Vegane Ernährung – (un)gesund? pixerlio.de/Sigrid Rossmann

Vegane Ernährung – (un)gesund?

Vegetarier essen kein Fleisch, das weiß man. Veganer gehen noch einen Schritt weiter und verzichten komplett auf tierische Produkte, also Milch, Eier, Käse, bis hin zu Honig. Ihre Ernährung unterscheidet sich also grundlegend von der des Normalverbrauchers. Ist das eigentlich noch gesund? Worauf muss man bei einer veganen Ernährung achten?

Es gibt unterschiedliche Angaben über die Zahl der Veganer in Deutschland. Sie reichen von 250.000 bis zu 600.000. Das kommt daher, dass es verschiedene vegane Lebensformen gibt, und man sich als Veganer nirgends „outen“ muss. Von einigen Hunderttausend muss man aber ausgehen. Vegetarier gibt es übrigens etwa zehn Mal so viele.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Für einige ist der Tierschutz Auslöser zu einer Ernährungsumstellung, andere weisen auf die Umweltverträglichkeit und das Problem der Welternährung hin. Und außerdem ist eine vegane Ernährung ja sowieso gesünder – oder?

Veganer sind gesünder

Es ist mittlerweile bekannt, dass Veganer nicht so oft an Übergewicht, hohem Blutdruck oder anderen Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Diabetes leiden. Insofern sind sie durchschnittlich gesünder als andere. Dabei spielt aber auch die Tatsache eine Rolle, dass Veganer grundsätzlich gesundheitsbewusster leben. Sie rauchen und trinken seltener, treiben dafür aber mehr Sport als der Durchschnittsbürger – es muss also nicht allein an der rein pflanzlichen Ernährung liegen.

Mangelerscheinungen durch vegane Ernährung

Wer auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier oder Käse verzichtet, muss die Vitamine und Nährstoffe, die sich in diesen Lebensmitteln befinden, anderweitig aufnehmen. Veganer sind der Meinung, dass das durch eine abwechslungsreiche und ausgewogene, pflanzliche Ernährung möglich ist.

Skeptischer ist da die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Veganer benötigen ein umfangreiches Ernährungswissen, um ihre Kost so zusammenzustellen, dass sie nicht zu Mangelerscheinungen führt“, erklärt Prof. Dr. Günther Wolfram, Präsidiumsmitglied des DGE, im Magazin „Focus“.

Vitamin B12, Kalzium, Eisen und Eiweiß

Diese Nährstoffe werden normalerweise vor allem durch Fleisch oder Milchprodukte aufgenommen. Kalzium findet sich vor allem in Milcherzeugnissen, tierisches Eisen ist für den Körper besser verwertbar als Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln. Pflanzliche und tierische Eiweiße sind normalerweise eine gute Kombination für den Körper, die bei veganer Ernährung allerdings wegfällt.

Nun können diese Nährstoffe, aber auch andere wie Zink, Jod oder Vitamin D, durch einen sorgfältig zusammengestellten Speiseplan von Veganern in ausreichender Menge aufgenommen werden. Schwieriger wird es beim Vitamin B12, denn das kommt ausschließlich in tierischer Nahrung vor. Vitamin B12 wird vom Körper zur Bildung der roten Blutkörperchen benötigt und schützt außerdem vor Herz- und Kreislauferkrankungen. Der körpereigene Vorrat ist normalerweise für mehrere Jahre ausreichend, aber bei einer streng veganen Ernährung ist er irgendwann aufgebraucht.

Nicht zu empfehlen für Senioren, Schwangere und Kinder

Studien an Veganern haben Risikogruppen identifiziert, die besonders vorsichtig sein müssen. Dazu gehören Kinder und Senioren, die bestimmte Nährstoffe noch nicht oder nicht mehr so gut aufnehmen können und ihre Nahrung am besten durch tierische Produkte ergänzen sollten. Gerade Kinder brauchen sehr viel Energie, die durch rein pflanzliche Lebensmittel schwerer zu bekommen ist.

„Menschen mit einem erhöhten Nährstoffbedarf ist von einer veganen Kost dringend abzuraten; dazu gehören schwangere und stillende Frauen, ältere Menschen und Kinder. Für Säuglinge und Kleinkinder ist sie sogar gefährlich“, macht Prof. Dr. Wolfram deutlich. Das liegt daran, dass diese besonders viele Nährstoffe brauchen. Eine einseitig vegane Ernährung kann hier zu Mangelerscheinungen führen, die sich auf Wachstum und Entwicklung der Kinder gesundheitsschädigend auswirken. Das belegt eine Studie, die 2008 in der Zeitschrift „Nutrition Reviews“ vorgestellt wurde. Vegane Väter und Mütter sollten ihren Kindern Fleisch- und Milchprodukte also nicht vorenthalten.

Gesunde vegane Ernährung muss gut überlegt sein

Wer nicht zu den genannten Risikogruppen gehört und sich vegan ernähren will, sollte sich zunächst ärztlich untersuchen lassen. Ein regelmäßiger Check auf Mangelerscheinungen ist der beste Schutz vor den Risiken, die ein veganer Speiseplan mit sich bringt. Zudem sollte man sich gut über die einzelnen Lebensmittel informieren und am besten mit einem Ernährungsberater einen Ernährungsplan aufstellen. Was die Versorgung mit Vitamin B12 angeht, ist es ratsam, auf ein Vitaminpräparat zurückzugreifen.

Mehr zum Thema Ernährung: www.worldsoffood.de

Quellen:

Vegane Ernährung: Nährstoffversorgung und Gesundheitsrisiken im Säuglings- und Kindesalter (DGE) http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1130

http://etmd.nal.usda.gov/bitstream/10113/17955/1/IND44063369.pdf

http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/vegetarisch/ausgewogen-ernaehren_aid_7663.html