrüsenunterfunktion - Hypothyreose und Schilddrüsenüberfunktion - Hyperthyreose)
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Infektionskrankheiten
• Tuberkulose
• Syphilis
• Krebserkrankungen
• Leukämie

Autor: grossesblutbild.de; Dr. Harald Stephan, wissenschaftl. Fachautor, Doktor der Gesundheitswissenschaften

Quellen, Links und weiterführende Literatur

• Leberwerte Tabelle https://www.grossesblutbild.de/leberwerte
• Deutsche Leberhilfe e.V.: Flyer Erhöhte Leberwerte – Was nun?
• Klaus Dörner: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. 8. Auflage. Stuttgart 2013: Georg Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131297182.
• Nicolas Alexander Graf,‎ Robert Gürkov: BASICS Klinische Chemie: Laborwerte in der klinischen Praxis. 3. Auflage. München 2013: Elsevier/Urban & Fischer-Verlag. ISBN-10: 3437422588.
• Wolfgang Piper: Innere Medizin. 2. Auflage. Stuttgart 2012: Springer-Verlag. ISBN-10: 3642331076.
 

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