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Was ist Medical Wellness?

Wellness ist heute wohl vielen ein Begriff. Er verspricht Entspannung, Wohlbefinden und Erholung. Was ist aber Medical Wellness? Es hat offensichtlich etwas mit Medizin zu tun. Aber was ist es genau? Verschiedene Verbände streiten darüber.

Wellness – ein Konzept, mit dem sich heute ganz offensichtlich viel Geld verdienen lässt. Überall prangen Schilder und Werbeangebote für Wellness. Oft werden dabei Kosmetikbehandlungen, Massagen, Sauna, Whirlpool und ähnliches angeboten. Eine Studie der Universität Greifswald aus dem Jahr 2009 bestätigt, dass sich auch Gesundheitstouristen nicht etwa für ärztliche Behandlungen oder Kuranwendungen interessieren, sondern vielmehr oben genannte Wohlfühl-Angebote erwarten. Dagegen ist der Wunsch nach (Krankheits-) Prävention oder eigenverantwortlichen Urlaubsaktivitäten für die Gesundheit nicht weit verbreitet.
 

Wellness – Gesundheit und Wohlbefinden

Genau hierauf baut aber die Bedeutung von Wellness nach Angaben des Deutschen Wellness Verbands (DWV) und des Arbeitskreises Medical Wellness. Wellness sei die Kombination aus objektiv guter Gesundheit und subjektiv erlebtem Wohlbefinden. Dafür reiche es eben nicht, sich passiv verwöhnen zu lassen. „Wellness ist ein aktives Bemühen um die eigene Gesundheit mit dem Ziel, dauerhaft ein Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele herzustellen, einen ausgeglichenen Zustand von Wohlbefinden und guter Gesundheit“, heißt es auf der Website des Arbeitskreises.
 

Medical Wellness

Innerhalb dieser umfassenden Wellness-Bewegung kann Medical Wellness laut dem Arbeitskreis zu Folge als Teilbereich verstanden werden. Der Arbeitskreis, in den auch der Deutsche Medical Wellness Verband (DMWV) eingebunden ist, nennt explizit die Verbindungsglieder zwischen Medizin und Wellness: „Medical Wellness beschreibt eine Entwicklung, bei dem spezielle Wohlfühlangebote mit sinnvollen medizinischen Leistungen kombiniert werden. […] Grundlage dieser Maßnahmen ist ein individueller Anwendungsplan, aus sinnvoll abgestimmten medizinischen Behandlungen und kompetenten Wohlfühl-, Bewegungs- und Entspannungsangeboten, der die individuellen Möglichkeiten, Neigungen und Bedürfnisse des Gastes berücksichtigt, zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil motiviert und immer seinen aktuellen Gesundheitszustand berücksichtigt.“

Lutz Lungwitz, der Vorsitzende des DMWV, stellt dabei besonders die Gesunderhaltung in den Vordergrund. Normale Wellness-Angebote sind seiner Meinung nach nur auf ein momentanes Wohlfühlen ausgelegt, ohne eine Nachhaltigkeit im Auge zu haben.
 

Unstimmigkeiten in der Begriffswahl

Hier entsteht das Problem, aufgrund dessen es mit dem DWV und dem DMWV zwei verschiedene Verbände gibt. Erst wegen der (angeblichen) Definitionsproblematik ist der DMWV ins Leben gerufen worden.
 
Wie bereits erklärt, gehört für den DWV ebenfalls eine dauerhafte positive Lebensqualität zu den Zielen von Wellness. Die Meinung von Lungwitz, dass Wellness allein nur für Wohlfühlen steht, wird also vom DWV nicht geteilt.
 
Lutz Hertel, der Vorstandsvorsitzende des DWV, sträubt sich zudem gegen den Begriff „Medical Wellness“, den sein Verband für Nonsens hält. Die Ausdeutungen der Begriffe Wellness und Medical Wellness sind in beiden Verbänden schlicht andere. Hertel: „Medical Wellness führt zu einem Fehlverständnis von Wellness. Kranke Menschen zu behandeln, ist Aufgabe medizinischer Versorgungsstrukturen und -systeme. Natürlich kann jeder Mensch auch andere Wege als Selbstzahler wählen, bis hin zu Geistheilung und Voodoo. Das alles hat aber nichts mit Wellness zu tun.“ Eine Aussage, der allerdings auch Lutz Lungwitz vom DMWV zustimmt. Obskure Behandlungen unter einem medizinischen Deckmantel sind beim DMWV keineswegs gemeint.
 

Was beinhalten (Medical) Wellness-Behandlungen?

Hertel schränkt die Ablehnung des DWV gegen eine ärztliche Wellness-Behandlung ein: „Solange sich ein Arzt im Rahmen einer Wellness-Behandlung darauf beschränken würde, den Menschen zu gesunden Emotionen, Gedanken und Handlungen zu motivieren und anzuleiten, wäre nichts gegen eine medizinische Begleitung einzuwenden.“ Auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie Rückenschmerzen, sieht Hertel durchaus Vorzüge einer ärztlichen Begleitung: „In der Regel sind Änderungen von Verhaltens-, Denk- und Einstellungsmustern angezeigt, um substanzielle und vor allem nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Entsprechende Aktivitäten müssen jedoch mit medizinischem Sachverstand geplant und umgesetzt werden. Fachärzte für physikalische und rehabilitative Medizin können im Rahmen solcher Programme sehr nützlich sein.“ Dafür bräuchte man jedoch keinen neuen Begriff.

Den hat der DMWV allerdings geschaffen, um die Nachhaltigkeits- und Gesundheitskomponente zu stärken, was Lungwitz auch klar ausdrückt: „Ein Wellnessangebot aus Gesundheitsgründen zu buchen halte ich für nicht richtig. Gesundheitsangebote sind für mich Medical Wellness Angebote.“
 

Fazit: Zwei Begriffe, eine Meinung

Die beiden Wellness-Verbände machen es sich augenscheinlich gegenseitig schwer. Obwohl sie nach Ansicht der Autorin das gleiche meinen und mit ihren Angeboten erreichen wollen, benutzen sie verschiedene Begriffe. Dabei sind Wohlbefinden, Nachhaltigkeit und eine dauerhafte Gesundheit für beide das primäre Ziel von Wellness beziehungsweise Medical Wellness.
 
Für Interessierte gilt deshalb folgendes: Wichtig ist, dass man sich nicht nur passiv verwöhnen lässt, sondern auch selbst aktiv wird. Wer (Medical) Wellness mit Urlaub verknüpfen möchte, der hat gleich mehrere Zertifikate zur Auswahl, die Hotels und anderen Einrichtungen eine gute Qualität der Angebote bescheinigen. Sowohl der DMWV (“The Leading Medical Wellness Hotels and Resorts“ und „The Leading Medical Wellness Clinics and Spa“) als auch der DWV („Deutsches Wellness Zertifikat“) prüfen Einrichtungen, um den Suchenden Hilfen bei der Wahl des Urlaubsortes an die Hand zu geben.

 

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